Welche Berührungspunkte haben Sie mit der aktuellen Flüchtlingsthematik? Sind Sie bereits selbst aktiv geworden? Wie erleben Sie aktuell die Stimmung in Bezug auf Flüchtlinge?
Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber, Gut Aiderbichl
Aufhauser begründete im Jahr 2000 in Henndorf (Flachgau) mit Gut Aiderbichl seinen ersten von mittlerweile 20 Gnadenhöfen für Tiere. Mittlerweile führt Dieter Ehrengruber als Stiftungsvorstand die Geschäfte.
„Auch auf Gut Aiderbichl gehen die Ereignisse der Zeit nicht einfach vorüber. Flüchtlinge kann man auf den Gütern natürlich keine aufnehmen - dafür reichen die Einrichtungen nicht.
Aber sie finden bei uns offene Herzen. Sie sind bei freiem Eintritt gern zu Gast. Es ist schön zu sehen, wenn sie hier ein paar unbeschwerte Stunden verbringen. Da sieht man, dass Liebe im wahrsten Sinn grenzenlos ist. Zwischen Mensch und Tier, aber erst recht auch zwischen Mensch und Mensch.“
Julian Baumgartlinger
Der Fußballer aus dem Flachgau ist seit 2011 beim deutschen Bundeligisten Mainz unter Vertrag und läuft mittlerweile als Mannschaftskapitän auf. In der österreichischen Nationalelf ist Julian Baumgartlinger seit 2009 Stammspieler und absolvierte 39 Länderspiele.
"Die Bilder von den unzähligen Menschen, die bei uns in Österreich und Deutschland Schutz und Zuflucht suchen bewegen und beschäftigen mich.
Bei meinem Besuch in der Flüchtlingsunterkunft in Budenheim bei Mainz konnte ich mir selbst ein ungefiltertes Bild verschaffen. Viele ehrenamtliche Helfer versuchen den Empfang, so gut wie eben möglich, zu gestalten und erzählten mir, von zerrissenen Familien, deren geflüchtete Söhne nun versuchen ihre Familien aus Afghanistan, Syrien oder Eritrea zu holen.
Ich verkenne nicht, dass diese - so bei uns nie gekannten - Migrationsbewegungen bei Menschen Ängste auslösen können. Die politischen Brandstifter, die diese Ängste manipulativ nähren und nutzen, vergessen aber, dass die jüngere europäische Geschichte, eine Geschichte der Vertreibung und Flucht von hunderttausenden Europäern war, die entwurzelt auf der Suche nach einer neuen Heimat fliehen mussten.
Tausende dieser ehemaligen Flüchtlinge sind heute bereits seit Generationen Österreicher und Deutsche. Wenn ich mein unmittelbares Umfeld betrachte, das österreichische Nationalteam beispielsweise, wird deutlich, wie vielfältig unsere ethnischen Wurzeln in der Nationalmannschaft sind. Ich bin ich sehr froh, dass die Eltern und Großeltern meiner Freunde und Kollegen damals zunächst Zuflucht und dann eine neue Heimat in Österreich gefunden haben.
Ich sehe jedoch auch, dass ganz konkret Belastungsproben im alltäglichen Leben entstehen: Staus aufgrund der Grenzkontrollen oder ausgefallene Zugverbindungen, was gerade in meinem Heimatbundesland Salzburg spürbar ist. Jedoch sehe die Verantwortung dafür eben nicht bei den Flüchtenden. Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist zunächst Aufgabe der politisch Verantwortlichen.
Es kann nicht angehen, dass in dem Moment, in dem das Ausmaß und die daraus resultierende Überforderung der Migrationgsströme offenbar wird, die vermeintliche "Schuld“ für logistische Engpässe und alltägliche Unbequemlichkeiten den Menschen auf der Flucht zugewiesen wird.
Für mich heißt die aktuelle Situation zweierlei: Zunächst in der Not schnell, mutig und gerne zu helfen. Langfristig müssen aber - von der ganzen Weltgemeinschaft - gemeinsam die Fluchtursachen beseitigt werden und eine über die EU hinausgehende gemeinsame Flüchtlingshilfe und -verteilung ermöglicht werden. Das kann weder Deutschland noch Österreich alleine leisten.“
Felix Baumgartner
Spätestens durch seinen Stratosphärensprung erlangte Felix Baumgartner weltweite Berühmheit. Mittlerweile wohnt der Salzburger in Arbon im schweizerischen Thurgau.
