Sie sind noch ganz klein, meist erst wenige Tage oder Wochen alt und alleine nicht überlebensfähig: Die Rede ist von Waisenkätzchen, die entweder ausgesetzt oder von ihren Müttern zurückgelassen wurden. Fast täglich würden beim Tierschutzhof Pfotenhilfe im grenznahen Lochen (Bezirk Braunau) deshalb Notrufe aus Oberösterreich sowie Stadt und Land Salzburg – vor allem aus dem Flachgau und Tennengau – eingehen. Schon seit August müssten immer wieder junge Samtpfoten aufgenommen werden. Damit habe die Herbstwelle heuer ungewöhnlich früh begonnen, sagt Jürgen Stadler im SALZBURG24-Interview.
Viele Babykatzen krank
Der Höhepunkt, an dem gleichzeitig über zwei Dutzend Babykatzen alle zwei bis drei Stunden mit der Flasche gefüttert und mit einer Wärmflasche warmgehalten werden mussten, dürfte mittlerweile vorüber sein. „Derzeit sind es noch zehn, die mit dem Flascherl gefüttert werden. Der andere Teil isst schon selber“, berichtet der Tierschützer am Mittwoch während der Fütterung am Vormittag. Eine endgültige Erleichterung ist aber noch nicht in Sicht. Denn viele der abgegebenen Samtpfoten seien erkrankt, zum Beispiel an der Felinen Infektiösen Peritonitis (FIP), dem Felinen Immundefizienz-Virus (FIV) oder Katzenschnupfen. Manche der Tiere hätten solch eitrige Augen, dass eine Entfernung die letzte Option sei.
Stadler hofft jedenfalls, dass die Tiere, die jetzt zwei Wochen alt sind, der letzte größere Schwung waren. Denn je später jetzt noch Kätzchen auf die Welt kommen, umso weniger Zeit bleibt ihnen bis zum Winter, den es zu überstehen gilt.
Im Herbst meist weniger Kätzchen als im Frühling
Ausgesetzte oder zurückgelassene Babykatzen stellen Tierschützer:innen regelmäßig vor Herausforderungen. Im Frühling und Herbst kommen die meisten Kitten zur Welt: „Das Problem ist jedes Jahr gleich. Der Herbst ist meistens nicht so stark wie der Frühling“, berichtet Stadler. Katzen können schon ab vier oder fünf Monaten geschlechtsreif sein. Die Tragezeit ist verschieden, beträgt aber meist zwischen acht und neun Wochen. Bis zu zwölf Kätzchen pro Jahr kann eine weibliche Katze bekommen. Beim ersten Wurf können es nur zwei bis drei Junge sein. Im Regelfall dürfen junge Katzen erst ab einem Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt werden. Wieso es heuer schon im August so viele Katzenbabys gegeben hat, kann sich Stadler nicht erklären. Es könne zum Beispiel sein, dass viele Mütter überfahren worden sind.
Wie wird Kastrationspflicht in Salzburg kontrolliert?
Klar ist für ihn aber: „Katzen haben einen Vermehrungsdrang.“ Deshalb seien wir Menschen gefragt. Der Tierschutzhof pocht einmal mehr auf strengere bzw. routinemäßige Kontrollen der Kastrationspflicht. In Österreich müssen alle Katzen, die regelmäßig Zugang ins Freie haben, kastriert werden. Ausgenommen von dieser Regelung sind Zuchtkatzen. Diese Regelung kritisiert die Pfotenhilfe. „Auch Hauskatzen können einmal auskommen. Nicht-kastrierte Kater oder rollige Katzen wollen ja hinaus und dürfen es nicht.“ Zudem drohen bei Dauerrolligkeit Gebärmuttererkrankungen.
Seit 2016 müssen übrigens auch Katzen, die auf Bauernhöfen leben, kastriert werden. Flächendeckende Kontrollen der Kastrationspflicht im Bundesland Salzburg sind jedoch allein aus Personalgründen schwer umzusetzen, bestätigt ein Sprecher des Landesmedienzentrums auf S24-Nachfrage. Die Kontrollen würden anlassbezogen erfolgen, etwa wenn Hinweise über mögliche Missstände in der Tierhaltung eingehen. Zuständig sei die jeweilige Bezirkshauptmannschaft mit den Amtstierärzt:innen.
Um zumindest der unkontrollierten Vermehrung von Streunerkatzen im Bundesland Salzburg entgegenzuwirken, gibt es seit dem Anfang des heurigen Jahres ein Projekt der Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl mit Sitz in Henndorf (Flachgau), die mit lokalen Tierärzt:innen zusammenarbeitet. Streuner werden in allen Bezirken außer im Lungau und der Landeshauptstadt kostenlos kastriert und versorgt. Allein bis zum heurigen Mai seien nach Angaben von Gut Aiderbichl über 300 Katzen kastriert worden. Etwa 8.000 Junge habe man so verhindert. Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe merkt allerdings kritisch an: „Es stellt sich die Frage, was Streuner sind. Im Prinzip sind das ja Hauskatzen, die langsam verwildern. Und es ist alles freiwillig.“
Weiter keine Chip- und Registrierungspflicht
Was nach wie vor für viele im Tierschutz Engagierte ein Problem darstellt, ist die fehlende Chip- und Registrierungspflicht für Katzen. Bei Hunden gibt es diese ja schon. Diese Maßnahme ist im neuen Tierschutzgesetz, das im heurigen Juli beschlossen wurde, wieder nicht vorgesehen. „Dadurch kann jeder sagen, dass es nicht seine Katze ist“, erklärt Stadler. Und es seien nur „die „wenigsten“ gechippt oder registriert, sagte Tanja Grundner-Höll von der Tierhilfe Felicita in Wagrain (Pongau) zu Jahresbeginn im S24-Interview. Ob im kommenden Frühjahr bereits die nächste Katzenschwemme auf uns zukommt oder ob die Vermehrung womöglich doch etwas eingebremst werden kann, bleibt abzuwarten.
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(Quelle: salzburg24)