Knapp 8.000 Lehrlinge gibt es im Jahresdurchschnitt in Salzburg. Anlässlich des Karriereforums der "Salzburger Nachrichten" (SN) heute im Cineplexx Salzburg Airport haben wir uns angeschaut, wie es um die Lehre in Salzburg steht. Die Ausbildung ist weiterhin jene, die im Bundesland am häufigsten gewählt wird, erklärt Martina Plaschke, Leiterin des Bereichs Lehre bei der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS), im SALZBURG24-Interview. „Das wird oft ein bisschen übersehen, weil unsere Betriebe gerne mehr Lehrlinge ausbilden würden. Die Demografie macht uns wirklich schwer zu schaffen.“ Seit dem Jahr 2000 gebe es ungefähr 18 Prozent weniger Jugendliche, die Zahl der Lehrlinge sei um 20 Prozent gesunken. Auch der Fachkräftemangel schlage sich in allen Branchen „mehr oder weniger“ nieder. Besonders im Einzelhandel oder im Gewerbe – etwa bei der Herstellung von Waren – seien ohnehin viele Menschen beschäftigt. Deshalb stehen in diesen Bereichen automatisch mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung, sagt Plaschke.
Am meisten Lehrlinge in Handwerk und Dienstleistung
Aber welcher Beruf passt zu mir? Die Vielfalt ist groß: Zwischen mehr als 200 Lehrberufen können Interessierte im Bundesland wählen. Am meisten Lehrlinge werden in der Landeshauptstadt ausgebildet. Die klassischen Handwerks- und Dienstleistungsberufe liegen in allen Bezirken auf Platz eins. Die restlichen Stockerlplätze weichen je nach Region etwas ab. Im Tennengau sind die Industriebetriebe vorne dabei. In allen Bezirken stark ist der Handel. Der Tourismus belegt im Pongau und Pinzgau einen Podestplatz. Ein besonderes Merkmal der Stadt Salzburg ist, dass Platz zwei an die „sonstigen Lehrberechtigten“ geht. Dazu zählen die verschiedenen Institutionen wie das Land, Magistrat, Universitäten, Rechtsanwält:innen oder Steuerberater:innen.
Abseits von den bekannteren Berufsfeldern gibt es verschiedenste Nischen. „Wir haben gerade im Gewerbe sehr viele traditionelle Berufe, die ein bisschen zu unserem Kulturgut gehören, weil viel Wissen und viel Fertigkeiten über Generationen hinweg weiterleben“, so Plaschke. Als Beispiel nennt sie die Säckler, die sich vor allem auf die Herstellung von Lederhosen spezialisieren, Hutmacher:innen oder Blechblasinstrumentenerzeuger:innen.
Vom Stempelmacher zum App-Entwickler
Wegen des technologischen Fortschritts und fehlender Nachfrage sind einige Lehrberufe in den vergangenen Jahren weggefallen, darunter der Flexograf – also Stempelmacher. Andererseits hat die Digitalisierung viele neue Berufe hervorgebracht.
„Applikationsentwickler, Informationstechnologen, oder E-Commerce-Kaufmann sind Berufe, die hat es vor 20 Jahren nicht gegeben. Jetzt immer mehr im Kommen sind die sogenannten Green Jobs“, erklärt Plaschke weiter. Als Green Jobs werden Arbeitsplätze im Umweltsektor bezeichnet. Laut Definition der Europäischen Union (EU) gehören dazu Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten.
Der Beruf des Fahrradmechatronikers bzw. der Fahrradmechatronikerin erlebt etwa aktuell ein Comeback. „Den Fahrradmechatroniker hat es eigentlich schon in den 70er-Jahren gegeben. Er ist dann nicht mehr nachgefragt gewesen und wurde aufgrund der Entwicklung der E-Fahrräder wieder spannend.“ Seit dem heurigen Sommer neu ist der Lehrberuf Klimagärtner:in. „Das sind Gärtner, die sich vor allem in den Städten mit der Begrünung von Gebäuden auskennen.“ Diese Green Jobs seien für viele Junge aktuell besonders interessant, weil ihnen Umwelt und Klimaschutz am Herzen liege.
„Booster“ Lehre mit Matura
Als „Booster“ bezeichnet Plaschke die Lehre mit Matura, die es seit 2008 gibt. „Das Argument, dass man sich beruflich nicht weiterentwickeln kann, ist dadurch komplett weggefallen. Es ist eine Option, wenn man sich einen späteren Wechsel in die akademische Richtung offenhalten möchte.“ Salzburg sei hierbei ein Spitzenreiter in Österreich. Jede:r fünfte Lehrling im Bundesland entscheidet sich für die Lehre mit Matura. 90 Prozent von ihnen würden die Matura positiv absolvieren.
Lehre nach Matura für "Realitätscheck"
Verbesserungspotenzial sieht Plaschke in der Sichtbarkeit bzw. der Aufklärung darüber, wie eine Lehre überhaupt aufgebaut ist „Ich bemerke immer mehr, dass besonders Jugendliche im Alter von 12 oder 13 Jahren keine Vorstellung davon haben, wie eine Lehrausbildung aufgebaut ist. Und vor allem wollen wir Unentschlossenen nach der Matura aufzeigen, wie spannend und attraktiv eine Lehrausbildung sein kann.“ Nach der Matura könne sich die Lehrzeit aufgrund von Anrechnungen zum Beispiel auf zwei Jahre verkürzen. Die Bereichsleiterin der Wirtschaftskammer empfiehlt eine Ausbildung in Richtung des Studienwunsches. „Da kann man selber schon einmal feststellen, ob der Realitätscheck passt.“
Das Durchschnittsalter derjenigen, die eine Lehre in Salzburg beginnen, liegt inzwischen bei 17 Jahren. 35 Prozent der Absolvent:innen einer Berufsausbildung in einer mittleren Schule würden sich für eine anschließende Lehre entscheiden. Und bei manchen dürfte das Motto „besser spät als nie“ gelten: Denn immer wieder komme es vor, dass auch Erwachsene, die bereits im Berufsleben stehen, noch einmal einen anderen Weg einschlagen.
(Quelle: salzburg24)