„Da ich seit meinem Sprung aus der Stratosphäre weltweit bekannt bin, ist es für mich selbstverständlich zu helfen, wo immer meine Hilfe benötigt wird. Egal ob Kindern, behinderten Menschen oder aktuell den Kriegsflüchtlingen. Ich gehe damit aber nicht an die Öffentlichkeit.“
Alisa Buchinger
Das Salzburger Karate-Ass war bereits mehrfach bei internationalen Bewerben erfolgreich. Alisa Buchinger kann mehrere Europameister-Titel (U21) und Weltmeistertitel (U19) für sich verbuchen.
„Ja, das Thema spielt auch für mich eine große Rolle und ich selbst hab‘ es letztens selber mitbekommen, als ich um 5 Uhr morgens vom Freilassinger Bahnhof mit dem Zug weggefahren bin. Es waren Tausende Flüchtlinge vor Ort und die Polizei hat überall geholfen. Mir tat der Anblick der Leute so Leid und am liebsten wollte ich selber helfen. Leider bin ich momentan selber fast nie im Lande und bin daher noch nicht dazu gekommen, persönlich zu helfen. Jedoch möchte ich die kommenden Wochen auch einen Beitrag für die Flüchtlinge leisten und sie unterstützen. Die Stimmung ist leider sehr gespalten, da es viele Leute gibt, die die Flüchtlinge nicht haben wollen und sie regelrecht abwertend behandeln. Meiner Meinung nach sollten wir alles gemeinsam an einem Strang ziehen und diesen Menschen, die es ohnehin schon so schwer haben, helfen. Denn wenn wir (Österreicher) in dieser Situation wären, wären wir auch froh, wenn uns andere Länder aufnehmen und unterstützen würden.“
Felix Gottwald
Mit sieben Medaillen bei Olympischen Winterspielen hält der Nordische Kombinierer einen österreichischen Rekord. Insgesamt gewann der Pinzgauer bei Großbewerben 18 Mal Edelmetall. Im Jahr 2011 beendete Felix Gottwald seine sportliche Karriere.
„Die Weltbevölkerung war noch nie so reich wie jetzt. Und das private Geldvermögen von 135 Billionen Euro war weltweit noch nie so ungerecht aufgeteilt wie heute. Das gilt auch für Österreich, wo das Geldvermögen im Schnitt 48.163 Euro netto pro EinwohnerIn beträgt. Platz 17 weltweit, noch ein Platz vor Deutschland. Es geht uns also sehr gut! Eine Frage, die wir uns angesichts des Flüchtlingsthemas stellen können, ist: Warum ist trotz Überfluss die Angst vor Mangel oft größer, als die Motivation zu helfen? Und: Wie kann aus dieser Angst – vor dem Unbekannten, vor Veränderung, davor, zu kurz zu kommen – Vertrauen werden? Darum geht‘s nicht nur in der Flüchtlingsfrage, darum geht es im Leben immer. Hier kann jeder jederzeit in seinem Bereich etwas tun, auch ohne das gesamte Thema vollständig zu verstehen. Und auch das erleben wir in Österreich zum Glück jeden Tag und immer mehr: Wir können, wenn wir wollen! So viele Initiativen und Beiträge als gutes Vorbild, die erkennen lassen: diese Flüchtlingskrise kann auch eine Chance für Österreich sein. Willkommen: Wir können uns leisten, Menschen willkommen zu heißen und sie zu unterstützen! Jeder nach seinen Möglichkeiten und da, wo er gerade ist. Wir hätten alle kein iPhone, hätte Steve Jobs nicht als Flüchtlingskind Asyl in den USA erhalten. Wir hätten dieses großartige rot-weiß-rote Fußballteam nicht, hätten wir die Familien der Stars mit Migrationshintergrund nicht irgendwann willkommen geheißen. Wir brauchen in der eigenen Familiengeschichte nur etwas zurückgehen, dann finden wir dort Schicksale, die sich an einem ‚Willkommen‘ auf die eine oder andere Weise entschieden haben. Ich halte Sport für eine wichtige Integrationsmaßnahme. Weil er im Kern folgende Idee ist: Es lohnt sich, über alle Unterschiede hinweg auch immer das Verbindende zu sehen. Für diese Idee engagiere ich mich: In meinen Seminaren, bei meinen Vorträgen, in Laureus Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Ansonsten tue ich, was so viele andere auch tun: Ich engagiere mich bei privaten Initiativen in meiner Umgebung, gebe weiter, wovon ich genug habe. Und versuche zum Willkommen zu ermutigen, wo immer sich mir die Gelegenheit bietet.“
Erwin Josef Himmelbauer
Erwin Josef Himmelbauer ist nicht nur Nachrichtenchef beim Regionalmusiksender Welle 1, sondern auch als DJ unterwegs. Im Jahr 2006 stellte er die Integrationsfußball WM in Salzburg erstmals auf die Beine. Mittlerweile hat das Turnier jährlich rund 1.800 Teilnehmer österreichweit.
