Motorradbauer insolvent

KTM-Pleite "ein Wahnsinn für die Region"

Veröffentlicht: 27. November 2024 11:08 Uhr
KTM steht vor der Insolvenz: Schon jetzt ist klar, dass der Motorradbauer mit Sitz in Mattighofen die Novembergehälter sowie das Weihnachtsgeld an rund 3.700 Beschäftigte nicht zahlen kann. Wie es für die Mitarbeitenden weitergeht und was die Pleite für die Region und auch Salzburg bedeutet, hat uns der oberösterreichische AK-Präsident erklärt.

Europas größter Motorradbauer steht kurz vor der Insolvenz: Die KTM AG mit Sitz in Mattighofen (Bezirk Braunau) unweit der Salzburger Grenze stellt am Freitag einen Antrag für ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Doch schon jetzt ist klar, dass die Löhne und Gehälter für November und damit auch das Weihnachtsgeld an die Mitarbeitenden nicht bezahlt werden kann.

Der notwendige Finanzierungsbedarf belaufe sich derzeit auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Die Mitarbeitenden wurden in einer Betriebsversammlung am Dienstag bereits über drastische Maßnahmen informiert: Für Jänner und Februar ist ein Produktionsstopp sowie ein Ein-Schicht-Betrieb geplant.

KTM-Beschäftigte „wütend“

Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, beschreibt die Stimmung unter den Beschäftigten im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch mit einem Wort: Wütend. „Mit dem Insolvenzantrag am Freitag werden an rund 3.700 Beschäftigte keine Löhne und Gehälter für November und damit auch kein Weihnachtsgeld ausgezahlt. Das muss man sich einmal vorstellen.“ Immerhin sollen die Dezembergehälter dann verfrüht überwiesen werden, heißt es laut AK.

Zwar hat der Motorradbauer im Jahresverlauf bereits angekündigt, Stellen abzubauen, die Hiobsbotschaft am Dienstag sei dennoch sehr plötzlich gekommen, so Stangl. Seitdem laufen die Telefone der Arbeitnehmer-Vertreter:innen heiß. „Unsere Experten waren gestern schon vor Ort in Mattighofen, um erste Gespräche zu führen und sich die Lage einmal anzusehen.“ Auch für Montag sei geplant, in den Betrieb zu kommen und die Beschäftigten über das weitere Vorgehen zu informieren.

So geht es für die Mitarbeitenden von KTM weiter

„Das sieht im Grunde so aus, dass wir als AK – sofern wir die Vollmachten von den Mitarbeitern erhalten – die Forderungen der Beschäftigten gesammelt beim Insolvenzfonds anmelden, damit die Leute hoffentlich schnellstmöglich ihr Geld bekommen.“ Keinesfalls sollten die Arbeitnehmer:innen jetzt irgendwelche Vereinbarungen oder gar die Auflösung des Dienstverhältnisses unterschreiben, appelliert der AK-Präsident.

KTM-Pleite trifft ganze Region und auch Salzburg

Im Gespräch erinnert Stangl an vergangene große Insolvenzen in Oberösterreich: „Wir hatten Quelle im Jahr 2009 mit rund 1.000 Beschäftigten, 2013 Schlecker/Daily mit 3.450 Beschäftigten und nun KTM mit über 3.700 Beschäftigten. Das ist eine ganz neue Dimension.“ Denn nicht nur der Motorradbauer selbst, sondern auch das Einzugsgebiet von Oberösterreich bis Salzburg sei betroffen. „Für die Region ist das ein Wahnsinn. Der Branche geht es jetzt schon nicht gut und nun bangen auch Zulieferer und Co von KTM.“ Die Auswirkungen der Pleite könnten also weitreichende Folgen für den ganzen Wirtschaftsstandort nach sich ziehen, so der oberösterreichische AK-Präsident.

Chronologie der KTM-Pleite

  • 3. August 2024: KTM kündigt an, in Mattighofen und Munderfing 120 Stellen abzubauen. Grund sind anscheinend wirtschaftliche Herausforderungen.
  • 23. August 2024: Mutterunternehmen Pierer Mobility gibt bekannt, weitere 200 Stellen zu streichen, um wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bewältigen.
  • 31. Oktober 2024: Inmitten der Krise plant KTM, bis Jahresende 300 weitere Stellen abzubauen, um auf wirtschaftlichen Druck zu reagieren.
  • 30. Oktober 2024: Ankündigung, dass KTM einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zur Finanzierung benötigt, um die finanziellen Probleme zu meistern.
  • 1. November 2024: Spekulationen über einen möglichen Einstieg von Red Bull-Miteigentümer Mark Mateschitz als Investor in KTM stehen im Raum, um die Krise zu bewältigen.
  • 6. November 2024: Pierer Industrie AG leitet ein Restrukturierungsverfahren ein, um die Finanzlage der gesamten Gruppe, einschließlich KTM, zu stabilisieren.
  • 7. November 2024: KTM gibt bekannt, einen Insolvenzantrag zu stellen. Das Unternehmen kann die Gehälter für November und das Weihnachtsgeld nicht zahlen und strebt ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung an.

(Quelle: salzburg24)

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