Einjährige Datensammlung

Wie stark weht der Wind am Salzburger Lehmberg?

Veröffentlicht: 03. Juli 2023 13:05 Uhr
Neben der "Großen Plaike" in der Kolomansberggruppe errichtet die Salzburg AG nun einen Masten, um die dort vorherrschenden Windgeschwindigkeiten zu messen. Hintergrund ist der geplante Windrad-Park am Lehmberg im nördlichen Flachgau.

Noch steht kein einziges Windrad im Land Salzburg. Das könnte sich in naher Zukunft aber ändern. Denn die Errichtung eines Windmessmasten östlich der "Großen Plaike" am Sattel des Lehmbergs wird im Laufe dieses Sommers geplant – ein konkretes Datum wurde in der Salzburg AG-Aussendung am Montag aber nicht genannt. Die Messungen im Gebiet zwischen Henndorf, Neumarkt und Thalgau (alles Flachgau) sollen jedenfalls etwas mehr als ein Jahr dauern und "zuverlässige Daten zu den Windverhältnissen vor Ort und in den einzelnen Höhenlagen liefern", heißt es. An diesem Projekt arbeitet die Salzburg AG gemeinsam mit der Wien Energie.

Ziel: 25 Windräder bis 2030

Die Salzburger Landesregierung hat sich im "Masterplan Klima+Energie 2030" das Ziel gesetzt, die gesamte Stromerzeugung im Bundesland auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Neben Wasserkraft und Photovoltaik spielt auch die Windenergie eine entscheidende Rolle. In einem eigenen Entwicklungsprogramm des Landes sind elf sogenannte Windvorrangzonen vorgesehen. Auch der Lehmberg ist – sofern die Voraussetzungen gegeben sind – einer dieser ausgewiesenen Standorte. Demnach sollen bis 2030 insgesamt 25 Windräder im Land Salzburg stehen.

Windvorrangzonen im Land

Bereits im Herbst 2021 wurden vom Land Salzburg verschiedene Windvorrangzonen in allen Bezirken festgelegt. Dort sollen schnellere Zulassungs- und Genehmigungsverfahren möglich sein. Massive Kritik – vor allem an den alpinen Standorten – kam damals umgehend vom Alpenverein und auch von der Landesumweltanwaltschaft.

Flachgau

  • Rannberg-Ebenholzspitz bei Faistenau und Hintersee
  • Lehmberg bei Thalgau, Henndorf und Neumarkt

Tennengau

  • Ofenauer Berg in Golling
  • Anzenberg in Hintersee-Krispl-Gaißau

Pongau

  • Windsfeld bei Flachau
  • Schneeberg in Mühlbach am Hochkönig
  • Sulzau bei Werfen

Pinzgau

  • Resterhöhe-Rossgruberkogel zwischen Mittersill und Bramberg
  • Hochalm in Saalbach-Hinterglemm
  • Hochegg in Dienten am Hochkönig

Lungau

  • Pirkegg in Ramingstein

"Der Start der Windmessungen am Lehmberg in diesem Sommer ist ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende", sind sich die beiden Salzburg AG-Vorstände Michael Baminger und Brigitte Bach sowie Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Wien Energie, einig.

Lehmberg als Standort für Windräder?

Die Windmessungen aus den Vorprojekten am Lehmberg seien bislang vielversprechend gewesen, dass nun weitere, exakte Messdaten erhoben werden. Damit sollen verlässliche Informationen über die tatsächlichen Windverhältnisse – Stärke, Richtung, Turbulenzsituation – in unterschiedlichen Höhen am Windmessmast gesammelt werden.

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Auf Basis dieser Messdaten könne dann festgestellt werden, ob sich der Standort am Lehmberg für ein nachhaltiges Windenergieprojekt langfristig eignen würde. Schon seit dem Jahr 2004 ist dort eine Windkraftanlage geplant. Wann sie nun tatsächlich Gestalt annimmt, bleibt aber weiterhin unklar.

Gescheiterte Windrad-Projekte in Salzburg

Kritik am Bau von Windrädern kommt nicht nur von Bürger:innen, sondern auch von Teilen der Politik und Vereinen. Im Land Salzburg scheiterten bis dato Versuche, neue Windkraftanlagen aus dem Boden zu stampfen, am Widerstand: So etwa der Samson-Windpark am Aineck in St. Margarethen im Lungau, wo der örtliche Tourismusverband Unterschriften gegen das Projekt sammelte.

Bei einer Bürgerbefragung in Thomatal (Lungau) im Herbst 2014 sprach sich die deutliche Mehrheit gegen Windenergie in der Nachbarschaft aus – 15 große Windräder hätten damals errichtet werden sollen. Argumentiert wurde in beiden Fällen mit dem Wert der unberührten Natur.

Argumente gegen Energiegewinnung aus Windkraft

  • Wind ist nicht konstant verfügbar
  • Speichern der erzeugten Windenergie noch nicht möglich
  • Windkraftanlagen sind nicht geräuschlos: Mindestabstände zu Wohnhäusern nötig
  • Teurer Bau von Windkraftanlagen
  • Auswirkungen auf das Landschaftsbild
  • Unklar ist, ob und wie viele Vögel, Fledermäuse und Insekten durch Windkraftanlagen beeinträchtigt werden

Der von Salzburg aus gesehen nächste Windpark befindet sich übrigens in der oberösterreichischen Gemeinde Munderfing (Bezirk Braunau). Die insgesamt sechs Windkraftanlagen haben eigenen Angaben zufolge eine Gesamtleistung von 18,5 Megawatt.

Wie funktioniert Windkraft?

Windkraft wird erzeugt, indem man die kinetische Energie der Luftströmungen der Atmosphäre nutzt. Weil die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zunimmt, seien Großwindkraftanlagen Fachleuten zufolge deutlich effizienter als Kleinwindkraftanlagen. So sei die Leistung in 80 Metern Höhe bis zu sieben Mal größer als in zehn Metern Höhe. Hinzu kommt, dass die Leistung der Anlage mit dem Rotordurchmesser quadratisch steigt. Eine moderne Windkraftanlage mit etwa fünf Mega-Watt elektrischer Leistung könne derzeit jährlich so viel Strom erzeugen, die von rund 3.700 Haushalten im Jahr benötigt werde. Ein typisches Windrad habe eine sogenannte Nabenhöhe von 100 Metern und eine Leistung von drei Mega-Watt, um emissionsfrei Strom für etwa 1.800 Haushalte zu erzeugen.

Fachleute zeigen sich davon überzeugt, dass Windkraftanlagen in den Bergen den Skigebieten auch die Chance eröffnen könnten, sich langfristig selbst mit kostengünstiger und klimaneutraler Energie zu versorgen. Argumentiert wird auch damit, dass die Wintersportgebiete ohnehin schon mit Liftanlagen verbaut sind.

(Quelle: salzburg24)

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