„Die einen befürchten, dass wir Vollgas in den Dritten Weltkrieg hineinrutschen, die anderen sorgen sich, dass die Flüchtlinge Papierln liegen lassen.... Für mich besteht die Gefahr, dass die Hetzer gewinnen und die EU aus Egoismus krachen geht. Österreichs Asylgesetze haben damals zum Balkankrieg sehr gut funktioniert. Es waren keine Probleme. Aber die EU, eine Bananen-Union, die sich um Gurkenkrümmungen und so Schas kümmert, aber nicht einmal einen Integrations- und Asylkommissar hat, ist nach vier Jahren Krieg in Syrien vom plötzlichen Flüchtlingsstrom völlig überrascht. Niemand hat sich überlegt, ob die Dublin-Regeln überhaupt funktionieren. Können sie auch nicht, wenn die Ostgrenze in Griechenland offen ist. Wären wir so vorbereitet gewesen wie auf eine Fussball EM, wären 100.000 teils gut ausgebildete Syrer in der 500-Millionen-Einwohner-EU nicht einmal sichtbar.“
Marcel Hirscher
Marcel Hirscher, der vierfache Gesamtweltcup-Sieger aus Annaberg (Pongau) stellt seit dem Jahr 2007 den alpinen Skiweltcup auf den Kopf. In seinem Medaillenschrank hängen ebenfalls vier WM-Goldene.
„Ich weiß, dass wir das Flüchtlings-Problem nicht lösen können, das ist Aufgabe der internationalen Politik, doch nun sind Menschen unserem Land, welche nichts für ihre Lage können. Sie alle haben eine tragische Geschichte zu erzählen und wir sollten ihnen zuhören. Menschlichkeit ist hier gefragt ganz ohne Vorurteile.“
Klaus Hohensinn, Zwettler’s
Hohensinn führt als Wirt den Stiftskeller Zwettler’s im Salzburger Kaiviertel und belebt die Altstadt tagtäglich kulinarisch.
„Im Wirtshaust wurde immer schon diskutiert. Das ist auch bei uns im Zwettler's so und als Wirt bekomme ich derzeit schon mit, dass sich die Gespräche des Öfteren um die Flüchtlingssituation drehen. Man merkt allgemein, dass dieses Thema die Menschen sehr bewegt und es auch nicht selten zu Konflikten führt.
Mich persönlich macht das Thema auf jeden Fall sehr betroffen. Ich habe selbst eine Familie und möchte mir nicht ausmalen, wie es ist, von meinem Heim, meiner Arbeit und meinem ganzen Umfeld, an dem ich natürlich sehr hänge, weg zu müssen in eine ungewisse Zukunft von der niemand sagen kann, wie sie denn aussehen wird. Was diesen Leuten passiert ist, muss furchtbar sein und wir können uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was sie erlebt haben.
