Es ist einer der gesellschaftlichen Mega-Trends unserer Zeit: Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, und auch viele Fleischesser versuchen, den Konsum tierischer Produkte zumindest zeitweise zu reduzieren. Österreichweit bezeichnen sich mittlerweile knapp zehn Prozent der Bevölkerung als vegetarisch, etwa ein Prozent lebt vegan. Eine von ihnen ist die Salzburgerin Katharina Job. Die 26-Jährige macht auf ihrem Blog kathiescloud.com vor allem mit kreativen vegetarischen und veganen Rezepten von sich reden.
Veganismus bedeutet, dass auf jegliche Produkte tierischen Ursprungs verzichtet wird, während Vegetarier teilweise Eier, Milchprodukte und Fisch konsumieren. Auf einem veganen Speiseplan stehen demnach auch kein Honig und keine Lebensmittel, die Zusatzstoffe tierischen Ursprungs enthalten.
Vegan: Verzicht als Bereichung des kulinarischen Horizonts
Heute stünden viele (auch heimische) Produkte auf ihrem Speiseplan, die sie bis vor kurzem nicht einmal gekannt habe - darunter zum Beispiel Schwarzwurzel oder mehrere Urgetreidesorten. Wer bei veganer Ernährung an Eintönigkeit denke, liegt falsch. Das beweist nicht zuletzt die bunte Rezeptgalerie auf ihrem Blog. Vegane Fleischersatzprodukte kämen aber nicht auf ihren Teller. "Hier muss unterschieden werden, ob sich jemand aus gesundheitlichen Gründen vegan ernährt oder aus ethischen Gründen", erklärt Job, "wer des Tierleides wegen auf Fleisch verzichtet, für den sind Sojaschnitzel und Co. eine tolle Alternative."
Glaubt man einer Umfrage des Portals Vegan.eu, verzichten viele Veganer aber großteils auf die Alternative. 68,6 Prozent der Befragten essen veganen Fleischersatz seltener als einmal wöchentlich bis gar nicht, gerade einmal 0,8 Prozent verzehren die Ersatzprodukte täglich.
Ernährungsexpertin: Veganismus führt zu Mangelerscheinungen
Dem ist sich Katharina Job durchaus bewusst, wie sie sagt, und verrät dabei ein paar ihrer Vegan-Tricks. Ihre Zahnpasta sei beispielsweise mit Vitamin B12 angereichert, damit sie keine Nahrungsergänzungsmittel in Kapsel- bzw. Tablettenform nehmen müsse. "Eisen aus pflanzlichen Quellen wird besser in Verbindung mit Vitamin C, etwa in Citrusfrüchten enthalten, aufgenommen", so Job. Um aber jegliches Gesundheitsrisiko auszuschließen, lasse sie ihre Nährstoffwerte einmal jährlich beim Arzt durchchecken. Dies hält Ernährungsexpertin Gudrun Pichler für einen positiven Aspekt veganer Ernährung. "Veganer leben bewusster. Sie betrachten ihre Ernährung deutlich reflektierter als andere."
Österreichische Hausmannskost "leide" an Fleischüberfluss
An sich stehe sie dem Trend aber positiv gegenüber: "Die traditionelle österreichische Küche besteht nun einmal zum Großteil aus Fleisch mit Beilagen, wie Kartoffeln oder Knödel. Mehr Gemüse auf dem Teller würde niemandem schaden." Viele Wohlstandskrankheiten seien allein durch diese übermäßige Energiezufuhr bedingt. Ein bis zweimal Fleisch pro Woche sei völlig ausreichend, um den Nährstoffspeicher aufzufüllen.
Veganismus endet nicht beim Essen
Ein veganer Lebensstil ist für Katharina Job jedoch nicht bloß auf die Ernährung begrenzt, sondern hat sowohl Auswirkungen auf Kosmetik, Kleidung sowie ihre generelle Lebenseinstellung. Für sie steht Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Vegane Kosmetik verzichtet auf jegliche tierische Inhaltsstoffe und wird meist gänzlich ohne Tierversuche hergestellt. Vegane bzw. faire Mode wird unter ethisch korrekten Bedingungen hergestellt – also fair in der Herstellung und im Handel.
Dass das Label "fair" sich im Preis niederschlägt, lässt sich nicht abstreiten. Kritik, dass dies für "Otto Normalverbraucher" nicht leistbar sei, lässt Job aber nicht gelten. "Wir leben heute in einer Konsumgesellschaft, in der viel zu viele unnütze Dinge gekauft werden. Bei vielen hängen Kleidungsstücke jahrelang ungetragen im Schrank, ehe sie weggeworfen werden. Wer nur kauft, was er wirklich braucht, kann auch auf Qualität achten", ist sie überzeugt. Dies untermauert eine aktuelle Umfrage der Umweltschutzorganisation Greenpeace in Deutschland. Von den 5,2 Milliarden Kleidungsstücken in deutschen Kästen würden 40 Prozent sehr selten oder nie angezogen. Jeder Achte trage seine Schuhe weniger als ein Jahr lang. Kaum jemand lasse Kleidung ausbessern. Fast die Hälfte der Befragten hat demnach in den vergangenen sechs Monaten Kleidung weggeworfen. "Das geht zulasten der Umwelt und der Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert", kritisiert Greenpeace, denn nur jeder Vierte achte demnach beim Kauf auf nachhaltige, umweltverträgliche oder faire Produktion.
Vegane Szene in Salzburg wächst
In Sachen biologische und faire Mode besteht in Salzburg deutlicher Aufholbedarf, so Job. Bei manchen Einkäufen sei es noch schwierig, ihre Überzeugung in die Tat umzusetzen. Hier muss sie dann doch auf "konventionelle" Produkte zurückgreifen.
Anders sieht es in der Salzburger Lokalszene aus, diese biete mittlerweile zahlreiche kulinarische Möglichkeiten. Angefangen von rein veganen Frühstückscafès bis hin zu Restaurants wachse das Angebot stetig. Auch in vielen traditionellen Gasthäusern schlägt sich der Trend langsam in der Speisekarte nieder. "Das freut einen dann schon, wenn es mehr Auswahl als Salat und Nudeln mit Sauce für mich gibt", schmunzelt die 26-Jährige.
(Quelle: salzburg24)