Die Pleite des Motorradherstellers KTM zieht weite Kreise: Am Freitag wurde der Insolvenzantrag mit Verbindlichkeiten in der Höhe von 2,9 Milliarden Euro eingebracht, 3.600 Mitarbeitende sind betroffen – 500 davon stehen offenbar unmittelbar vor der Kündigung. Indes wurde bekannt, dass der Insolvenzverwalter eine Fortführung des Unternehmens erwartet.
Schon vergangene Woche wurde mitgeteilt, dass die Löhne und Gehälter für November sowie das Weihnachtsgeld nicht ausbezahlt werden können – das Dezembergehalt soll dafür verfrüht an die Beschäftigten überwiesen werden. Ab heute, Montag, finden am Hauptsitz im grenznahen Mattighofen (Bezirk Braunau) Betriebsversammlungen statt.
AK will bei KTM-Betriebsversammlungen informieren und beruhigen
Diese hätten zuallererst einmal das Ziel, die Mitarbeitenden über den rechtlichen Rahmen und das weitere Vorgehen zu informieren, erklärt Michael Petermair von der Arbeiterkammer Oberösterreich auf SALZBURG24-Anfrage am Montag. „Unsere Expertinnen und Experten sind heute vor Ort, um mit der Belegschaft in Kontakt zu treten und diese ein Stück weit auch zu beruhigen. Für die meisten ist das eine ganz neue Situation.“
Ein vierköpfiges Team der AK steht im Werk in Mattighofen für die Beschäftigten bereit. Neben den Beratungsgesprächen würden bereits die einzelnen Akte angelegt und Vollmachten gesammelt, damit die Arbeiterkammer die ausständigen Gehälter der Mitarbeitenden beim Insolvenzfonds geltend machen kann. „Der Ablauf nach einer Insolvenz ist grundsätzlich immer klar. Alles andere ist aktuell aber noch ein großes Fragezeichen“, so Petermair.
Wie steht es um die Gehälter bei KTM?
Bevor die Gehälter ausbezahlt werden können, müssen die Ansprüche erst anerkannt werden. Wann das sein wird, ist noch unklar. Es könne nach jetzigem Stand aber bis zu sechs Wochen dauern. KTM hat indes angekündigt, die Dezemberlöhne und -gehälter schon in der laufenden Woche auszubezahlen, um „Härtefälle vor Weihnachten abzufedern“. Bei der Gewerkschaft PRO-GE zeigt man sich dazu eher skeptisch: „Natürlich sind wir froh, wenn es so funktioniert, unsere Erfahrungen haben aber meist etwas anderes gezeigt“, erklärt der oberösterreichische Landesgeschäftsführer Michael Seemayer gegenüber S24. Ebenso wie die AK sei auch die Gewerkschaft an den Betriebsversammlungen beteiligt, um sich einerseits ein klares Bild von der Situation zu machen und andererseits „notwendige Gespräche“ zu führen.
Den Beschäftigten rät die Arbeiterkammer dazu, die Möglichkeit der Betriebsversammlungen zu nutzen, um ihre Fragen den Rechtsexpert:innen zu stellen. „Und keinesfalls die bestehenden Verträge auflösen oder neue Verträge unterschreiben, dann erlischt möglicherweise der Anspruch auf das ausständige Gehalt“, so der AK-Sprecher. Die Betriebsversammlungen seien vorerst bis einschließlich Mittwoch angesetzt.
Tipps für Beschäftigte:
- Teilnahme an Betriebsversammlungen: Expert:innen der AK sind bis einschließlich Mittwoch vor Ort. Ansonsten telefonische Beratung in Anspruch nehmen.
- Keine voreiligen Kündigungen: Dann erlischt möglicherweise der Anspruch auf das ausständige Gehalt.
- Dokumentation unterstützen: Vollmachten und Dokumente bereitstellen, damit die AK-Expert:innen die Ansprüche beim Insolvenzfonds geltend machen können.
Von der Milliardenpleite ist nicht nur der Motorradbauer selbst, sondern das gesamte Einzugsgebiet von Oberösterreich bis Salzburg betroffen. „Für die Region ist das ein Wahnsinn. Der Branche geht es jetzt schon nicht gut und nun bangen auch Zulieferer und Co von KTM“, erklärte Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich, bereits vergange Woche im S24-Gespräch. Das wird schon jetzt deutlich: Als Reaktion auf die Insolvenz hat etwa das Design-Büro Kiska in Anif (Flachgau) angekündigt, knapp 40 Mitarbeiter:innen zu entlassen. Kiska steht in enger Zusammenarbeit mit KTM und hat sämtliche Motorräder des Herstellers entworfen. Wie viele Salzburger Beschäftigte bei KTM von der Insolvenz betroffen sind, ist noch nicht klar.
Eckdaten zur Insolvenz von KTM
Der Motorradbauer mit Sitz in Mattighofen hat vergangenen Freitag (29. November) den Insolvenzantrag mit Verbindlichkeiten von 2,9 Milliarden Euro gestellt. Betroffen sind davon rund 3.600 Mitarbeitende, wobei 500 Beschäftigten unmittelbar die Kündigung droht. Die Novemberlöhne und das Weihnachtsgeld können nicht ausgezahlt werden, allerdings soll das Dezembergehalt vorgezogen werden. Betriebsversammlungen finden bis Mitte der Woche im Werk in Mattighofen statt, um die Belegschaft zu informieren.
(Quelle: salzburg24)