Aber dennoch finde ich, dass man der einheimischen Bevölkerung auch die ein oder andere kritische Nachfrage erlauben muss, ohne gleich dem rechten Lager zugeteilt zu werden. Was zur Zeit passiert, ist ja wirklich weltbewegend und dass es da Bedenken und Unsicherheiten gibt, sollte den Leuten auch zugestanden werden.“
Miss Integration Cathy Kagiri
Die gebürtige Kenianerin kam ursprünglich als Aupair-Mädchen nach Österreich. Seit 2014 ist Cathy Kagiri Integrationsbotschafterin des Roten Kreuz, im Juni dieses Jahres wurde sie in Salzburg zur Miss Integration gekürt.
„Das Flüchtlingsthema geht an mir auch nicht spurlos vorbei. Es ist eine unfassbar traurige Situation, mit der wir jeden Tag konfrontiert werden. Ich habe mir letzten Sonntag ein Bild von der Lage am Bahnhof gemacht und ich bedanke mich bei allen die sich Zeit nehmen, die Flüchtlinge herzlich willkommen zu heißen und sie schließlich zu versorgen. Die Polizei, das Militär und die Caritas machen gerade wirklich einen tollen Job. Die Leute, die diese Flüchtlinge als Bedrohung sehen sollten bedenken, dass kein Mensch gern auf der Flucht ist. Es ist ein Menschenrecht in Frieden zu leben und wir, die in einem friedlichen Land wie Österreich leben dürfen, sollten niemals vergessen, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist!“
Erzbischof Franz Lackner
Der gebürtige Steirer steht der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft in Salzburg seit 2013 als Erzbischof vor. Die Erzdiözese öffnete bereits mehrere ihrer Häuser für Flüchtlinge.
„Betroffen sehe auch ich die Bilder jener Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Terror sind. Auch wir Christen sind Pilger und Fremdlinge, von daher sollten wir für Fremde in der existentiellen Not Verständnis haben. Wie Jesus sagt: ‚Ich war nackt und ihr habt mich bekleidet. Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.‘ Ich bete darum, dass Augen und Hände geöffnet werden. Wir haben alle eine gemeinsame Verantwortung vor Gott und den Menschen.
Als Kirche ist es uns ein Anliegen zu helfen. Ich habe daher schon vor einiger Zeit einen Brief an alle Pfarren geschickt mit der Bitte, mögliche Unterkünfte für Flüchtlinge bereitzustellen. Es passiert viel, viele engagierte Menschen setzen sich ein. Leider wurde ich für diese Aufforderung aber auch kritisiert. Besonders wichtig war mir auch persönlich, in meinem Umfeld, ein klares Zeichen zu setzen. In unmittelbarer Nähe zum Bischofshaus konnten wir in einem Gästehaus 20 Flüchtlinge aufnehmen. Außerdem sind im ehemaligen Leprosenhaus der Stadt Salzburg, das die Erzdiözese erworben hat, bereits vor dem Sommer 30 Flüchtlinge eingezogen.
Ich war vergangene Woche im Jugendgästehaus Bergheim in Obertauern. Dieses Haus der Erzdiözese dient seit vier Wochen als Quartier für Asylwerber. Ich konnte mich bei Bewohnern und Betreuern über deren Wohlergehen erkundigen. Es gab weder Komplikationen noch Streitereien. Und ich habe ein sehr gutes Klima verspürt. Natürlich verstehe ich die Sorgen der Bevölkerung, eine bisher ja nicht vorstellbare Menge an flüchtenden Menschen in unserem Land bringt Ratlosigkeit und lässt Bedrängnis empfinden.“
Johanna Maier
Die von Gault Millau mit vier Hauben und vom Guide Michelin mit zwei Sternen prämierte Köchin führt mit ihrer Familie das Hotel Hubertushof in Filzmoos.
