Grenznah

Schüsse in Einkaufszentrum in München: Tote und Verletzte

Veröffentlicht: 22. Juli 2016 18:40 Uhr
Ein beispielloses Attentat in München erschüttert Deutschland: Unbekannte haben am Freitagabend in einem Einkaufszentrum mindestens neun Menschen erschossen und die Bürger in Panik versetzt. Mehrere Menschen wurden teilweise schwer verletzt.  Ein Täter ist tot. Die Polizei warnte nach den Schüssen vor einer "akuten Terrorlage". Es gebe aber bisher keine Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund.

Hier gibt es den LIVETICKER zu den Ereignissen in München zum Nachlesen. 

Acht Stunden nach den Schüssen in einem Münchner Einkaufszentrum hat die Polizei in der Nacht auf Samstag "vorsichtige Entwarnung" gegeben. Der in der Nähe des Einkaufszentrums aufgefundene tote Mann sei wohl der einzige Attentäter gewesen, teilte die Polizei über Twitter mit.

Von bis zu drei Tätern die Rede

Am späten Abend hieß es noch, bis zu drei Männer mit "Langwaffen" seien auf der Flucht. Man suche im ganzen Stadtgebiet und im Umland nach ihnen. Nach einem Leichenfund rund einen Kilometer vom Tatort entfernt hieß es, dass es sich dabei möglicherweise um einen Täter handeln könnte. Medienberichten zufolge hatte er einen roten Rucksack bei sich, wie ihn auch der Schütze im Fast-Food-Restaurant trug.

Eine einberufene Pressekonferenz um 2 Uhr soll Klarheit bringen. 

München rief "Sonderfall" aus

Die Stadt München rief den "Sonderfall" wegen einer "Amoklage" aus. Die Polizei forderte die Anti-Terror-Einheit GSG 9 des Bundes und Spezialeinheiten aus mehreren Bundesländern an. Auch 42 Beamte der österreichischen Sonderpolizeieinheit Cobra trafen nach Angaben des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, zur Unterstützung ihrer deutschen Kollegen in München ein. Kogler sagte in der "ZiB2", in ganz Österreich sei die Cobra in Alarmbereitschaft versetzt worden, außerdem seien "entsprechende Sicherheitsmaßnahmen" in allen Bundesländern gesetzt worden, die an Deutschland grenzen.

Ausnahmezustand in München./AFP PHOTO / STR Salzburg24
Ausnahmezustand in München./AFP PHOTO / STR

Öffentlicher Verkehr steht still

Der öffentliche Nahverkehr - U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen - wurde komplett eingestellt, ebenso der Zugverkehr. Der Münchner Hauptbahnhof wurde evakuiert. Dort strandeten offenbar zahlreiche Urlauber, die Deutsche Bahn stellte Übernachtungszüge bereit. Medienberichten zufolge wurden in der Stadt alle Geschäfte und Lokale geschlossen. Vom Flughafen München berichteten Augenzeugen ebenfalls von Behinderungen. Ärzte und Schwestern wurden in die Krankenhäuser gerufen. Restaurants in der Innenstadt schlossen aus Sicherheitsgründen.

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Islamistischer Bezug nicht auszuschließen

Kanzleramtsminister Peter Altmaier sagte, ein islamistischer Bezug der Tat könne nicht ausgeschlossen werden. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Er betonte, dass Deutschland von Terrorakten bisher verschont geblieben sei, weil eine Vielzahl von geplanten Anschlägen vor der Ausführung entdeckt worden seien. Eine "absolute Sicherheit" könne es aber nicht geben.

Altmaier gab bekannt, dass am Samstag der Bundessicherheitsrat zusammentreten werde. Innenminister Thomas de Maiziere, der sich in einem Flugzeug in die USA befand, wollte unmittelbar nach der Landung wieder zurückkehren. Die deutsche Bundesregierung bat in einer ersten Stellungnahme um Verständnis dafür, "dass wir keine voreiligen Stellungnahmen und Spekulationen abgeben wollen und können". Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich bestürzt: "Der mörderische Angriff in München entsetzt mich zutiefst." In Gedanken sei er bei allen Opfern und bei allen, die um einen geliebten Menschen trauerten oder fürchteten.

