Dem Roten Kreuz zufolge sei für alle Flüchtlinge Platz in den fünf beheizten Großzelten gewesen. Rund 300 hätten sich jedoch trotz freier Plätze in den Zelten entschlossen, im Abfertigungsbereich am nördlichen Rand der Sammelstelle auf die Busse zur Weiterfahrt zu warten. "Wir haben mehrfach angeboten, die Zelte zu benützen, aber die Menschen wollten lieber die ersten sein, die in Busse steigen können", so Rotkreuz-Sprecher August Bäck zur APA.
Flüchtlinge via Zug nach Salzburg und Oberösterreich
In der Früh begannen die Transporte um 5.00 Uhr, so die Polizei. Mit Bussen wurden die ersten Personen weggebracht, rund 1.300 Menschen fuhren mit drei Sonderzügen der ÖBB von Graz weiter, weitere drei Regelzüge brachten Flüchtlinge in Richtung Oberösterreich und Salzburg. Mit einem Nachlassen des Zustroms sei der Exekutive zufolge nicht zu rechnen - man rechnet mit Neuankünften von Flüchtlingen in einem Ausmaß wie in den vergangenen Tagen. "Sofern die Weiterfahrt der Flüchtlinge wie zuletzt aufrechterhalten werden kann, ist ein geordneter Ablauf vor Ort zu erwarten", so Polizeisprecher Oberst Joachim Huber. Die steirische Landespolizeidirektion werde von Kollegen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland unterstützt.
Im zweiten steirischen Flüchtlingsschwerpunkt an der Grenze, in der Sammelstelle Bad Radkersburg, waren gegen 9.00 Uhr keine Flüchtlinge mehr. Mit weiteren Ankünften wurde jedoch gerechnet.
Großer Andrang in der Nacht
Trotz des großen Andrangs in der Nacht auf Donnerstag - die Einsatzkräfte hatten den vordersten Bauzaun geöffnet, da sich hier in kurzer Zeit vom slowenischen Camp in Sentilj kommend fast 3.000 Menschen eingefunden hatten - verlief der Grenzübertritt relativ geordnet. Um den Druck aus der Ansammlung zu nehmen, wurde der Zaun geöffnet. "Die Menschen sind für diese Masse erstaunlich geordnet fast in Viererreihen in die Sammelstelle gekommen. Natürlich gab es einen plötzlichen Andrang im Sanitätszelt beim 'Medical Screening' und bei der Essensausgabe", so Rotkreuzsprecher Bäck. Aber selbst einige der Mitarbeiter hätten den Andrang anfangs gar nicht bemerkt.
Medizinisches Personal voll gefordert
In Spielfeld und in Bad Radkersburg mussten rund 300 Personen medizinisch versorgt werden: "Verkühlungen, Kreislaufschwächen, viele Menschen sind geschwächt, einigen war schwindlig. Wir hatten auch einige Diabetiker", sagte der Rotkreuz-Mann. Vier Transporte in Krankenhäuser mussten durchgeführt werden: "Bei zwei Kinder mussten wir den Gesundheitszustand näher abklären lassen, bei einer Person wurde eine Wunde genäht. Weiters wurde eine gynäkologische Untersuchung gemacht". Die Dolmetscher hätten vor allem im Sanitätsbereich alle Hände voll zu tun: "Diabetiker zum Beispiel brauchten Medikamente - da ist man sehr gefordert als Übersetzer beim Erläutern, dass eine Arznei praktisch die gleiche ist wie jene, welche die Patienten sonst kennen - sie heißt hier eben anders", schilderte Bäck eine Situation.
Keine schweren Notfälle
Beim Roten Kreuz wandte man sich gegen die auf Online-Plattformen offenbar bewusst gestreuten Gerüchte. "Anders als dort behauptet gab es keine schweren Notfälle", so Bäck. Die flüchtenden Menschen seien geschwächt, die Strapazen wirkten sich besonders bei Kindern, älteren Personen oder schwangeren Frauen aus. "Herzinfarkte oder schwerste Verletzungen oder gar Geburten wurden keine registriert", sagte Bäck zur APA. Der Rettungs- und Krankentransportdienst verlaufe jedenfalls in der Steiermark reibungslos - die Teams im Bezirk Leibnitz würden weiterhin aus dem ganzen Land unterstützt.
(APA)
(Quelle: salzburg24)