Überlastung droht

Fünf-Punkte-Plan soll Salzburgs Spitäler entlasten

Den Salzburger Landeskliniken droht die völlige Überlastung. Es drohe eine Notstandssituation einzutreten, in der intensivmedizinische Triagierungen vorgenommen werden müssen.
Veröffentlicht: 16. November 2021 14:11 Uhr
Im Bundesland Salzburg wird es vorerst keinen Lockdown geben. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) will dies „so lange es möglich ist“ vermeiden. Dienstagnachmittag legte er bei einer Pressekonferenz einen fünfstufigen Aktionsplan vor.

Dieser Plan sieht zuerst eine Steigerung der Impfquote vor. Haslauer hoffe, dass die Pandemie durch die gesetzten Maßnahmen einen "Knick" erfahre und dies zu einer Entlastung der Spitäler führen werde. Derzeit könnten in Salzburg alle Notfallpatienten noch versorgt werden.

Fünf Maßnahmen sollen Spitäler entlasten

Mit fünf Maßnahmen sollen die Spitäler, die durch den sprunghaften Anstieg der Corona-Patienten in den Krankenhäusern überlastet sind, nun entlastet und die Versorgung für alle weiter abgesichert werden:

  • Auffrischungsimpfung ab dem vierten Monat
  • Erhöhung der Impfbereitschaft mit einer neuerlichen Infokampagne zur Impfung
  • In den nächsten Tagen entsteht eine Transferstation für positive stationäre Patienten, die noch Versorgung und Betreuung brauchen.
  • Aufstockung des Contact Tracing
  • Ausbau der Laborkapazitäten

Notsituation an Salzburgs Spitälern

Wie die "Salzburger Nachrichten (SN)" am Dienstag berichten, drohe eine Notstandssituation einzutreten, in der intensivmedizinische Triagierungen vorgenommen werden müssen.

Die SALK haben inzwischen ein sechsköpfiges Triagierungsteam nominiert, das aus fünf Medizinern verschiedener Fachbereiche - darunter ein Internist, ein Intensivmediziner und ein Palliativarzt - und einer Juristin besteht, sagte SALK-Sprecher Wolfgang Fürweger am Dienstagvormittag zur APA. Dieses Team müsse dann entscheiden, welche Patienten noch intensivmedizinisch behandelt werden können.

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Aufgrund der derzeitigen Lage sei zu befürchten, dass die gesetzliche Verpflichtung, "Patienten nur nach den Grundsätzen und anerkannten Methoden der medizinischen Wissenschaft ärztlich zu behandeln, trotz aller gesetzten Maßnahmen nicht mehr durchgängig und vollinhaltlich erfüllt werden kann", schreibt SALK-Geschäftsführer Paul Sungler in der der Zeitung vorliegenden "Überlastungsanzeige".

Betten fehlen, Hilferuf an Politik

In der bereits erreichten Eskalationsstufe 12 würden derzeit 272 Betten im Non-Covid-Bereich fehlen, ab der nächsten Stufe "steht bisher kein ausreichendes ärztliches Personal zur Verfügung". Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen rechnete zuletzt auch das Land Salzburg mit einem weiteren Anstieg der Covid-Patienten. "Wir appellieren daher dringend an die politischen Verantwortlichen, die erforderlichen Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Infektionsgeschehens zu setzen", so Sungler.

SALK-Sprecher Fürweger erläuterte auch, wo derzeit Betten fehlen, weil das Personal für Behandlung und Betreuung von Covid-Patienten benötigt wird: In der 1. Medizin stehen beispielsweise nur mehr 35 Prozent der Betten zur Verfügung, in der Onkologie sind es 85 Prozent, in der HNO 32 Prozent, in der Gefäßchirurgie 59 Prozent und in der Urologie 63 Prozent. "Man kann sagen, in den internistischen Fächern haben wir um rund 25 Prozent reduziert, in den chirurgischen Fächern um ein Drittel."

Reha-Einrichtungen sollen geschlossen werden

Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) bestätigte am Montagabend den "SN", dass er und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die Überlastungsanzeige bekommen haben. Sie sei formaljuristisch wichtig und richtig, weil es dabei auch um elementare Haftungsfragen der Ärzte und der Krankenanstalten gehe, wenn keine Patienten mehr aufgenommen oder entsprechend den medizinischen Erfordernissen behandelt werden können.

Als Sofortmaßnahmen sollen nun etwa Reha-Einrichtungen geschlossen werden und vor allem mit Patienten aus Nicht-Covid-Bereichen belegt werden, die nicht mehr im Krankenhaus versorgt werden müssten, für die aber zum Beispiel Pflegebetten fehlten. Diese Patienten binden Ärzte und Pflegekräfte. Auch mit den Privatspitälern werde verhandelt, um Operationen zu übernehmen. Entlastung soll auch eine sogenannte Covid-Transferstation für Corona-Patienten bringen, die noch positiv seien, aber nicht mehr so umfassend gepflegt werden müssten.

"Jeden Tag ein menschenunwürdiger Streit"

Wie dramatisch die Lage ist, schilderte den "SN" auch ein Spitalsarzt. "Es herrscht jeden Tag ein menschenunwürdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz." Für Betroffenheit sorgte am Dienstag auch ein Bericht auf "ORF Salzburg", wonach die jüngst Patientin mit einer Covid-Erkrankung auf einer Intensivstation ein vierjähriges Mädchen ist. Das Kind leide nach einer Corona-Infektion an der Multiorgan-Entzündung PIMS, einer Covid-Folgewirkung. Gleichzeitig muss auch ein Fünfjähriger mit Covid-19 auf der Kinderintensivstation behandelt werden.

Appell an Bevölkerung

Neben dem Hilferuf der SALK an die Politik appellierte Fürweger heute auch an die Bevölkerung, die vorgeschriebenen Corona-Bestimmungen einzuhalten. "Es macht unsere Leute grantig, wenn etwa ein Arzt nach einem 12-Stunden-Dienst auf dem Heimweg noch im Supermarkt ein Frühstück besorgt und dort auf Menschen ohne Maske trifft. Am Anfang haben die Menschen geklatscht, aber so etwa ist jetzt wie eine Verhöhnung."

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Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.\u00a0
Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.\u00a0
SALK-Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer Paul Sungler bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.\u00a0
SALK-Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer Paul Sungler bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.\u00a0
Primaria Uta Hoppe bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.
Primaria Uta Hoppe bei der Pressekonferenz anl\u00e4sslich der Situation in den Spit\u00e4lern am Dienstag.

(Quelle: salzburg24)

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