"Der 30. April gehört zu einer ganzen Reihe von Stör- und Unruhenächten. Dabei ist der Begriff ‚stören‘ nicht im heutigen Sinne gemeint, sondern bezeichnet herumwandern", so Greger im Gespräch mit SALZBURG24. Gemeint sind damit Gruppen junger Burschen, die in dieser Nacht durch das Dorf ziehen und dabei allerlei Schabernack im Kopf haben.
"Philippinacht" vor allem im Flachgau bekannt
Die Bezeichnung der "Philippinacht" oder des "Philipplns" kommt dabei vom Apostel Philippus, dem am 30. April gedacht wurde. Bekannt ist der Brauch vor allem in den Flachgauer Gemeinden Plainfeld, Koppl, Wals-Sizenheim und Anif, zieht sich aber zum Teil auch bis in das angrenzende Oberösterreich nach Vöcklabruck, Kirchdorf und Gmunden. Die Aufzeichnungen reichen dabei bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, der Brauch dürfte aber seit der Vormoderne existieren.

Rüge-Brauch in Salzburg
In der Nacht zum 1. Mai zogen also Gruppen junger Männer durch die Dörfer, und wiesen unordentliche Bauern durch verschiedenste Aktionen auf die einzuhaltende Ordnung hin. "Es ist gewissermaßen ein Rüge-Brauch, bei dem alles, was nicht niet- und nagelfest ist, weggetragen und zum Teil phantasievoll wieder zusammengestellt wird. Man hat damals geschaut, wer im Dorf unordentlich ist und beispielsweise sein Dach nicht in Ordnung hat. Dem hat man dann einen Strohmann mit einer Axt aufs Dach gesetzt. In der Moosstraße in Salzburg hat man die Torfziegel den Bauern von den Wägen geräumt und neu aufgestellt", so Greger.
"Die jungen Männer haben es natürlich übertrieben"
Während der "Philippinacht" gab es schon seinerzeit Beschwerden, "weil es die jungen Männer dabei natürlich übertrieben haben", so Greger und gibt weiter an: "Die Regel war praktisch, alles war herumliegt und nicht gut gesichert ist, darf man auch nehmen. Die Bauern mussten deshalb ihre Wägen mit Ketten versperren. Auch Jauchefässer wurden in die moorigen Gebiete in Moos und Leopoldskron hineingeworfen, sodass die Landwirte sie am nächsten Tag mühevoll herausholen mussten."
"Philippln" als erzieherische Maßnahme
Beim "Philippln" ging es aber weniger um einen Freibrief zum Unruhe stiften, als vielmehr um eine erzieherische Maßnahme, wie Greger weiter angibt: "Das spannende an dem Brauch ist, dass die jungen Männer damals durch das ‚Philippln‘ die dörfliche Norm vorgestellt bekamen. Sie bekamen also direkt vor Augen geführt was passiert, wenn sie unordentlich werden", weiß Greger.
Brauch weitgehend ausgestorben
Heute gilt das "Philippln" weitgehend als ausgestorben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es noch praktiziert, Erwähnung findet der Brauch im Volkskunde-Atlas aus dem Jahr 1956.
(Quelle: salzburg24)