Immer weniger Gäste geben dem Servicepersonal in heimischen Restaurants, Lokalen und Cafés Trinkgeld, bestätigte erst am Dienstag Österreichs Gastronomieobmann Mario Pulker bei einem Medientermin. Die Stimmung in der Branche ist grundsätzlich verhalten.
Schon im vergangenen Sommer habe die Inflation wirtschaftliche Spuren hinterlassen, die sich vor allem in Form einer Konsumzurückhaltung der Kundinnen und Kunden niederschlage und etwa deren Bereitschaft verringere, Trinkgeld zu geben. Und das dürfte sich heuer fortsetzen.
Warum weniger Trinkgeld gegeben wird
76 Prozent der österreichischen Betriebe spüren laut einer aktuellen Umfrage, dass die Gäste sparsamer sind. Die Hälfte der Befragten gab an, dass die Gäste weniger ausgeben und weniger konsumieren – ganze 50 Prozent erkennen das heuer auch am geringeren Trinkgeld.
Die Gründe sind vielfältig: Zum einen sind Gerichte und Getränke schlichtweg teurer geworden, bargeldloses Zahlen ist weiter auf dem Vormarsch und mitunter war der Service im Lokal einfach nicht gut. Längst ist die Trinkgeldzahlung dank spezieller Apps übrigens auch beim bargeldlosen Zahlen möglich.
Übrigens: Trinkgeld hat historische, wirtschaftliche und kulturelle Gründe. Historisch entstand es im mittelalterlichen Europa als Dankbarkeit gegenüber Dienern. Wirtschaftlich sind in vielen Ländern, wie etwa in den USA, die Löhne im Gastgewerbe niedrig, das Trinkgeld erwartet wird. Arbeitgeber:innen können so Personalkosten senken. Kulturell ist Trinkgeld in vielen Ländern fest verankert und wird als Anreiz für guten Service gesehen. Soziale und psychologische Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle, da es Anerkennung für gute Arbeit zeigt.
Wie läuft’s in heimischer Gastronomie?
Für mehr als ein Drittel der Betriebe in Österreich laufe es unterdessen weniger gut, denn "sie haben mit Umsatzrückgängen zu kämpfen", schildert Pulker. Rund die Hälfte der Gastronomiebetriebe habe stabile Umsätze und für 17 Prozent laufe es besser als im Vorjahr. Gleichzeitig sind höhere Kosten zu stemmen. Zu den größten Belastungen gehörten der teurere Zinsendienst für Kredite, die KV-Erhöhungen für die Löhne, die "immens gestiegenen Energiekosten", aber auch die Versicherungskosten. "Das alles hat ein Betrieb zu schultern", so der Branchensprecher.
Außerdem sei es im städtischen und im touristischen Bereich für die Wirtinnen und Wirte leichter, die gestiegenen Preise durchzusetzen "als am Land draußen. Dort haben wir ein Gasthaussterben." Nur 5 Prozent der Betriebe hätten die erhöhten Kosten "komplett weitergeben können" und ein Viertel habe sie "teilweise" in Form von Preiserhöhungen an den Gast überwälzt. "Die Hälfte sieht sich gezwungen, die Erhöhungen selbst zu tragen", so Pulker.
(Quelle: salzburg24)