Das astronomische Frühwarnsystem Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) entdeckte am 1. Juli 2025 mit einem Teleskop am El-Sauce-Observatorium in Chile ein Objekt, das zuerst als „A11pl3Z“ katalogisiert wurde. Es handelt sich dabei um das dritte von außerhalb unseres Sonnensystems stammende Objekt und wurde als 3I/ATLAS bezeichnet.
3l/Atlas von Salzburger Sternwarte aus fotografiert
Einem Team der Vega-Sternwarte am Haunsberg im Salzburger Flachgau ist es wenige Tage später am 4. Juli gelungen, den Kometen zu fotografieren. „Es ist spektakulär, denn so viel Objekte dieser Art gibt es nicht. Aktuell hat man aber noch nicht genügend Bahndaten, um rekonstruieren zu können, ob der Komet periodisch (also wiederkehrend, Anm.) ist oder nicht“, erzählt Helmut Windhager von der Vega-Sternwarte im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag.
Gelungen ist die Sichtung mit einem Vorgehen, das auch für die Entdeckung von Kleinplaneten angewendet wird, wie Windhager weiter ausführt: „Man macht eine Langzeitaufnahme und führt das Teleskop den Sternen nach. Dann sind die Sterne alle Punkte und das Objekt wird als Strich dargestellt, weil es sich anders bewegt. Wir haben das Vorgehen auch umgekehrt, dann ist das Objekt ein Punkt und alles andere ein Strich.“
Interstellarer Besucher zieht durch unser Sonnensystem
Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung befand sich 3I/ATLAS im Bereich des äußeren Asteroidengürtels unseres Sonnensystems zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Jupiter und Mars. Er bewegt sich aktuell mit einer Geschwindigkeit von 63,8 km/s auf die Sonne zu und wird ihr am 29. Oktober mit einer Entfernung von 203 Mio. Kilometern am nächsten sein. An die Erde kommt der Komet am 19. Dezember mit einer Distanz von rund 270 Mio. Kilometern heran. Besonders nahe ist er der Umlaufbahn des Mars in den Tagen um den 24. November mit einer Entfernung von gerade einmal 2,7 Mio. Kilometer.
Komet mit Durchmesser von bis zu 25 Kilometern
Woher 3I/ATLAS genau kommt, könne man nicht sagen. „Es gibt Spekulationen, aber mehr nicht“, so der Astronom weiter. Erste Modellrechnungen deuten darauf hin, dass er aus der „Thick Disk“, eine Komponente der Sternenverteilung in der Milchstraße, stammt. Die Schätzungen zum Durchmesser des Kometen reichen von vier bis fünf Kilometern bis hin zu 25 Kilometern. „Die genaue Zusammensetzung kennt man nicht, man geht aber davon aus, dass sie ähnlich wie bei anderen Kometen ist. Er könnte also aus sehr viel Wassereis, Kohlenstoffeis und Gestein bestehen – man nennt das einen schmutzigen Schneeball“, führt Windhager aus.
3I/ATLAS ein Raumschiff?
Doch was, wenn 3I/ATLAS gar kein Komet, sondern ein außerirdisches Raumschiff ist? Prominenter Vertreter dieser Theorie ist der israelisch-amerikanische Astrophysiker und Professor an der Harvard Universität Avi Loeb. Er führt in einem wissenschaftlichen Paper mehrere Gründe an, warum das der Fall sein könnte. Demzufolge sei unter anderem die Flugbahn ungewöhnlich, mit einem Durchmesser von rund 20 Kilometern sei das Objekt zudem zu groß für einen interstellaren Kometen. Loeb selbst weist allerdings auch daraufhin, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass 3I/ATLAS ein natürliches Objekt ist. Dennoch müsse man sich mit der Idee auseinandersetzen, dass eine außerirdische Intelligenz dahintersteckt.
Salzburger Astronom schließt Alien-Theorie aus
Auch der Salzburger Astronom Helmut Windhager glaubt nicht, dass es sich um ein Raumschiff handelt. „Es müsste wirklich sehr groß sein und ist mit seiner aktuellen Geschwindigkeit viel zu langsam unterwegs, um von einer Sonne zu einer anderen zu gelangen.“ Diskutieren könne man hingegen über die Gründe, warum sich 3I/ATLAS verlangsamt. „Er verhält sich in seiner Flugbahn aber so, wie man das von einem Kometen erwartet und es die Schwerkraftverhältnisse im Sonnensystem ermöglichen oder zulassen. Ich schließe es aus, dass es sich um ein Raumschiff handelt.“
Ähnliche Theorien gab es zum im Jahr 2017 entdeckten „Oumuamua“. Dessen Bezeichnung stammt übrigens aus dem Hawaiianischen und kann mit „Späher“ übersetzt werden. Mit fortlaufender Beobachtung von 3I/ATLAS wird man in den kommenden Wochen und Monaten mehr über den interstellaren Besucher in Erfahrung bringen können. Ob es sich um einen Kometen oder ein Raumschiff handelt, wird sich wohl noch zeigen.
(Quelle: salzburg24)