Wer kennt es nicht aus der Schulzeit – zumindest die erste Unterrichtsstunde verbringt man meist mehr im Halbschlaf als konzentriert den Lehrenden zu lauschen. Um dem vorzubeugen, wird im deutschen Baden-Württemberg derzeit ein Pilotprojekt getestet, das für reichlich Diskussion sorgt: Die Einführung von Gleitzeit an Schulen. Dieses Konzept, das normalerweise in der Arbeitswelt zu finden ist, soll den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, ihren Stundenplan flexibler zu gestalten und so an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.
Pilotprojekt zu Gleitzeit an deutscher Schule
In der Pilotschule in Baden-Württemberg wird das Gleitzeitmodell folgendermaßen angewendet: Zweimal pro Woche dürfen sich Jugendliche aus der siebten Klasse aussuchen, ob sie wie gewohnt um 7.50 Uhr oder erst zwei Stunden später in den Unterricht starten wollen. Statt regulärem Unterricht findet dann morgens eine individuelle Lernzeit mit Betreuung von Lehrer:innen statt. Wer später kommt, muss diese Stunden dann nachmittags nachholen. Getestet wird noch bis Pfingsten, dann soll entschieden werden, ob man die Idee auf weitere Klassen ausweitet.
In Salzburg beginnen die Schulen grundsätzlich zwischen 7.30 und 8.15 Uhr – geregelt ist das durch das Schulunterrichtsgesetz des Bundes, an das sich grundsätzlich alle Schulen halten müssen. Schulautonom können aber mit Zustimmung des Schulgemeinschaftsausschusses in diesem Rahmen individuelle Regelungen getroffen werden. Ob Gleitzeit an Schulen auch in Salzburg Anklang findet, ist unklar. Eine Antwort auf SALZBURG24-Anfragen an die Bildungsdirektion und das Büro von Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) wurden bislang nicht beantwortet.
Gleitzeit im Beruf gut angenommen
Im beruflichen Kontext sind die Vorteile des Gleitzeitmodells relativ klar: Durch die flexiblere Einteilung kann die Arbeitszeit besser an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. So fällt es leichter familiäre Verpflichtungen zu erfüllen, persönliche Termine wahrzunehmen oder Pendelzeiten zu minimieren, was wiederum zu einer besseren Work-Life-Balance führt. Vor allem Frauen begrüßen einer LinkedIn-Studie zum Großteil (74 Prozent) das Gleitzeitmodell – bei den befragten Männern waren es 71 Prozent.
Pubertät erschwert frühes Aufstehen
Bewiesen ist jedenfalls, dass Kinder generell mehr Schlaf brauchen als Erwachsene. Im Alter von zehn bis 14 sprechen Studien von zehn bis elf Stunden notwendiger Ruhezeit. Diese zusätzlichen Stunden Schlaf sind entscheidend für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Gerade Jugendliche tun sich aber oft besonders schwer damit, früh aufzustehen. Das liegt daran, dass sich mit der Pubertät auch der Biorhythmus ändert. Während Kinder oft Frühaufsteher sind, sind Jugendliche morgens meist weniger leistungsfähig und konzentriert – das dreht sich dann erst mit dem Erwachsenenalter wieder um.
Ein späterer Unterrichtsbeginn könnte allerdings auch bedeuten, dass die Schülerinnen und Schüler nach dem regulären Schulschluss zusätzliche Stunden verbringen müssen, um den verpassten Unterrichtsstoff nachzuholen. Dabei besteht das Risiko, dass Hobbys, soziale Kontakte oder auch familiäre Verpflichtungen zu kurz kommen könnten.
(Quelle: salzburg24)