„Ich sehe in den Flüchtlingen zunächst die Menschen, ihr Leid und ihr Schicksal und das berührt mich zutiefst. Ich habe noch nie so viel über das Weltgeschehen, das Problem einer Flucht und das menschliche Handeln nachgedacht. Allen Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern an den Grenzen gebührt größter Dank und Respekt für ihren kurzfristigen und menschenwürdigen Einsatz. Wichtig erscheint mir allerdings auch, dass man nicht nur Antworten auf die Flüchtlingsfragen sucht, sondern sich auch die Frage stellt, wie kann man unseren Menschen helfen, Vorurteile und Verunsicherungen abzubauen. Wir brauchen eine Begleitkultur für beide Seiten. Wie geht man auf traumatisierte Menschen zu? Wie kann die Kommunikation gefördert werden, wenn man unterschiedliche Sprachen spricht? Wie macht man aus Mitgefühl eine gesellschaftliche Notwendigkeit, die sich gestalten lässt? Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es uns über unsere Kultur, über Sport und Wohlwollen gelingen kann, asylberechtigte Neuankömmlinge zu europäisieren. Mein Bestreben ist es, eine positive Grundhaltung zu verbreiten und so der Hetze Einhalt zu gebieten. Wenn es notwendig wird, Flüchtlinge in unserer Gemeinde aufzunehmen, werden auch wir unseren Beitrag leisten, um diesen Menschen ein soziales Umfeld zu bieten, indem Integration möglich sein kann. Global hoffe und vertraue ich, dass es den Verantwortlichen nachhaltig und friedlich gelingt, das Problem der Flucht dort zu bearbeiten, wo es entsteht, damit Menschen ihre Heimat nicht mehr verlassen müssen.“
Peter Daniell Porsche
Peter Daniell Porsche ist ein Spross der Porsche-Dynastie. Im letzten Jahr hat er einige Funktionen im Konzern übernommen, z.B. ist er Aufsichtsratsmitglied bei Skoda, sitzt im Beirat von Porsche Design und ist stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der VW Belegschaftsstiftung. In Salzburg ist Peter Daniell Porsche aber vor allem als Gründer und Mäzen diverser kultureller und sozialer Einrichtungen, wie etwa der Paracelsus Schule in St. Jakob (Tennengau), bekannt. Seine unterschiedlichsten Beteiligungen sind in die PDP Holding gebündelt.
„In meinem unmittelbaren Umfeld habe ich derzeit nur wenige direkte Berührungspunkte, aber mich beschäftigt die Thematik dennoch aus Interesse und innerer Anteilnahme heraus sehr. Es geht hier in vielen Fällen um mannigfaches menschliches Leid und wer mich kennt, weiß, dass so etwas nicht spurlos an mir vorüber geht und ich mir viele Gedanken mache, wie eine sozial gerechte Welt und wie eine Verbesserung der derzeitigen Flüchtlingssituation sinnvoll und nachhaltig aussehen sollte und könnte.
Es wurden einige Projekte und Ideen an mich herangetragen, aber ich möchte nicht über Dinge sprechen, die einfach noch nicht ausgereift sind. Ich will mein diesbezügliches Engagement auch nicht an die große Glocke hängen. Ich bin der Meinung, dass „stille“ Hilfe in manchen Fällen und in meiner Situation – zumindest derzeit – sinnvoller ist!
Es berührt mich einerseits im positiven Sinn, wieviel persönliches Engagement vorhanden ist, dass Menschen einfach helfen, weil sie den dringenden Bedarf wahrnehmen und sehen, dass Hilfe gebraucht wird. Andererseits habe ich aber auch den Eindruck, dass viele Betroffene nicht wagen, offen über ihre Sorgen und Bedenken zu sprechen, weil sie Angst haben, in einem „falschen Licht“ gesehen zu werden. Ich sehe auch, dass viele Sorgen und Ängste durch bessere Kommunikation ganz einfach aus dem Weg geräumt werden könnten. Das lange Zuwarten und zögerliche Agieren der politischen Entscheidungsträger ist derzeit alles andere als förderlich und zum großen Teil auch für mich absolut unverständlich.“
Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe
Der gebürtige Salzburger ist der Sohn der Salzburger Prinzessin Antonia zu Schaumburg-Lippe und seiner Hoheit Prinz Waldemar zu Schaumburg-Lippe und sorgt regelmäßig für Society-Schlagzeilen. Einem größeren Publikum wurde Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe durch die Teilnahme am TV-Format Promi Big Brother bekannt.
