Was sich angekündigt hat, ist nun fix: Das Salzburger Trachtenunternehmen Gössl mit Sitz im Gwandhaus in der Landeshauptstadt ist in die Pleite gerutscht. Wie der Kreditschutzverband KSV1870 am Mittwoch informierte, belaufen sich die Verbindlichkeiten der Produktionsgesellschaft Gössl GmbH und der Handelsgesellschaft Gössl Gwand GmbH insgesamt auf mehr als 13,6 Mio. Euro.
Gehälter und Weihnachtsgeld nicht ausgezahlt
Löhne und Gehälter für den November seien bislang noch ausständig, genauso wie das Weihnachtsgeld. Der Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer:innen (ISA) der Salzburger Arbeiterkammer stehe bereit, um die Interessen der Beschäftigten zu sichern. "Es ist gut, dass die Beschäftigten nach wochenlangem Warten Klarheit haben", sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder am Mittwoch in einer Aussendung. "Nicht nachvollziehbar ist, weshalb sich die Geschäftsführung so viel Zeit gelassen hat, um den Antrag einzubringen. Die Auszahlung der ausstehenden Löhne und Gehälter sowie Weihnachtsgelder hat sich dadurch unnötigerweise verzögert.
Bis die Ansprüche der Beschäftigten an den Insolvenz-Entgelt-Fonds weitergeleitet werden, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Möglich ist das erst, wenn der Insolvenzantrag durch das Gericht genehmigt worden ist. Die Abwicklung könnte bis zu drei Monate dauern, so die AK. "Leider wurde der Insolvenzantrag erst heute gestellt und nicht bereits nachdem die wahrscheinliche Insolvenz bekannt wurde. Die insgesamt zirka Gössl-Mitarbeiter:innen stehen somit so kurz vor Weihnachten ohne Geld da", erläutert ISA-Leiterin Kerstin Köpf. Die Beschäftigten wurden bei einer Betriebsversammlung bereits über das weitere Vorgehen informiert.
Es wurde jeweils ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Salzburg beantragt. Beide Unternehmen sollen fortgeführt und saniert werden, was auch von der Eigentümerfamilie angestrebt und im SALZBURG24-Interview angekündigt wurde.
So begründet Gössl die Insolvenzen
Mit einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist zeitnah zu rechnen, so der KSV 1870 in einer Aussendung. Die Aktiva der beiden Gesellschaften bezifferte das Unternehmen heute mit knapp 3 Mio. Euro. Den 265 unbesicherten Gläubigern wird die gesetzliche Mindestquote von jeweils 20 Prozent binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplanantrages angeboten. Bei beiden Unternehmen arbeiten insgesamt 127 Beschäftigte. Die Angemessenheit und Erfüllbarkeit der angebotenen Quoten werde vom KSV 1870 geprüft. Fällig werdende Covid-Überbrückungskredite in Höhe von 2,5 Millionen Euro hätten auch zur Zahlungsunfähigkeit geführt, sagte der von Gössl beauftragte Finanzdienstleiter Gerald Zmuegg. "Verhandlungen mit der Bank über eine Laufzeitverlängerung oder eine Umschuldung sind gescheitert", hieß es Mitte November bei einer Pressekonferenz in Wien.
Die Gössl GmbH begründet die Insolvenz mit fälligen Krediten, die nicht mehr erfüllt werden konnten. Außerdem seien die Umsätze hinter den Erwartungen geblieben. Das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden habe sich geändert. Die Energiekrise und die Personalsituation im Unternehmen seien mitverantwortlich für die eingetretene Insolvenz gewesen. Gespräche mit möglichen Investoren seien gescheitert. Die Gössl Gwand GmbH sieht als Ursache die enge Bindung zur Gössl GmbH. Die wirtschaftlichen Herausforderungen hätten sich finanziell unmittelbar aufs Unternehmen ausgewirkt und zur Zahlungsunfähigkeit geführt.
Gössl wurde 1947 gegründet und agiert im qualitativ und preislich oberen Bereich. Die Gössl-Geschäfte sollen trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen geöffnet bleiben.
Nächste Pleite in Bekleidungsindustrie
Die Bekleidungsindustrie – insbesondere die Trachtenbranche – ist im Bundesland Salzburg in den vergangenen Jahren mit einigen Insolvenzen konfrontiert. Die vormalige H.Moser Bekleidung GmbH konnte sich erfolgreich sanieren, führt der KSV 1870 aus. Die Schneiders Bekleidung GmbH und die Habsburg Kleidermanufaktur GmbH wurden jeweils nicht fortgeführt. Nun sind die Gössl GmbH sowie die Gössl Gwand GmbH von einer Insolvenz betroffen.
AK-Appell an Banken: Hilfe mit Überbrückungskrediten
Angesichts der steigenden Zahl an Firmenpleiten appelliert Salzburgs Arbeiterkammer-Präsident Eder an die jeweiligen Hausbanken, günstige Überbrückungskredite für die betroffenen Beschäftigten zur Verfügung zu stellen. "Die Mitarbeiter:innen sind nicht schuld an der Misere ihrer Betriebe. Es wäre unfair, wenn die Banken mit hohen Überziehungszinsen Kapital daraus schlagen würden. Die Ansprüche der Beschäftigten sind dank Insolvenz-Entgelt-Fonds ohnehin gesichert und in einigen Wochen auf den Konten der Betroffenen", so Eder, der auf Kulanzlösungen hofft.
(Quelle: salzburg24)