Bereits Mitte August wurde bekannt, dass das Unternehmen wegen Liquiditätsproblemen 725 Mitarbeitern die fälligen Löhne nicht auszahlen kann. Die Hausbanken hatten die Konten gesperrt, da Kredite nicht zurückgezahlt wurden. Zwei seit Jahresbeginn eingeschaltete Sanierungsexperten haben das Unternehmen laut Kreditschützern Anfang August unverrichteter Dinge wieder verlassen. Ein außergerichtlicher Rettungsversuch war damit gescheitert. Dennoch soll das Unternehmen in vollem Umfang fortgeführt werden, berichtete Creditreform.
Gesamtschulden um 47 Mio. Euro
Firmenchef Christian Wozabal hatte sich nach dem Scheitern des außergerichtlichen Rettungsversuchs noch zuversichtlich gezeigt, eine Insolvenz abwenden zu können. "Die Gespräche mit Banken und möglichen Investoren konnten leider nicht innerhalb kurzer Zeit erfolgreich zum Abschluss gebracht werden", räumte er am Donnerstag in einer Presseaussendung ein. Daher seien die Anträge auf Eröffnung von Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung gestellt worden. Das Unternehmen beziffert die Gesamtschulden - bereinigt um die Querhaftungen und internen Verbindlichkeiten - mit 47 Mio. Euro. Der KSV wies allerdings darauf hin, dass das nur für den Fall gilt, dass eine Sanierung gelingt und das Unternehmen fortgeführt wird. Sollte es zu einer Zerschlagung kommen, würden vor allem durch Ansprüche der Mitarbeiter und fällig werdende Leasingraten bis zu 104,1 Mio. Euro - davon 73,6 Mio. an externe Gläubiger - schlagend werden. Laut Insolvenzantrag sind ca. 680 Gläubiger betroffen.
Zwischenfinanzierung sichert Fortführung
Hohe Investitionen in den vergangenen drei Jahren, Probleme mit der neuen Mikrochip-Technologie, ein großes Wachstum von zwölf Prozent sowie zu kurzfristige Finanzierungslinien, listete Geschäftsführer Christian Wozabal am Donnerstag vor Journalisten als Insolvenzgründe der gleichnamigen Firmengruppe auf. Eine Zwischenfinanzierung von fünf Mio. Euro stelle die Fortführung des Betriebes bis Jahresende sicher.
Noch kurz vor der Insolvenz wurde mit Intermarket Bank, eine Tochter der Erste Group, die Zwischenfinanzierung ausverhandelt. Am Standort Enns informierte Wozabal Donnerstagnachmittag dann über die weitere Zukunft des Familienunternehmens. Bis auf Weiteres würden alle Arbeitsplätze in den sechs insolventen Firmen erhalten bleiben, das operative Geschäft laufe erfolgreich, der Cashflow sei so gut wie in den vergangenen acht Jahren nicht mehr. Vielmehr hätten die Altlasten zur Zahlungsunfähigkeit geführt.
Wozabal zeigte sich aber davon überzeugt, dass das Sanierungsverfahren positiv abgeschlossen werde. "Wir werden uns die erste Quote an die Gläubiger leisten können". Auch eine Refinanzierung werde bis zur Tagsatzung stehen. Der Firmenchef bedankte sich ausdrücklich bei seinen Mitarbeitern, die trotz Lohnausfalls vollzählig zur Arbeit erscheinen.
Wozabal-Insolvenz: Diese Firmen sind betroffen
Die Wozabal-Gruppe stellt Textilien für Spitäler, Heime, Gastronomie und Hotellerie sowie Industrie und Gewerbe zur Verfügung. Täglich werden 175 Tonnen Textilien gewaschen, die rund 2.000 Kunden sitzen in Österreich, Deutschland, Italien und Tschechien. Die Fortführung des Betriebes und die Versorgung der Kunden während des Insolvenzverfahrens seien sichergestellt, betonte Christian Wozabal am Donnerstag, das operative Geschäft laufe positiv. Die Ansprüche der Dienstnehmer seien durch den Insolvenzfonds gesichert.
Die Insolvenzanträge betreffen die Wozabal Management GmbH, die Wozabal Textilservice GmbH & Co KG, die Wozabal MPZ Medizinproduktezentrum GmbH & Co KG, die Wozabal Textile Logistik GmbH & Co KG, die Wozabal Sterilgut-Systeme GmbH & Co KG und die Wozabal Mietberufsbekleidung GmbH & Co KG. Standorte dieser Firmen befinden sich in Linz, Enns, Lenzing und Rankweil, weiters besteht ein Verteilerzentrum in Wien.
Landesbetriebe wollen weiter mit Firma arbeiten
Nicht betroffen von der Insolvenz sind die Wozabal Textile Vollversorgung GmbH & Co KG sowie die gleichnamige GmbH in Bad Hofgastein, die Umlauft Textilservice GmbH in Klagenfurt und die tschechische Wozabal s.r.o. Die gesamte Unternehmensgruppe beschäftigt nach eigenen Angaben 1.096 Mitarbeiter und setzte 2016/17 rund 72 Mio. Euro um. Der oö. LH Thomas Stelzer und der für Wirtschaft zuständige LHStv. Michael Strugl (beide ÖVP) gaben sich am Donnerstag optimistisch, dass die Wozabal-Sanierung funktionieren werde - nicht zuletzt deshalb, weil die Landesbetriebe weiter mit der Firma zusammenarbeiten würden, wenn die Leistungen wie bisher erbracht werden können, betonten sie in einer Presseaussendung. Sein Ressort stehe aber zur Verfügung, sollten dennoch arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erforderlich sein, so Strugl.
Sparkasse und Hypo gewähren Überbrückung für Löhne
Seitens des oö. Spitalsbetreibers gespag, dessen Krankenhäuser von Wozabal mit Dienstkleidung, Patienten- und OP-Wäsche sowie Sterilgut versorgt werden, hieß es, man gehe davon aus, dass durch das eingeleitete Insolvenzverfahren die Versorgung der Spitäler gewährleistet sei und den Spitälern und ihren Patienten kein Nachteil entstehen werde. Sparkasse OÖ und Hypo OÖ gewähren den von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffenen Wozabal-Mitarbeitern, die bei ihnen Kunden sind, unterdessen eine zinsenfreie Überbrückung für die ausstehenden Löhne. Das hat Soziallandesrätin und SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer mit den Instituten ausgehandelt, wie ihre Partei am Donnerstag mitteilte.
"Konkret stellen wir den Betroffenen als Überbrückung einen Betrag in Höhe bis maximal des dreifachen Nettogehaltes kostenlos - ohne Zinsen und Gebühren - bis Jahresende 2017 zur Verfügung", erklärte die Sparkasse in einer Aussendung. Damit wolle man helfen "finanzielle Engpässe zu mildern und somit diese Sorgen von den betroffenen Mitarbeitern zu nehmen". Gerstorfer appellierte auch an die anderen oberösterreichischen Geldinstitute, ebenfalls eine zinsfreie Überbrückungshilfe für die betroffenen Kunden mit einem Gehaltskonto zur Verfügung zu stellen. "Der Konkurs trifft vor allem Frauen, die ohnehin in einer Niedriglohnbranche arbeiten und daher meist über wenige Reserven verfügen, um diese Situation zu überbrücken", so die SPÖ-Chefin.
(APA)
(Quelle: salzburg24)