„Als TV-Journalist und Künstler reise ich das ganze Jahr beruflich. Flüchtlinge sind hilfsbedürftige Menschen in Not und eine starke und mutige Politik auf großer Ebene kann leicht ein Zuhause im großen Europa für Menschen, die ein sicheres Leben suchen finden. Ich lebte in Thüringen, da stehen zum Beispiel tausende Wohnungen in ordentlichen Wohnanlagen leer, weil nach der Ostöffnung alle in westdeutsche Großstädte zogen. Eine Kleinstadt ohne derartige Freiräume ist die falsche Destination für die armen Flüchtlinge, und mutige Politiker müssen die Organisation einer ordentlichen Unterbringung in Regionen, die Kapazitäten dazu haben in großem Rahmen organisieren.
Die Stimmung in Bezug auf die armen Flüchtlinge darf nur menschlich und gut und positiv sein. Niemand hat es verdient, nachdem er seine Heimat verlassen musste, etwas anderes als höchste Hilfsbereitschaft auf dem Weg in ein sicheres Leben zu erhalten. Statt einem Kaffee mehr oder einem Dessert eine Spende an Flüchtlinge zu geben, finde ich eine kleine aber schöne Geste, die jeder von uns machen kann. Ich helfe indem ich spende, motiviere und Friedlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen in Not erbitte.“
Bernadette Schild
Als kleine Schwester von Ausnahmeathletin Marlies Schild macht sich die Pinzgauerin nun auch selbst im alpinen Skizirkus einen Namen. Seit 2012 sorgt Bernadette Schild vor allem im Slalom regelmäßig für Top-Platzierungen.
„Um ehrlich zu sein bekomme ich hier in Tirol, wo ich derzeit trainiere, so gut wie gar nichts mit. Natürlich schaue ich mir die täglichen Nachrichten an und höre mir diverse Diskussionsrunden an, aber richtig schockierende Bilder finden sich auf Facebook. Natürlich ist der Wunsch da, selbst aktiv zu werden, allerdings habe ich derzeit keine Möglichkeit zu helfen. Ich denke die Stimmung derzeit ist einerseits natürlich sehr hilfsbereit und entgegenkommend, vor allem in Österreich. Aber die Frage, die sich mir häufig stellt ist, würde sich Österreich auch so verhalten, wenn nicht der Großteil der ankommenden Flüchtlinge auf dem schnellsten Wege weiterreisen möchte nach Deutschland. Wäre unser Land in der Lage all diesen Asylwerbern auch dann zu helfen? Andererseits gibt es dann noch ein zweites, kleineres Lager, das nichts mit diesen Menschen zu tun haben möchte, was in meinen Augen schlimm ist, denn auch wir wären froh, wenn uns jemand helfen würde. Ich teile die Ansicht vieler europäischer Politiker: Nicht ein Land allein wird diese Völkerwanderung bewältigen können, nicht Österreich und auch nicht Deutschland, sondern Europa muss als eine Union auftreten, die mehr ist als eine Freihandelszone.“
Seppi Sigl
Josef „Seppi“ Sigl leitet die Trumer Privatbrauerei im Salzburger Flachgau mittlerweile in achter Familiengeneration. Durch zahlreiche Initiativen, wie etwa das Trumer Sommerkino – beleben die Sigls auch die Salzburger Kulturlandschaft. Seit kurzem beherbergt sie auch eine Flüchtlingsfamilie.
„Wir von der Trumer Privatbrauerei glauben an eine Welt, die von einem starken Miteinander geprägt ist. Eine Welt, die Menschen respektiert und wertschätzt, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Sexualität oder ihrer Religion. Wir glauben an eine Welt, in der Menschen gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam lösen und sich nicht durch Hetze und Angstmache auseinandertreiben lassen. Wo Herz statt Hetze regiert. Diese Vision unterstützen wir, wo es für uns möglich ist.
Wir haben Teile der Einnahmen des Trumer Sommerkinos an verschiedene Flüchtlingsprojekte gespendet und uns ganz klar für ein starkes Miteinander ausgesprochen. Seit ein paar Tagen haben wir eine fünfköpfige Familie aus Syrien in Obertrum aufgenommen. Es ist ganz wunderbar und überwältigend, wie viele ObertrumerInnen ihre Hilfe angeboten haben.“
Hans Söllner
Zwar ein Bayer, aber Hans Söllner ist sozusagen als „Grenz-Salzburger“ seit Jahren auf den Bühnen des Landes unterwegs. Der Sänger steht seit Beginn an für gesellschaftskritische Lieder.
