Salzburg

Gerald Bauer beim RAAM: Tag 5

Gerald Bauer und sein Team beim härtesten Radrennen der Welt.
Veröffentlicht: 16. Juni 2013 11:05 Uhr
Der Halleiner Gerald „Geri“ Bauer radelt beim härtesten Radrennen der Welt, den RAAM 2013, durch die USA. Nun meldet sich sein Team zu Wort.
Lilli Zeilinger

„Geri“ hat uns extra gebeten, auf das Team, das ihn quer durch Amerika bringt, nicht zu vergessen. Ich bin Teil dieses Teams und dachte mir, wenn ich schon um 4.23 Uhr im Pace Car auf einer Tankstelle sitze, während Geri seine zwei Stunden Schlaf pro 24 Stunden im Wohnmobil genießt, dann schreibe ich gleich ein paar Zeilen, wie es uns so als Betreuer geht und wer wir eigentlich sind.

Zehn Begleiter für Geri Bauer

Wir sind acht Männer und zwei Frauen, die Geri beim Race Across America begleiten. Vier Fahrzeuge, zwei Vans, ein riesiges Wohnmobil und das Hypoxi-Mobil sind für neun Tage unser Zuhause. Thomas Marschall ist der Teamchef, Osteopath und Physiotherapeut. Schon beim Race Around Austria hatte Tom das sagen. Christina „Tina“ Pracher ist die Lebensgefährtin von Geri und für die Ernährung und die Kleidung zuständig. In Wahrheit macht sie noch viel mehr, ist die gute Fee des Teams, weil wir immer saubere Sachen haben. Robert „Robs“ Staber ist unser Techniker und Fahrer. Sensationell, was der Mann alles hin bekommt, unser MacGyver ist Gold wert, denn Robs baut aus einer Tomate und zwei Gurken ein neues Pace Car zusammen, wenn es sein muss. Sein Pendant im Pace-Car-Team 2 ist Markus „Max“ Ebner. Er rast auch mal mit 84 Meilen pro Stunde am Mexican Hat vorbei, um Zeit gut zu machen und wechselt gerne, oder weniger gerne, um 4 Uhr früh ganze Tretlager aus, wenn es knirscht. Bernd Zwinger sitzt auf seinem Beifahrersitz, navigiert, ist Chef des Team 2 und lädt beeindruckende Daten von Geris Suunto Ambit hoch. Dadurch wissen wir genau, wie viele Höhenmeter Geri am Tag geschafft hat. Auf dem hinteren Sitz sitzt meine Wenigkeit, Melanie Hutter. Aber sitzen tue ich selten, ich krabble lieber auf Knien herum und suche für Geri die richtige Kleidung, mixe Elektrolytgetränke und schreibe so nebenbei, denn Schlaf wird überbewertet, das Tagebuch über das RAAM in der Krone, Newsletter und Presseaussendungen. Da kommen schon die nächsten Teammitglieder ins Spiel. Lorenz Masser schießt die beeindruckenden Fotos, um die uns alle beneiden, und Gerald Weiskopf ist für die bewegten Bilder und das Videotagebuch des RAAM zuständig. Klingt nach einem relaxten Job, doch die beiden schlafen genau so wenig wie der Rest der Truppe. Immer wenn wir uns denken, das wäre jetzt ein super Motiv, stehen sie schon in ihren gelben Warnwesten bereit und halten das Geschehen fest.

Schließlich sind da noch Bernd Echerstorfer und Dr. Fedor Fomin von ihm HYPOXI® multispectrum sports performance. Sie haben Geri nicht nur während des ganzen Rennens mit High-Tech verkabelt, sie sorgen mit ihrem Hypoxi-Mobil dafür, dass Geri in der Über- und Unterdruckkammer perfekt regenerieren kann. Vielleicht unsere Geheimwaffe, wenn es gegen Ende des RAAMs „zach“ wird und kleine Unterschiede den Erfolg ausmachen.

Das Schicksal eines Betreuers...

