Das Salzburger Trachtenunternehmen Gössl kämpft mit der Zahlungsunfähigkeit. Die Gläubiger wurden am Montag darüber informiert, dass aus heutiger Sicht Anfang Dezember ein Insolvenzantrag gestellt werden muss. Gössl brauche mehr Zeit für die Rückzahlung der Kredite aus der Corona-Zeit, heißt es. Rund vier Millionen Euro betrage der aktuelle Schuldenstand.
"Die aktuelle Situation wirkt sich nicht auf den laufenden Betrieb aus", sagt Felix Gössl, Bruder des Gössl-Geschäftsführers Maximilian, gegenüber SALZBURG24. Einschränkungen gebe es derzeit keine. "Die Geschäfte bleiben geöffnet und die Produktion läuft weiter." Gössl werde weiterhin Kollektionen entwickeln und fertigen – nur in welchem Ausmaß das künftig passiert, ist unklar. Die Produktion werde bei einer Insolvenz angepasst, "wie es die Fortführung des Betriebs erfordert". Der Verkauf an die Händler sei durch eine drohende Insolvenz nicht gefährdet.
Gössl in finanziellen Turbulenzen
Die Geschäftsführung betont, dass für die aktuelle Situation nicht unternehmerische Fehler verantwortlich seien, sondern vielmehr die Folgen der Corona-Krise und das Vorgehen der Hausbank. Vor der Pandemie sei Gössl noch in der Lage gewesen, aus dem normalen Geschäftsbetrieb Profit zu machen. Doch die Lockdowns hätten zu erheblichen Verlusten geführt und seitdem erlebe das Salzburger Traditionsunternehmen eine Abwärtsentwicklung.
Staatliche Corona-Hilfen seien nicht nur unzureichend, sondern auch zu spät gekommen, während Kredite der Hausbank unter Bedingungen staatlicher Ausfallsgarantien standen – Garantien, die nur im Falle einer Insolvenz der Firma greifen würden. Der Vorwurf: Kredite wurden vorzeitig fällig gestellt, um die Insolvenz zu erzwingen. Dabei hätte die Bank Austria bis Ende Juni 2025 Zeit, die Garantie zu ziehen.
Schwere Vorwürfe gegen Hausbank
"Was eine Lösung mit unserer Hausbank angeht, sind wir wenig zuversichtlich", so Gössl, der schwere Vorwürfe erhebt: "Der Bank geht es nicht um eine wirtschaftlich gute Lösung, sondern ausschließlich darum, an die staatlichen Garantien zu kommen." Rechtliche Schritte gegen die Bank Austria würden derzeit geprüft.
Die Bank Austria beruft sich gegenüber dem ORF übrigens auf das Bankgeheimnis, weshalb man keinen Kommentar zu laufenden Geschäftsbeziehungen abgeben könne.
Geschäfte bleiben vorerst geöffnet
Bei einer Insolvenz soll das Salzburger Trachtenunternehmen aber weiter bestehen bleiben, betont Gössl: "Sollte es zu einem Insolvenzverfahren kommen, wird ein Sanierungsverfahren angestrebt. Die Marke wird also weiter bestehen und der Betrieb weitergeführt." Die Gössl-Geschäfte bleiben – Stand jetzt – weiter geöffnet. Bislang noch nicht entschieden ist, ob bei einer Insolvenz einzelne Standorte geschlossen werden müssten. Gössl hofft nun auf einen weiteren Kredit, um die im Dezember drohende Zahlungsunfähigkeit zu verhindern.
Trachtenunternehmen Gössl im Portrait
Das 1947 gegründete Trachtenunternehmen Gössl mit Hauptsitz im Gwandhaus in der Stadt Salzburg hat derzeit insgesamt 113 Angestellte. Der Umsatz dürfte laut Unternehmensführung heuer etwa 15 Millionen Euro betragen. Die Budgetziffern für 2025 bis 2027 würden demnach positive Deckungsbeiträge zeigen.
Mit mehr als 40 Gössl-Geschäften und über 100 Partnern im Händlernetz gilt Gössl als führender Trachtenhersteller in Österreich. Das Salzburger Unternehmen verbindet eigenen Angaben zufolge traditionelle Handwerkskunst mit modernen Elementen. Im Sortiment von Gössl finden sich vor allem klassische Trachtenstücke wie Dirndl, Lederhosen, Janker und maßgeschneiderte Trachtenbekleidung.
(Quelle: salzburg24)