„Weil man auf der Flucht nicht auch noch dran denken kann, seinen Müll zu sortieren, sammle ich aktuell jeden Tag den Müll an der Grenze nach Bayern auf österreichischer Seite. Zusammen mit vielen anderen sortiere ich Decken, Schlafsäcke usw. Ich glaube, dass auch das wichtig ist, auch als Zeichen an die Menschen, die nur zuschauen um sich dann über diesen Dreck aufzuregen.
Ich mache es gerne, komme manchmal ins Gespräch oder es machen sogar Flüchtlinge mit beim Sammeln. Durch das Schließen der Grenzen wird ein ganz natürlicher Fluss unterbrochen und da wir
Menschen Beine haben, werden wir immer damit gehen, wohin, das möchte ich gerne selbst entscheiden und ich brauche auch niemandem den Grund für eine Wanderung zu erzählen. Ich möchte nur nicht aufgehalten werden.
Aktuell erlebe ich auch noch eine ganz andere Seite der Bundespolizei, denn so respektvoll und ruhig, so freundlich und hilfsbereit in dieser Situation zu bleiben, da gehört schon was dazu. Auch ihre Wut auf unsere Gesetzgeber und Politiker zu zügeln gehört zu dieser Anstrengung, denn jeder weiß im Grunde genommen, wer für diese Misere verantwortlich ist. Sie halten den Kopf für die Dummheit und Arroganz unserer Politiker hin, machen die Dreckarbeit und müssen sich so allerhand anhören von irgendwelchen Bürgern. Ich bedanke mich bei allen, egal ob sie beruflich oder ehrenamtlich helfen.“
Christian Sturmayr
Sturmayr ist in Salzburgs Beautyszene definitiv ein Begriff, die Familie führt insgesamt 20 Friseursalons. Christian Sturmayr selbst verschönert nicht nur die Köpfe der Salzburger, sondern ist auch international ein gefragter Stylist.
„Dadurch, dass ich sehr viel mit dem Zug reise, hat man das Ausmaß der Flüchtlingskrise an den Bahnhöfen öfters vor Augen. Mich persönlich berührt das immer sehr, die Gesichter der Menschen, die wochenlang unterwegs sind und vieles durchmachen mussten, zu sehen. Unbeschreiblich ist die Hilfsbereitschaft vieler Freiwilliger, und die versuche ich vor Ort zu unterstützen.“
Michael „Mike“ Vogl
Das Urgestein unter Salzburgs Pressefotografen ist aus der hiesigen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Sein Kürzel „MMV“ ist längst zur Marke im Salzburger Blätterwald geworden.
„Ich war zuerst als Fotograf an der Grenze zu Freilassing vor Ort. Dort habe ich dann die katastrophalen Zustände erlebt und gemerkt, dass sofort etwas getan werden muss. Schließlich habe ich mir Urlaub genommen und bin seitdem als freiwilliger Helfer an der Grenze aktiv. Mittlerweile bin ich der Einsatzkoordinator für die Freiwilligen vor Ort. An dieser Stelle möchte ich meinem großartigen Team, aber auch allen freiwilligen Helfern ‚Danke!‘ sagen. Ohne sie wäre das alles nicht möglich. Endlich haben wir nun auch Unterstützung durch den Katastrophenschutz von Land und Stadt Salzburg erhalten, auch zahlreiche Helfer von Einsatzorganisationen, wie Feuerwehr, Rotes Kreuz und Malteser sind vor Ort. Stück für Stück stellen wir ein System auf die Beine, dass wir demnächst an die Profis übergeben können. Aber es ist noch viel zu organisieren.
Die Stimmung zwischen Freiwilligen und den Einsatzorganisationen ist super, es herrscht guter Zusammenhalt. Wir arbeiten auf Augenhöhe miteinander. Für mich gibt es nichts Schöneres als das Lachen eines syrischen Kindes oder wenn dir eine ganze Familie um den Hals fällt, wenn sie endlich über die Grenze dürfen. Diese Dankbarkeit habe ich hier schon Dutzende Male erlebt.“
Ingo Vogl
Der Kabarettist tourt unter anderem mit seinem Programm „G‘sundheit“ durch die Salzburger Schulen. Ingo Vogl begründete zudem das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz in Salzburg.
