Trotz Kastrationspflicht

Tierschützer:innen können diesjährige Kätzchenflut kaum stemmen

Fast täglich werden ungewollte Kätzchen bei der Pfotenhilfe abgegeben. 
Veröffentlicht: 19. Juli 2023 13:24 Uhr
Fast täglich werden am Tierschutzhof der Pfotenhilfe in Lochen gefundene junge Kätzchen abgegeben, viele davon ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Dass es trotz Kastrationspflicht für Freigänger dazu kommt, sei ein strukturelles Problem, so Pfotenhilfe-Chef Jürgen Stadler.

Wer regelmäßig einen Blick in die Sozialen Medien wirft, wird um Beiträge zu Katzen, die ein Zuhause suchen, kaum herumkommen. Dabei wäre per Gesetz dafür gesorgt, dass es nicht alle Jahre wieder im Frühling zu einer regelrechten Kätzchenflut kommt. Bereits seit 2005 müssen alle Katzen, die regelmäßig Zugang ins Freie haben, verpflichtend kastriert werden. Damit soll verhindert werden, dass die Population explodiert und unerwünschte Kätzchen ausgesetzt oder getötet werden.

 

An Kontrollen dazu mangelt es aber, wie Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe im grenznahen Lochen (OÖ, Bezirk Braunau) im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch betont. „Es kommt kaum vor, dass das Nichteinhalten dieses Gesetzes zu Strafen führt.“ Dabei seien die Folgen dessen täglich zu sehen.

Ungewollte Kätzchen häufig ausgesetzt

Erst kürzlich wurden in einem Waldstück bei Pöndorf (Bezirk Vöcklabruck) acht junge Kätzchen von einem Forstarbeiter entdeckt – fünf davon bereits tot. Die drei überlebenden Kitten werden nun auf dem Tierschutzhof versorgt. „Die Katzen wurden vermutlich auf einem Bauernhof geboren. Es sieht leider so aus, als wäre der ungewollte Nachwuchs so tief im Wald ausgesetzt worden, damit er nicht gefunden wird.“ Dabei drohen für das Aussetzen von Haustieren bis zu zwei Jahre Haft.

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Und noch während des Gesprächs mit Stadler werden erneut fünf nur einige Tage alte Kätzchen in die Obhut der Tierschützer:innen übergeben – vermutlich ebenfalls ausgesetzt. Diese müssen nun gründlich untersucht und per Hand mit der Flasche aufgezogen werden, so der Pfotenhilfe-Chef.

Kätzchenflut bringt Tierschützer:innen an ihre Grenzen

Einzelfälle seien das bei weitem nicht, im Jahr 2022 wurden 223 Fundkatzen und 300 Streuner von der Pfotenhilfe aufgenommen, nur die wenigsten davon wurden von ihren Besitzer:innen abgeholt. Diese jährliche Flut an Kätzchen sei von den Behörden und Tierschutzvereinen nicht mehr zu bewältigen.

 

Treiber dieser Umstände sei häufig die Landwirtschaft, dabei gebe es auch ein rechtliches Problem. „Zuchtkatzen sind von der Kastrationspflicht ausgenommen, dazu zählt aber schon die zufällige Paarung, was gerade auf Bauernhöfen häufig vorkommt.“ Zudem müssen jährlich nur zwei Prozent der Betriebe auf die Einhaltung dessen kontrolliert werden.

Um Landwirt:innen die Kastration der Katzen zu erleichtern, wurde vom Land Salzburg eine Aktion gestartet, bei der das Land und die behandelnden Tierärzt:innen jeweils ein Drittel der Kosten übernehmen. Privatpersonen müssen damit noch ein Drittel tragen, insgesamt liegen die Kosten für eine Kastration insgesamt bei rund 150 Euro. Flächendeckend werde das aber wohl aus Kostengründen nicht genutzt. Zudem sei es häufig so, dass schon halbverwilderte Katzen nicht oder nur sehr schwer einzufangen seien, erklärt der Tierschützer.

Chip-Pflicht für Katzen gefordert

Dahinter stecke ein strukturelles Problem, so Stadler. „Bei Hunden wären solche Zustände undenkbar, aber bei Katzen scheinen beide Augen zugedrückt zu werden.“ Im Gegensatz zu Hunden seien nur die wenigsten Katzen gechipt und registriert. „So wie bei Hunden, könnte es genauso bei Katzen funktionieren, wenn Pflichten auch umgesetzt und kontrolliert werden.“

Kastration verhindert prekäre Umstände für Katzen

Die Folgen der unkontrollierten Vermehrung seien vor allem für die Tiere fatal. „Wenn die Kätzchen überhaupt lebend gefunden werden, leiden die meisten an Krankheiten, Parasiten oder wurden bereits angefahren. Kurz gesagt, die Tiere kommen auf die Welt und sind Leid ausgesetzt“, so Stadler. Er appelliert, Katzen und Kater mit Freigang in jedem Fall kastrieren zu lassen, um diese Umstände zu vermeiden. Außerdem sollten ungewollte Kätzchen in jedem Fall ins nächste Tierheim oder zur Pfotenhilfe gebracht werden, anstatt sie auszusetzen und somit dem sicheren Tod zu überlassen. Nur so hätten die Tiere die Chance auf Versorgung und ein sicheres und endgültiges Zuhause.

(Quelle: salzburg24)

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