Grenznah

"Sextortion" – immer mehr Betroffene in Österreich

ILLUSTRATION - Ein junger Mann h?lt am 31.10.2013 in Hannover (Niedersachsen) ein Smartphone, auf dem ein erotisches Foto einer jungen erwachsenen Frau zu sehen ist. Zahlreiche Schulleiter aus Cloppenburg warnen in einem gemeinsamen Elternbrief vor dem neuen Trend ÇSextingÈ. Dabei versenden Jugendliche erotische Fotos oder Nacktbilder von sich per Smartphone an Freunde oder laden sie in sozialen Netzwerken hoch. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Veröffentlicht: 28. Juli 2015 10:10 Uhr
Fälle von „Sextortion“ nehmen massiv zu – vor allem auch bei Jugendlichen in Österreich, meldet "147 Rat auf Draht" am Dienstag. „Sextortion“ ist eine Form der Internetkriminalität, bei der Unbekannte über soziale Netzwerke Kontakt zu den Opfern aufnehmen und sie überreden, vor einer Webcam sexuelle Handlungen durchzuführen. Damit ihr nicht in die „Sextortion“-Falle tappt, haben wir euch hier wichtige Tipps zusammengestellt.

Ein typische Fallgeschichte (Namen frei erfunden): Stefan wird von der ihm unbekannten Julia auf Facebook angeschrieben. Julias Fotos zeigen eine attraktive junge Frau. Stefan ist begeistert und folgt rasch ihrer Einladung auf Skype zu wechseln. Es dauert nicht lange und Julia beginnt sich vor der Kamera auszuziehen. Sie überredet Stefan schließlich, sich ebenfalls nackt zu zeigen. Was Stefan in diesem Moment noch nicht ahnt: Er ist in eine Sextortion-Falle getappt.

Erpressung über Facebook, WhatsApp & Co

Der Ausdruck Sextortion setzt sich aus den Begriffen "Sex" und "Extortion" - also Erpressung - zusammen. Dabei nehmen Unbekannte über Facebook, WhatsApp, Tinder, Lovoo, Spiele-Netzwerke etc. Kontakt zu ihren meist männlichen Opfern auf und überreden sie, die Unterhaltung in einem Video-Chat fortzusetzen. Schon nach kurzer Zeit werden die Betroffenen dazu animiert, sich nackt auszuziehen oder sexuelle Handlungen vor der Webcam durchzuführen. Diese werden von den Betrügern aufgezeichnet und dienen später als Erpressungsgrundlage. Bei den attraktiven Chatpartnern handelt es sich um Lockvögel, oft sogar um Videoeinspielungen.

Erpresser wollen viel Geld

Die Erpresser fordern schließlich ihre Opfer zu Geldzahlungen auf und drohen, die Aufnahmen ansonsten im Internet zu verbreiten oder direkt an deren Freundeslisten zu schicken. Häufig übermitteln die Täter einen Link zu einem YouTube-Video, das noch nicht öffentlich zugänglich ist und jederzeit freigeschaltet werden kann. Auch mit der Veröffentlichung auf Pornowebsites wird gedroht.

In Österreich betragen die Forderungen bei Jugendlichen rund 100,-Euro, bei Erwachsenen bewegen sie sich in einer Größenordnung zwischen 500,- und 1.000,- Euro. Verlangt wird eine Bezahlung mit anonymen Bargeldtransferdiensten oder Prepaid-Zahlungsmitteln. Bei jungen Opfern kann es auch passieren, dass die Täter anstelle eines Geldbetrages weitere Nacktaufnahmen fordern. Bei den Erpressern handelt es sich meist um international organisierte Banden.

orsicht bei Flirts mit Webcam!/Saferinternet.at Salzburg24
orsicht bei Flirts mit Webcam!/Saferinternet.at

"147 Rat auf Draht" verzeichnet mehr Fälle bei Jugendlichen

Bei der auf junge Menschen spezialisierten Telefonhilfe "147 Rat auf Draht" gehen immer mehr Anfragen zum Thema Sextortion ein. Im ersten Halbjahr 2015 sind die Beratungen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte gestiegen. Zunehmend wenden sich auch junge Frauen als Sextortion-Opfer hilfesuchend an "147 Rat auf Draht". Da es sich allerdings um ein sehr schambesetztes Thema handelt, ist mit einer weitaus höheren Dunkelziffer zu rechnen.