Wir alle sind hier im Urlaub, aber das sehen nur unsere Arbeitgeber so. Fakt ist: Wir reißen uns den Arsch auf für Geri – und das gerne. Auch wir kommen nur zu drei bis vier Stunden Schlaf pro Tag. Die Fahrer sitzen den Rest der Zeit meistens hinter dem Steuer, denn der ganze Tross muss sich ja gegen Osten bewegen. Körperpflege wird erledigt, wenn dazu Zeit ist, das Deo des jeweils anderen wird dann zum besten Kumpel. Im Mittelpunkt steht nur Geri und wie wir ihn möglichst schnell ins Ziel bringen. Das eigene Ego muss hinten anstehen, schadet auch mal nicht. Das Ganze mit Humor und Spaß zu erleben, das ist unser Ziel, natürlich neben Annapolis. Hier einige Anekdoten, die uns oft das Leben hier in den USA zur Hölle machen und man meistens einen halben Tag später darüber lacht.

Die besten Anekdoten bisher

Los ging es schon am ersten Tag als die Lautsprecheranlage am Pace Car versagte. Unmöglich, denn wir müssen Geri sagen, wo er hin muss. Robert „MacGyver“ Staber besorgte sich kurzerhand einen Lötkolben, das Media Car wurde zum Pace Car und alles war wieder in Ordnung. Dafür zieht sich Robs gefühlte 15 Muffins pro Tag rein und blockiert das Gefrierfach im Camper mit einer 4,5 Liter Eisdose. Man muss ihn einfach mögen! Max Ebner brachte einmal das rustikal montierte Tretlager nicht raus, da musste ein Stein her. Die Steinzeitmethode wirkte, alles lief wieder wie geschmiert. Unser Leben wird auch dadurch erschwert, dass wir im Camper mit Geris Unterwäsche und Trikots leben müssen, die Tina überall zum Trocknen aufhängt. Irgendwann bildet man sich einfach ein, es wären Vorhänge und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Eine riesige Blase ist bei den Pace-Car-Teammitgliedern der Nachtschicht Voraussetzung. Ab 19 Uhr muss Geri immer in den Scheinwerferkegeln bleiben. Wenn er nicht absteigt, dann haben wir keine Chance auf ein Klo. Und glaubt mir, er steigt sehr selten ab. Unser Rezept: Ab 14 Uhr wird nichts mehr getrunken. Und wenn es sein muss, dann fegt Max mit 100 Sachen durch das Monument Valley, während ich hinten Nudeln koche und in jeder Kurve den Topf und mich selbst festhalten muss. Nun, die legendäre Landschaft da draußen ist auch durchs Küchenfenster schön. Geri ist jetzt am fünften Renntag mit nur sechs Stunden Schlaf gesamt einfach müde. Deshalb füttern wir ihn, geben ihm zu trinken, ziehen ihn bergab warm an, ziehen ihn bergauf wieder aus, reichen ihm alles Mögliche durchs Fenster raus oder rennen neben ihm her, um ihn bei Hitze mit Wasser zu besprühen. Kurz: Wir tun alles für Geri und er dankt es uns mit seinem Sturschädel, der ihn auch harte Zeiten überwinden lässt, mental ist er einfach saustark.

Lorenz und Gerald im Media Car suchen gerne nach Internetverbindungen, denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht es über weite Strecken ohne Handy- oder Internetempfang dahin. Die Rettung heißt meist Mäcci, wo sie aber wieder nicht zum Essen kommen, weil sie arbeiten müssen. Apropos Essen: Da kann es schon mal sein, das man sich als Betreuer ein übersüßes Ensure, Geris Lieblingsspeise im ironischen Sinn, gibt, weil man zu nichts anderem kommt. Geri, wir freuen uns auf die vielen, vielen Bierlis, die du uns nach unserer Zielankunft schuldest!

Jetzt habt ihr also einen Eindruck, was wir beim Race Across America so treiben. Man gönnt sich ja sonst nichts und am besten beschreibt man die Höllentour aus Betreuersicht so: beinhart, aber saugeil!

So long – eure Mel, die sich jetzt um inzwischen 5 Uhr früh in den Sitz des Pace Cars kuschelt, bis Geri wieder aufsteht.

 

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(Quelle: salzburg24)

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