Gesicherte Hinweise nur auf einen Täter

Laut Altmaier gab es gesicherte Hinweise zunächst nur auf einen Täter. Unklar war anfangs, ob es in der Innenstadt eine weitere Attacke gab. Auch dort kam es zu einem Großeinsatz schwer bewaffneter Polizisten, nachdem Menschen schreiend und in Panik in Richtung Stachus geflohen waren. Ein Polizeisprecher sagte später, zahlreiche Hinweise von Bürgern per Notruf über Schusswechsel an anderen Stellen der Stadt hätten sich nicht bestätigt.

Einer der bislang größten Einsätze der Polizei in München./APA/AFP/STR Salzburg24
Einer der bislang größten Einsätze der Polizei in München./APA/AFP/STR

Smartphone-Warnsystem und Sicherheitscheck für Bürger

Die Stadt München forderte die Bürger per Smartphone-Warnsystem Katwarn auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Facebook aktivierte den "Safety Check" ("Sicherheitscheck") für München, womit Bewohner mitteilen können, dass sie in Sicherheit sind. Zudem twitterten etliche Bewohner der Stadt den Hashtag #OffeneTür, um Menschen Unterschlupf zu gewähren.

Keine Opfer aus Österreich

Das Außenministerium hat keine Hinweise auf österreichische Opfer. "Es gibt keine Hinweise, dass sich Österreicher unter den Opfern oder Verletzten befinden", verlautete in der Nacht auf Samstag aus dem Außenministerium. Es habe seit dem Abend einige Anrufe im Zusammenhang mit München bei der Hotline des Außenministeriums gegeben.

München im Ausnahmezustand

"Wir wissen derzeit nicht wo sich die Täter befinden. Passt auf Euch auf und meidet nach wie vor die Öffentlichkeit", schrieb die Polizei rund zwei Stunden nach Beginn der Schießerei auf Twitter. "Starke Polizeikräfte in der gesamten City. Wir fahnden mit Hochdruck nach den Tätern", twitterte die Polizei später. dpa-Reporter berichteten von Panik in Teilen der Stadt. Nach der Sperre des Hauptbahnhofs seien die Menschen über die Gleise geflohen.

Erste Schüsse um 17.52 Uhr bei Fast-Food-Restaurant

Der Anschlag begann laut Polizei bei einem Fast-Food-Restaurant im Olympia-Einkaufszentrum um 17.52 Uhr. Anschließend rasten von überall in der Stadt Polizei- und Rettungskräfte zu dem Einkaufszentrum. Die Gegend war weiträumig abgeriegelt. Über der ganzen Stadt kreisten Hubschrauber. Die Polizei rief Autofahrer auf, die Autobahnen in Richtung München für Einsatzfahrzeuge freizumachen. Polizeiangaben zufolge wurden rund 100 Menschen Augenzeugen des Anschlags. Sie wurden am Abend vom Kriseninterventionsteam betreut.

Das Olympia-Einkaufszentrum liegt mitten in einem Wohngebiet, zwei U-Bahn-Stationen vom Olympiastadion entfernt. Mit 135 Geschäften ist es eines der größten Shopping-Center in München.

Internationale Solidarität: Obama und Johnson "schockiert"

International trafen zahlreiche Solidaritätsadressen ein. "Deutschland ist einer unserer engsten Verbündeten. Wir werden ihnen jegliche Unterstützung zusagen, die sie in diesen Umständen brauchen können", teilte US-Präsident Barack Obama mit. Der britische Außenminister Boris Johnson äußerte sich "zutiefst schockiert" und "traurig" über die tödlichen Schüsse. "Solidarität mit Deutschland, das in diesem Augenblick einer schweren Prüfung unterzogen wird", schrieb der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault am Freitagabend auf Twitter.

Österreichische Politiker zeigen sich betroffen

Auch österreichische Spitzenpolitiker reagierten bestürzt. "In diesen erschütternden, dramatischen Stunden sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Familien der Opfer von München", teilte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) auf Facebook mit.

"Entsetzt über den schrecklichen Angriff von München" zeigte sich auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte sich ebenfalls auf Facebook "einfach sprachlos und wütend" darüber, dass der Terror "Einzug hält". Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen betonte in einer persönlich gekennzeichneten Twitter-Mitteilung: "In d(en) Augenblicken d(es) Horrors müssen wir zusammenstehen."

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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