"Sextortion" mit neuer Variante

In letzter Zeit sind neue Varianten von Sextortion zu beobachten. "Immer öfter kommt es auch dann zu Erpressungen, wenn die Opfer die Webcam noch rechtzeitig ausschalten. Die Täter verwenden dann öffentliche Profilfotos, die sie in pornografische Aufnahmen montieren," berichtet Birgit Satke, Leiterin von "147 Rat auf Draht". In anderen Fällen spielt die Webcam erst gar keine Rolle. Nach dem Erstkontakt wird auf WhatsApp gewechselt, wo die Erpresser versuchen Nacktfotos herauszulocken.

Oft trotz Bezahlung Bilder veröffentlicht

Ist man einmal in die Falle getappt, gilt es Ruhe zu bewahren und Schadensbegrenzung zu betreiben. Betroffene sollten keinesfalls auf die Forderungen eingehen. "Erfahrungen zeigen, dass die Aufnahmen nur selten tatsächlich veröffentlicht werden. Gleichzeitig gibt es Fälle, bei denen es trotz Bezahlung zur Bloßstellung kommt oder noch mehr Geld verlangt wird. Falls Videos oder Fotos im Internet auftauchen, sollte man rasch handeln und Plattformbetreiber zur Löschung auffordern," empfiehlt Bernhard Jungwirth, Koordinator von Saferinternet.at. Damit es aber erst gar nicht so weit kommt: Beim Online-Flirten ist eine gesunde Portion Misstrauen angebracht - besonders dann, wenn das Gegenüber rasch zur Sache kommt.

So gelingt es Sextortion-Fallen zu vermeiden:

  • Seid skeptisch, wenn besonders attraktive, wildfremde Personen mit euch offensiv zu flirten beginnen.
  • Ein wichtiges Alarmsignal ist auch, wenn neue Online-Bekanntschaften rasch auf Skype etc. wechseln wollen.
  • Wenn es im Video-Chat allzu schnell "zur Sache" geht, seid besonders vorsichtig und brecht die Unterhaltung am besten ab.
  • Deckt eure Webcam ab, solange ihr nicht sicher seid, dass ihr eurem Gegenüber vertrauen könnt.
  • Denkt daran, alles was ihr vor der Webcam macht, kann euer Gegenüber aufzeichnen.
  • Wählt sichere Privatsphäre-Einstellungen in Sozialen Netzwerken.

Wenn man bereits in die Falle getappt ist:

  • Geht nicht auf die Forderungen ein und überweist kein Geld.
  • Brecht sofort jeglichen Kontakt ab, blockiert die Person in eurer Freundesliste und meldet das Profil beim Plattformbetreiber.
  • Sichert Beweise wie Chat-Protokoll oder E-Mail-Verkehr.
  • Erstattet Anzeige bei der Polizei.
  • Falls Fotos oder Videos von euch im Internet auftauchen sollten, wendet euch rasch an die Plattformbetreiber. Der Internet Ombudsmann (www.ombudsmann.at) unterstützt euch bei der Entfernung.
  • 147 Rat auf Draht" (Notruf 147, www.rataufdraht.at) berät Jugendliche und ihre Bezugspersonen kostenlos, wie sie mit der unangenehmen Situation am besten zu Recht kommen können.

Weitere ausführliche Tipps zum Thema sowie aktuelle Fallbespiele stehen auf www.saferinternet.at/presse zum Download bereit.

(Quelle: salzburg24)

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