Schon bei der Anfahrt zu seinem Atelier empfängt uns sein neuestes Werk: „Europa“, nennt es der 30-jährige Tobias Ballaty, der gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern erst seit ein paar Monaten in dem idyllischen Heim, wenige Minuten von der Landeshauptstadt entfernt, lebt und arbeitet.

Schweißtreibendes Handwerk
„Es ist vor Kurzem fertig geworden“, sagt Ballaty. Europa entstand aus einem 15 Tonnen schweren Block aus griechischem Marmor, der bislang größte Stein, den der Salzburger bearbeitet hat. Den Stein hat er sich selbst in Athen ausgesucht und mit Lkw und Ladekran in den Flachgau gebracht. Über zwei Monate hat er fast täglich bis zu zehn Stunden daran gearbeitet – mit Hilfe einer Flex und per Hand. „Mit Meißel und Hammer mag ich es am liebsten, denn da sehe ich genau, was die Hand macht“, beschreibt der 30-Jährige im Gespräch mit SALZBURG24 die körperlich anstrengende Arbeit.
Europa besteht aus drei Teilen, die ohne den Sockel eigentlich umfallen würden – der mittlere Teil kommt gar nicht mit dem Boden in Berührung, er schwebt, und findet seinen Halt überhaupt nur über seinen linken und rechten Nachbarn. „Für mich ist die Form aber nur ein kleiner Teil meiner Arbeit“, sagt Ballaty. „Mir geht es um die Oberfläche, um das Spiel von Licht und Schatten.“ Und in diesem Moment zeigt uns die sanfte Abendsonne, was der Künstler meint.

Skulpturen aus Herz, Verstand und Intuition
„Wenn eine meiner Skulpturen den Menschen gefällt, bedeutet mir das viel mehr, als wenn es ein Kunstexperte analysiert, bewertet und für gut empfindet“, sagt der Salzburger. „Total gefallen hat mir, als ich im Europark gesehen habe, wie Kinder auf einer der Skulpturen gespielt haben.“ Seine Werke entstünden aus einer Mischung zwischen Verstand und Intuition. „Schafft man es beides zu vereinen, ist man beim Herz.“ So entsteht das Model für eine neue Skulptur meist im Vorfeld im Kopf, der Stein selbst, gibt dann seine Eigenschaften dazu und dadurch die weiteren Formen vor.

"Solange ich arbeite, bin ich extrem kritisch"
Und wann ist man fertig? „Das ist eine schwierige Frage“, meint der Künstler. „So lange ich arbeite, bin ich extrem kritisch – und plötzlich ist von einem Tag auf den anderen Schluss“, so Ballaty. Ein Kunstwerk lebe durch das Entstehen. „Man kann sowas auch zu fertig machen, das ist die große Gefahr.“
Neben Stein arbeitet Ballaty auch mit anderen Materialien, wie etwa Bronze. Ein Auszug seines Schaffens ist noch bis Endes dieses Jahres im Europark ausgestellt und das vor seiner nächsten großen Ausstellung im kanadischen Montreal.

Über Tobias Ballaty
Tobias Ballaty wurde 1989 in München geboren. Er studierte ursprünglich Musik bei Waldemar Thilo, später Kunst und Bildhauerei bei Peter Semperboni und Christian Hitsch sowie Naturwissenschaft bei Dr. Armin Husemann.
Auf die künstlerische Bedeutung seines Schaffens wurde die international renommierte Kunstsammlung Würth früh aufmerksam. Sie erwarb im Jahr 2017 alle seit seiner Selbständigkeit entstandenen Werke und nahm sie in ihre Sammlung auf.
(Quelle: salzburg24)