Israels Bodenoffensive im Libanon hat vor einer Woche begonnen. Begleitet werden die Kämpfe im südlichen Teil des Landes von schweren Luftangriffen auf die Hauptstadt Beirut, bei denen zuvor Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah getötet wurde. Ein Ende der Kämpfe ist derzeit nicht in Sicht.
Caritas-Soforthilfe für den Libanon
Vor allem die Zivilbevölkerung leidet unter dem Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hisbollah. "Die Betroffenheit vor Ort ist stark, in erster Linie geht es um die Sorge der Sicherheit der Menschen. Sie wissen nicht, ob sie morgen wieder aufwachen", schildert Claudia Prantl von der Salzburger Caritas-Auslandshilfe am Montag gegenüber SALZBURG24. Die Caritas ist wie andere Hilfsorganisationen seit den 1990er-Jahren mit lokalen Partnerorganisationen und langfristigen Projekten im Libanon verankert, wie etwa durch den Einsatz mobiler medizinischer Zentren. Die österreichischen Mitarbeitenden haben das Land aufgrund der prekären Sicherheitslage bereits verlassen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, von Salzburg bzw. Österreich aus zu helfen.
Die Caritas hat etwa eine Soforthilfe in Höhe von 100.000 Euro auf den Weg gebracht. "Dafür bekommen 5.000 Menschen Lebensmittel, Hygienemittel und das Nötigste zum Überleben". Doch das dürfte nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. "Außer Geld zu spenden macht aktuell nichts Sinn", betont Prantl, weil sonstige Hilfslieferungen derzeit überhaupt nicht in den Libanon gelangen würden.
Es gebe massive Engpässe bei lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln und Medikamenten. "Den im Inland vertriebenen Menschen fehlt es an allem, denn sie sind oftmals nur mit der Kleidung am Körper geflohen", sagt Prantl.
Spenden für die nötigsten Dinge
Das Geld werde benötigt, um medizinische Versorgung, Lebensmittel, Babykits, Matratzen, Decken Unterkünfte, Kleidung zu bezahlen, die von lokalen Partnerorganisationen zu den Betroffenen gebracht werden. Die Vertriebenen seien oft unter sehr schwierigen Bedingungen untergebracht, viele in überfüllten Notunterkünften oder provisorischen Unterkünften. Zahlreiche Menschen seien laut Caritas dazu gezwungen, unter freiem Himmel zu schlafen. Mit dem nahenden Herbst und dem kommenden Winter werde die Lage für die Betroffenen zunehmend prekär. "Wir dürfen den Libanon nicht vergessen, denn es geht um die Menschen", appelliert Prantl.
Caritas-Direktor Johannes Dines hofft auf eine Einschränkung des Konflikts und auf einen Waffenstillstand. "Denn sonst wird es für die Menschen im gesamten Libanon, die in den letzten Jahrzehnten schon so viel durchgemacht haben, noch viel schlimmer als in der jetzt schon hoch dramatischen Lage." Aber nicht nur die Caritas, sondern verschiedene Organisationen und Institutionen aus Österreich engagieren sich in der humanitären Hilfe für den Libanon. Hilfe und Spendenkonten werden etwa auch vom Roten Kreuz, von Ärzte ohne Grenzen, Unicef, der Diakonie und weiteren kleineren Organisationen sowie NGOs angeboten. Unmittelbar nach Beginn der israelischen Bodenoffensive hat die Europäische Union eine Soforthilfe in Höhe von zehn Millionen Euro auf den Weg gebracht.
Der Libanon steht ohnehin seit Jahren vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Die Eskalation im Nahost-Krieg führt zu einer großen humanitären Krise. Über eine halbe Million Menschen sind UNO-Angaben zufolge bereits auf der Flucht. Die libanesische Regierung geht sogar von mehr als 1,2 Millionen Vertriebenen aus. Dazu zählt nicht nur die einheimische Bevölkerung, denn das Land hatte in der Vergangenheit schon hunderttausende Kriegsflüchtlinge aus dem benachbarten Syrien aufgenommen.
Israels Offensive gegen Hisbollah im Libanon
Die mit der Hamas verbündete Hisbollah hat im Zuge des Kriegs im Gazastreifen in den vergangenen Monaten immer wieder Ziele in Israel angegriffen. Das israelische Militär beschoss seinerseits nach eigenen Angaben Stellungen der Miliz im Libanon – nicht nur im Süden des Landes, wo sie besonders stark ist. Am 28. September teilte die Hisbollah mit, ihr seit 1992 amtierender Generalsekretär Hassan Nasrallah sei von Israel getötet worden. Das israelische Militär erklärte zuvor, Nasrallah sei am 27. September bei einem Luftangriff auf Beirut "eliminiert" worden. Es war ein schwerer Schlag für die Miliz, die aber eine rasche Nachfolge ankündigte.
In der Nacht auf den 1. Oktober hat das israelische Militär mit Bodentruppen im Süden des Libanons angegriffen. Es handle sich um "örtlich begrenzte und gezielte Bodenangriffe" gegen Hisbollah-Kräfte in grenznahen Dörfern, die "eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden im Norden Israels" darstellten, teilt das Militär mit. Die Bodentruppen wurden von Luftwaffe und Artillerie mit "präzisen Schlägen" unterstützt.
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(Quelle: salzburg24)