Die „Eiskapelle“ am Watzmann im Nationalpark Berchtesgaden unweit der Salzburger Landesgrenze zählt zu den 100 bedeutendsten Geotopen Bayerns. Doch wie am gestrigen Dienstag bekannt wurde, ist die Kapelle kürzlich eingestürzt. Vonseiten des Nationalparks heißt es, dass Forscher:innen das Verschwinden des Hohlraums im Inneren des Firneisfelds vorausgesagt hätten – doch dass es jetzt schon so weit war, habe selbst die Fachleute überrascht.
"Eiskapelle" eingestürzt: "Wir greifen dort nicht ein"
Die „Eiskapelle“ sei eine beliebte Sehenswürdigkeit im Nationalpark gewesen, wie Sprecherin Carolin Scheiter am Mittwoch im SALZBURG24-Interview erklärt. Wie viele Bergsteigerinnen und Bergsteiger das Naturjuwel besuchten, sei nicht messbar, weil es keine Zählanlagen oder ähnliche Einrichtungen gibt.
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Aber wie geht es jetzt weiter? „Das regelt die Natur selber. Wir greifen dort nicht ein, die Natur kann dort hinten machen, was sie möchte.“ Wegen Steinschlag- und Eisbruchgefahr sollte niemand den betroffenen Bereich betreten, warnt Scheiter: „Die Wände und der letzte Bogen der Kapelle sind einsturzgefährdet. Es ist extrem gefährlich, die Reste der Eiskapelle zu betreten.“ Dass sich tatsächlich niemand in Gefahr begibt, könne man jedoch nicht kontrollieren. „Die Eiskapelle liegt nicht an einem Hauptwanderweg im Nationalpark, sondern im freien alpinen Gebiet.“
Sperre nach Felssturz im hinteren Wimbachtal weiter aufrecht
Weiterhin aufrecht ist indes eine Sperre nach einem gewaltigen Felssturz im hinteren Wimbachtal. „Das wird sich auch kurzfristig nicht ändern, weil ein Klotz ohne Verbindung zum Festgestein, der extrem absturzgefährdet ist, noch dort oben steht. Es ist nach wie vor eine brenzlige Situation.“ Konkret von der Sperre betroffen sind die Wege 411 und 421 zwischen Wimbachgrieshütte und Trischübel. Bei dem Felssturz Anfang August waren Schätzungen des Nationalparks zufolge rund 4.000 Kubikmeter Fels ausgebrochen. Ein Bergwanderer wurde leicht am Fuß verletzt, als er von einem abprallenden Stein getroffen wurde. Zudem mussten damals 20 Personen mit einem Hubschrauber ausgeflogen werden.
Suche nach alternativer Wegführung
„Wir suchen aktuell nach einer alternativen Wegführung. Das dauert ein bisschen, da wir dafür einen Geologen brauchen.“ Denn auch die Alternativrouten müssen Sicherheitsstandards entsprechen. Geprüft werde u.a. die Felssturzgefahr. Weitere kritische Stellen, die aktuell besonders streng beobachtet werden müssen, gebe es im Nationalpark nicht. Im gesperrten Bereich des Wimbachtals seien Messeinrichtungen angebracht worden, um sehen zu können, wie aktiv der absturzgefährdete Block ist. „Wir können aber nichts verhindern. Wenn er geht, dann geht er.“ Scheiter weist aber darauf hin, dass es sich um alpines Gelände handelt und an verschiedenen Stellen Felsstürze auch in Zukunft möglich sind.
Als Schutzgebietsverwaltung wolle man weder zu bestimmten Touren raten noch von gewissen Strecken abraten. Dennoch empfehle sich ganz allgemein immer eine gute Tourenplanung, die eigenen Kräfte gut einzuteilen und das Können richtig einzuschätzen. "Aber das hat nichts mit alpinen Gefahren wir Felsstürzen zu tun.“ Wichtig sei jedenfalls, sich an Wegsperren – wie im hinteren Wimbachtal – zu halten. In den Wochen nach dem Felssturz hätten Bergsteiger:innen die Sperre sehr gut angenommen.
(Quelle: salzburg24)