"Pink tax" und ihre Folgen

Hygieneartikel kosten Frauen ein Drittel mehr als Männer

Veröffentlicht: 05. Juni 2023 15:22 Uhr
Für die Morgenhygiene zahlen Frauen um ein Drittel mehr als Männer. Das zeigt eine neue Erhebung der AK Salzburg. Besonders groß waren die Preisunterschiede etwa bei Einwegrasierern oder Gesichtstagescreme. Aber auch bei Friseur und Co müssen Frauen für dieselbe Leistung oft tiefer in die Tasche greifen.

Rund 70 Euro müssen Frauen für einen "Morgenhygiene-Warenkorb" hinblättern. Bei Männern sind es „nur“ 53 Euro. Das zeigt eine aktuelle Preiserhebung der Arbeiterkammer (AK) in den Online-Shops der großen Drogeriewarenkonzerne.

 

„Frauen haben hinsichtlich Einkommen bzw. Pensionen gegenüber Männern ohnehin einen Startnachteil, da wiegen solche Ergebnisse umso schwerer“, gibt der Salzburger AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzende Peter Eder in einer Aussendung am Montag zu bedenken. Gerade in Zeiten der Teuerung fordert er gleiche Preise für alle – unabhängig vom Geschlecht. Die „Pink tax“ müsse schnell verschwinden.

Was bedeutet „Pink tax“?

Als „Pink tax“ wird metaphorisch der Mehrpreis bezeichnet, der bei speziell für Frauen angebotenen Produkten und Dienstleistungen gegenüber gleichartigen Erzeugnissen für Männer verlangt wird. Eine echte Steuer ist die „Pink tax“ also nicht. Vielmehr handelt es sich um eine geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung. Diese betrifft etwa Produkte zur Körperpflege, Parfüms oder Friseurdienstleistungen. Der Name kommt von der Farbe Pink, in der oft „Frauenprodukte“ angeboten werden.

 

Von Mitte April 2023 bis Mitte Mai 2023 haben die AK-Konsumentenschützer:innen insgesamt 2.032 Hygiene-Artikel in den Online-Shops der Drogeriemarkt-Riesen (Bipa, dm und Müller) erhoben. Die zehn ausgewählten Produktkategorien waren:

  1. Duschgel
  2. Haarshampoo
  3. Gesichtstagescreme
  4. Deospray
  5. Deo Roll-on
  6. Rasierer mit Wechselklinge (ohne Elektrogeräte)
  7. Rasierklingen
  8. Einwegrasierer
  9. Rasierschaum, Rasiergel und -seife
  10. After Shave

Dabei wurde der durchschnittliche Grundpreis pro 100 Milliliter, pro 100 Gramm oder pro Stück der jeweiligen Körperpflegeproduktkategorie herangezogen.

Hygieneartikel für Frauen in sechs Kategorien teurer

„Es zeigen sich (teilweise erheblich) höhere Preise für Damenprodukte in unterschiedlichen Kategorien“, prangert AK-Frauenreferentin Ines Grössenberger an. „Bezogen auf den Grundpreis kostet die durchschnittliche Morgenroutine Frauen 70,40 Euro und Männer lediglich 52,90 Euro. Frauen müssen also um ein Drittel mehr berappen.“

In sechs der zehn erhobenen Körperpflegeproduktkategorien zahlen Frauen im Vergleich zu Männern für frauenspezifische Artikel mehr:

  • Einwegrasierer: 68,1 Prozent
  • Gesichtstagescreme: 55,0 Prozent
  • Duschgel: 51,4 Prozent
  • Rasierschaum/-gel/-seife: 42,4 Prozent
  • Rasierer mit Wechselklinge: 8,8 Prozent
  • Deospray: 1,7 Prozent
 

Ebenso berücksichtigt werden müssten Mehrkosten für Make-Up-Produkte (dekorative Kosmetik), merkt die Expertin an.

AK-Frauenreferentin kritisiert Ungleichbehandlung

Die Ergebnisse dieser Erhebung seien ein weiterer Mosaikstein in Sachen Ungleichbehandlung. Denn nach wie vor seien Frauen im Arbeitsleben klar im Nachteil gegenüber Männern. In frauendominierten Branchen wird im Schnitt noch immer schlechter bezahlt – das mündet in Salzburg in einen Gender-Pay-Gap von rund 19,7 Prozent (ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, 2022), so die AK. „Rechnet man die Teilzeiteinkommen mit ein, öffnet sich die Einkommensschere von Männern und Frauen auf rund 37 Prozent“, erklärt Ines Grössenberger. Die Langzeitfolge bedeute einen Pensionsunterschied von 41,7 Prozent (2022).

Höhere Preise auch beim Friseur und in der Wäscherei

Diese geschlechtsspezifischen Preisunterschiede betreffen allerdings nicht nur Produkte, sondern auch Dienstleistungen, wie die AK-Frauenreferentin gegenüber SALZBURG24 bestätigt. Sie bezieht sich auf eine IHS-Studie aus dem Jahr 2019, in der sowohl in Frisiersalons als auch in Textilreinigungen Gender Pricing in „signifikantem Ausmaß“ nachgewiesen werden konnte. 87 Prozent der Frisiersalons verrechnen demnach Frauen für dieselbe Dienstleistung (Waschen, Schneiden und Trocknen) einen höheren Preis als Männern. Damit verstoßen sie gegen das Gleichbehandlungsgesetz (§ 40b GlBG), so Grössenberger. Durchschnittlich bezahlen Frauen in Österreich das 1,4-fache des Männerpreises.

Auch die Reinigung einer Baumwollbluse, die wie ein Hemd geschnitten ist, kommt der Studie zufolge in 96 Prozent der Textilreinigungen teurer als eine Hemdreinigung. Durchschnittlich kosten Blusenreinigungen rund das Doppelte. Selbst dann, wenn der (für gewöhnlich höhere) Preis von Hemdenreinigungen mit händischem Bügeln verglichen wird, kostet eine Blusenreinigung nach wie vor das 1,6-fache, erklärt Grössenberger. Etwas über 60 Prozent aller befragten Dienstleister (Frisiersalons und Textilreinigungen) gaben an, Frauen unter keinen Umständen Männerpreise zu verrechnen, losgelöst davon, wie vergleichbar der in Anspruch genommene Service sei.

Unterschiede im Gender Pricing

Aus Konsum-Perspektive unterscheidet sich darin Gender Pricing im Dienstleistungsbereich stark von Gender Pricing im Produktbereich, klärt die Expertin auf. "Im Produktbereich können Frauen auf Produkte für die männliche Zielgruppe ausweichen, wenngleich es sich dabei um eine Übertretung gesellschaftlicher Geschlechternormen handelt. Im Dienstleistungsbereich hingegen ist dies nur in manchen Fällen möglich, weil Frauen hier auf die Bereitschaft der DienstleisterInnen angewiesen sind, ihnen Zugang zu den Männern zugedachten Leistungen zu gewähren." Für den Dienstleistungssektor wurden 450 (der rund 2.500) österreichischen Frisiersalons und 80 der 270 österreichischen Textilreinigungen telefonisch befragt.

Habt auch ihr schon Erfahrungen mit Gender Pricing gemacht? Schreibt uns gerne in die Kommentare, wo euch die Preisunterschiede zwischen Produkten für Frauen und Männer besonders auffallen!

(Quelle: salzburg24)

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