Vergangene Woche führten die Arbeitnehmervertreter in ganz Österreich hunderte Betriebsversammlungen durch, um die Beschäftigten zu informieren. Dabei kam es auch zu leichten Beeinträchtigungen und Wartezeiten für Kunden im Weihnachtsgeschäft, weil etwa für die Dauer der Versammlung nur eine Kassa besetzt war. In Salzburg gab es einen Protestmarsch. Wie es weiter geht, sollte heute kein Abschluss gelingen, sagte Gewerkschafts-Chefverhandlerin Anita Palkovich nicht. "Ich möchte zu Beginn der Verhandlungen nicht drohen."
"Remmidemmi" für Geschäft in Hof?
Laut Branchenobmann Buchmüller kursiert ein Schreiben, in dem seitens der Gewerkschaft gedroht werde, "vor meinen Geschäften Remmidemmi zu machen". "Das wäre ein schweres Foul, wie es vor sechs Jahren schon einmal passiert ist", sagte Buchmüller. Der Chefverhandler der Arbeitgeber führt in Salzburg zwei Lebensmittelgeschäfte. 2012 gab es Protestmaßnahmen der Salzburger Gewerkschaft vor Buchmüllers Adeg-Markt in Hof.
"Wir haben ihm nichts angedroht, das kann nur ein Gerücht sein", sagte Palkovich dazu. "Wir geben den heutigen Verhandlungen eine faire Chance. Wir sind da, um einen Abschluss zu erreichen."
"Drei Prozent können sich Betriebe nicht leisten"
"Bei den untersten Gehaltsstufen sind wir nahe dran, da haben wir 2,65 Prozent geboten. DreiProzent über alle Gehälter geht nicht, schon gar nicht darüber. Das können sich die Betriebe nicht leisten", stellte Buchmüller klar.
Die Gehaltsforderung der Gewerkschaft liegt bei 3,5 Prozent oder mindestens 60 Euro. "Der Dreier ist für uns sehr wichtig. Ich möchte klar dazu sagen, dass die wirtschaftliche Situation das rechtfertigt. Wir müssen uns als Sozialpartner überlegen, wie viel wir den niedrigen Gehaltsstufen geben", sagte Gewerkschafts-Chefverhandlerin Palkovich zur APA.

Handels-KV: "Heute ist mit allem zu rechnen"
Ob ein Abschluss am Montag gelingt, ist offen. "Heute ist mit allem zu rechnen, ich will mich da nicht festlegen. Wir stehen vor einem langen Tag", so Palkovich. Ihr Verhandlungsgegenüber Buchmüller sagte, er fühle sich "ausgeruht und gewappnet". Eine Einigung hänge von der Gewerkschaft ab. "Wir haben ein tolles Angebot gestellt", findet der Arbeitgebervertreter.
Bei den Verhandlungen geht es um die Gehaltserhöhungen und rahmenrechtlichen Änderungen für über 400.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge im Einzel-, Groß-und Kfz-Handel. Der Abschluss gilt ab Jänner 2019. Konsens herrschte bei den bisherigen Gesprächen bereits bei rahmenrechtlichen Themen wie bei der Aufnahme von Altersteilzeitmodellen in den Kollektivvertrag, einer besseren Anrechnung von Karenzzeiten sowie der besseren Förderung von Aus-und Weiterbildung - etwa durch Bildungskarenz. Auch bei der Höhe der Lehrlingsentschädigungen sind die Arbeitgeber bereit, ordentlich was draufzupacken.
Mindestens 700 Euro im ersten Lehrjahr gefordert
Für Lehrlinge fordert die Gewerkschaft eine Entschädigung von mindestens 700 Euro brutto im ersten Lehrjahr, 900 Euro im zweiten, 1.100 Euro im dritten und 1.300 Euro im vierten Lehrjahr. Die Arbeitgeber bieten eine Erhöhung in zwei Schritten bis 2020: Ab Jänner 2019 sollen Lehrlinge im ersten Lehrjahr 650 Euro bekommen, 820 Euro im zweiten, 1.000 Euro im dritten und 1.150 Euro im vierten Lehrjahr. 2020 würden die Entgelte auf 700, 900, 1.100 und 1.300 Euro steigen.
(APA)
(Quelle: apa)