Den "genauen Zeitplan" für die Einstellung des Servus-TV-Betriebs "werden wir professionell und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Partnern erarbeiten", hieß es am Dienstag ergänzend aus der Pressestelle des Senders. APA-Informationen zufolge steht eine Einstellung des Sendebetriebs Ende Juni im Raum. "Wir können den 30. Juni nicht bestätigen", hieß es dazu allerdings im Unternehmen. Kein Indiz für den Zeitpunkt des Sendestopps, aber möglicherweise dafür, dass die Entscheidung schnell fiel, ist der Umstand, dass der Sender auf seiner Homepage das "Werbeinselschema ab Juni 2016" zum Download zur Verfügung stellt.
Sender "wirtschaftlich untragbar"
Der Sender sei "wirtschaftlich untragbar geworden", so die Begründung für den drastischen Schritt. Obwohl man seit dem Start 2009 Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert habe, "lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten. (...) Wir haben uns der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus TV einzustellen." Die "Veränderungen am globalen Medienmarkt bestärken uns in dieser Entscheidung, weil digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen". Das Magazin "Servus in Stadt und Land" sei von dieser Maßnahme nicht betroffen.
264 Mitarbeiter nach Einstellung von Servus TV gekündigt
264 Mitarbeitern wurde offenbar bereits die Kündigung vorgelegt. Eine entsprechende AMS-Meldung gäbe es auch Das kommentierte Servus TV nur indirekt: "Die AMS Meldung muss formal mit einem Datum versehen sein", hieß es. Bestätigt wurde ein Mitarbeiterstand von "über 240". Gewerkschaft der Privatangestellten für Druck, Journalismus und Papier (GPA-djp) gab am Dienstagnachmittag an, dass 264 Mitarbeiter betroffen seien. Zuerst war von 246 die Rede.
Betriebsratgründung in Zusammenhang mit Aus
Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat am Dienstag bestätigt, dass Initiativen zur Gründung eines Betriebsrats bei Servus TV mit dem Aus des Senders zusammenhängen. “Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation nicht gerade dienlich war, ist evident”, erklärte er in einem Statement gegenüber der APA.
So richtig klar ist derzeit indes nicht, wer eigentlich einen Betriebsrat gründen wollte. Zu hören war von einem Rund-Mail, in dem eine Abstimmung darüber vorschlagen worden sei. Dieses sei von einer externen Mail-Adresse gekommen und habe Mateschitz empört.
Gewerkschaft und AK fordern Sozialplan für Mitarbeiter
Auch die Gewerkschaft GPA-djp zeigte sich betroffen und fordert nun Maßnahmen für die Angestellten. "In erster Linie geht es uns jetzt darum, für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechende Maßnahmen zu setzen, um diese mehr als unerfreuliche Situation erträglich zu machen. Konkret fordern wir Sozialplanverhandlungen für die gekündigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch im Wissen, dass es derzeit noch keinen Betriebsrat bei Servus TV gibt“, erklärt Gerald Forcher, Geschäftsführer der GPA-djp Salzburg in einer ersten Reaktion. Auch die Arbeiterkammer Salzburg forderte einen Sozialplan.
Forcher zeigte sich dazu überzeugt, dass die angedachte Betriebsratswahl bei Servus TV nicht der Grund für die Schließung des Senders sein könne. Es sei nicht vorstellbar, dass Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz "diese undemokratische Meinung tatsächlich vertritt und er die Schuld jenen Mitarbeitern zuschieben möchte, die über eine Betriebsratswahl nachgedacht haben." Es wäre außerdem "mehr als kurios", wenn ein Unternehmen, "eingebettet in einen Milliardenkonzern", wegen einer Wahl zur betrieblichen Interessensvertretung den Betrieb einstellen würde.
Ferdinand Wegscheider erst seit April an Spitze
Erst Anfang April wurde Ferdinand Wegscheider alleiniger Senderchef. Wegscheider war vorerst nicht zu erreichen. Erst im April war es zu einer Rochade an der Senderspitze gekommen. Geschäftsführer Martin Blank ging nach rund sechs Jahren, der frühere Burgtheater-Direktor und interimistische Servus-Programmdirektor Matthias Hartmann gab die Programmagenden ab. Harald Maier übernahm die Kaufmännische Leitung.
Servus TV kämpfte mit Marktanteilen
Servus TV hatte im April 1,5 Prozent Marktanteil. Nur selten übersprang der Sender seit seinem Start im Herbst 2009 die Zwei-Prozent-Marke. Erstmals gelang das im Oktober 2012, in diesem Monat übertrug man Felix Baumgartners Stratosphären-Sprung. Im Jahresschnitt 2015 waren 1,7 Prozent ausgewiesen worden, die beiden Jahre davor 1,5 Prozent.
Facebook-Gruppe setzt sich für Erhalt von Servus TV ein
Auch Fans des Senders zeigten sich über das plötzliche Aus von Servus TV schockiert, auf Facebook wurde daraufhin schnell eine Gruppe eingerichtet, die sich für den Erhalt stark machen will. Dahinter steht ein 41-jähriger Linzer. Der Mann er watet allerdings nicht, dass er mit seiner Gruppe Mateschitz umstimmen kann, wollte jedoch zeigen, dass ihm der Sender fehlen werde, berichten die Salzburger Nachrichten. Fast 4.000 Likes konnte die Seite am Dienstag gegen 17 Uhr verbuchen.
Reaktion: Trauer und Empörung
Das Ende des Senders rief Reaktionen aus Politik sowie Medienbranche und natürlich auch bei den Sehern hervor. Auch Felix Baumgartner mischte sich in die Diskussion um den Sender von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ein und stichelte gegen seinen neuen Lieblingsfeind: ORF-Anchorman Armin Wolf.
ORF will "Substanz erhalten und fortführen"
Auch der öffentlich-rechtliche Konkurrent ORF bedauert das Aus. "Das ist ein trauriger Tag für den österreichischen Medien- und Produktionsstandort", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Der ORF zeigt sich darin auch interessiert an Übernahmen.
Es gebe bereits ein Gesprächsangebot an Servus TV, "um gemeinsam auszuloten, wie man die in den letzten Jahren geschaffene Substanz zumindest teilweise erhalten und fortführen kann", erklärte der ORF.
(SALZBURG24/APA)
(Quelle: salzburg24)