„Im Kabarett nehme ich die Herausforderung, die sich hier stellt, auch immer wieder gerne mit in den Abend, um Augen zu öffnen, die vielleicht noch nicht hingesehen haben, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren, unqualifizierte und unmenschliche Postings zu lesen.
Als ehrenamtlicher Sanitäter und Leiter des Kriseninterventionsteams beim Roten Kreuz gibt es da gleich mehrere Punkte. In der Krisenintervention sind wir dann mit Asylwerber/innen, die in Österreich sind und bleiben, konfrontiert, wenn es um traumatische Ereignisse (wie z.B. ein plötzlicher Todesfall in der Familie etc.) geht. Hier stellen sich uns dann zusätzliche Herausforderungen wie sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und andere kulturelle und religiöse Hintergründe.
Besonderes Augenmerk liegt aber derzeit sicher auf den Flüchtlingen - hier war ich in den vergangenen Wochen mehrfach nachts als Sanitäter am Salzburger Hauptbahnhof und an der Grenze zu Freilassing im Einsatz.
Diese Aufgabe, diese neue Herausforderung, Menschen in einer solchen Notsituation bei einer Flucht vor Krieg, Zerstörung und Tot in ihrem eigenen Land sanitätstechnisch-medizinisch zu versorgen, zu begleiten und ihnen auch Ansprechpartner zu sein, ist eine besonders eindrückliche und wertvolle Erfahrung für mich. Das Gefühl gelebter Menschlichkeit gibt enorm viel Kraft, gerade wenn man in Kinderaugen blickt, in denen sich enorme Müdigkeit, große Verunsicherung und doch gleichzeitig kindliches Vertrauen spiegelt.
Besonders beeindruckt bin ich von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, denn obwohl in einer solchen Ausnahmesituation nicht immer alles ganz rund läuft sind viele Menschen bereit aktiv zu helfen und zu improvisieren. In den Reihen meiner Kolleginnen und Kollegen beim Roten Kreuz erlebe ich eine enormen Motivation, einen Beitrag zu leisten, in den Einsatz zu gehen und den Menschen zu helfen! Gerade von jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern höre ich immer wieder die Aussage: „Dafür bin ich beim Roten Kreuz!“
Rafael Walter
Rafael Walter ist alleiniger Geschäftsführer der in Salzburg ansässigen PDP Holding – im Besitz von Peter Daniell Porsche. In ihr sind unterschiedliche Beteiligungen aus den Bereichen Gastronomie, Kultur und Soziales, dem Bildungs- und dem Medienwesen gebündelt. Im Juli dieses Jahres übernahm die PDP Holding unter anderem den in Salzburg gegründeten Residenz Verlag.
„Einerseits ist da natürlich die mediale Berichterstattung, die ich mit großem Interesse verfolge. Und andererseits gibt es bei mir Berührungspunkte auf Grund meiner beruflich bedingten starken Reisetätigkeit. Da sind etwa die Grenzkontrollen nach Deutschland und die langen Flüchtlings-Schlangen, an denen man vorbeifährt. Das macht einen schon sehr betroffen und gibt zu denken. Auch am Salzburger Hauptbahnhof war in den letzten Wochen die schwierige und teilweise chaotische Situation für mich spürbar.
Ich bin momentan einfach zu viel im Ausland, um mich aktiv persönlich einbringen zu können. Aber ich bin offen, wenn jemand mit einer sinnvollen Idee an mich heran tritt, bei der ich das Gefühl habe, nachhaltig zu helfen.
Auf der einen Seite ist da natürlich das beeindruckende Engagement von Privatpersonen und von Hilfsorganisationen. Und auf der anderen Seite nehme ich auch die Unsicherheit von vielen Menschen wahr, weil die Politik scheinbar keine klar ausformulierten Perspektiven für die Zukunft hat. Die Gesellschaft ist im Umbruch, das stellt eine große Chance dar, wenn man weitsichtig damit umgeht.“
Anmerkung der Redaktion: Die Statements sind in alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen angeordnet.
(Quelle: salzburg24)