Lungau

Großangelegte Katastrophenschutz-Übung in Ramingstein

Veröffentlicht: 22. September 2012 16:02 Uhr
180 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei und Land Salzburg probten in Ramingstein im Lungau für den Ernstfall.
Oliver Klamminger

Auf dem Murweg in der Lungauer Gemeinde Ramingstein ereignet sich gegen Mittag des 22. September ein Verkehrsunfall, an dem ein Lkw und zwei Pkw beteiligt sind. Gegen 13.00 Uhr meldet ein Zeuge den Unfall der Bezirksleitzentrale des Roten Kreuzes und spricht davon, dass es eine große Zahl von Verletzten gibt und außerdem viel Ladegut am Unfallort verstreut ist. Dies ist der Ausgangspunkt für eine rund dreistündige Bezirks-Katastrophenschutzübung, die heute, Samstag, 22. September, um 13.00 Uhr beginnt und an der sich 180 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei und Land Salzburg beteiligen.

Gefahrguttransporter und Schwerverletzte

Wenige Minuten nach dieser Meldung später treffen die ersten Fahrzeuge der alarmierten Feuerwehr Ramingstein ein und machen sich ein erstes Bild von der Situation. Die Feuerwehrleute sehen einen stark beschädigten Pkw sowie einen brennenden Pkw und einen umgestürzten Lkw mit einer Gefahrgutkennzeichnung. Es gibt sechs zum Großteil schwer verletzte Personen, von denen zwei im Pkw eingeklemmt sind. Außerdem befinden sich mehrere Schaulustige an der Unfallstelle. Bei dem Gefahrgut in dem durch den Unfall beschädigten Behälter handelt es sich um einen radioaktiven Stoff, dessen Zusammensetzung vorerst unbekannt ist, da die Aufschrift in einer fremden Sprache ist, so die Übungsannahme.

Verstrahlte Patienten

Aufgrund dieser Situation geht es nicht nur mehr um die Versorgung der Verletzten, sondern auch um den Umgang mit verstrahlten Patienten, Ersthelfern sowie unbeteiligten Schaulustigen und Geräten. Für die weitere Vorgangsweise gilt somit die so genannte G-A-(M)-S-Regel (Gefahr erkennen, Abstand halten und Absperrungen durchführen, Menschenrettung und Sondereinsatzkräfte alarmieren). Die Unfallstelle wird abgesperrt, und die Personen, die sich an der Unfallstelle befinden, werden aus dem Gefahrenbereich gebracht. Außerdem wird die Landeswarnzentrale informiert. Weitere Rot-Kreuz- sowie Feuerwehrkräfte, vor allem der Gefahrgutzug, werden angefordert.

Alle Einsatzkräfte arbeiten zusammen

Die Mitglieder des Gefahrgutzuges des Feuerwehrbezirkskommandos Lungau sowie des Spürtrupps der Polizei stellen beim Behälter eine Strahlung von 1.000 Mikrosievert pro Stunde fest. Diese "Stundendosisleistung" entspricht der "Jahresdosisleistung" der natürlichen Strahlung in Salzburg. In fünf Meter Entfernung vom Behälter beträgt die Strahlung immer noch 500 Mikrosievert pro Stunde. Aufgrund dieser Situation erteilt der Einsatzleiter den Auftrag zur "geschützten Rettung" der eingeklemmten Personen. Bevor die bereits geborgenen Verletzten zur weiteren Behandlung abtransportiert werden, müssen sie im mittlerweile errichteten Dekontaminationszelt entstrahlt werden. Die Dekontamination erfolgt durch intensives Abduschen der Verletzten mit Wasser und speziellen Dekontaminationsmitteln. Nach dem Abtransport der Verletzten werden auch die verstrahlten Schaulustigen, die Geräte sowie schließlich die Unfallstelle selber entstrahlt.

Abschluss einer mehrjährigen Ausbildung

"Für die Bezirkshauptmannschaft Tamsweg ist diese Übung der Abschluss einer mehrjährigen integrierten Ausbildung, die in Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg für die Einsatzorganisationen und die eigenen Mitarbeiter/innen im Strahlenschutz durchgeführt wurde. Dabei geht es vor allem darum, die Alarmierungs- und Verständigungsabläufe, das Zusammenwirken von Behörden, Dienststellen sowie Hilfs- und Einsatzorganisationen, die gemeinsame Öffentlichkeits- und Medienarbeit sowie die Abläufe im Strahlenschutz zu üben. Ein Novum ist der erstmalige Einsatz einer Patientendekontaminationsstraße." Dies betonte Bezirkshauptmann-Stellvertreter Dr. Dieter Motzka in einem Informationsgespräch vor Beginn der Übung.

Katastrophenübung fordert alle

Aber auch administrative Aufgaben werden geprobt. Ein Übungsschwerpunkt sei daher auch die Registrierung sowie die Erhebung der Verstrahlung der im Gefahrbereich eingesetzten Einsatzkräfte. Diese Daten werden, so Dr. Motzka, in ein zentrales Dosisregister eingetragen und bilden die Grundlage dafür, wann die betreffenden Personen wieder bei derartigen Unfällen eingesetzt werden können. Der Bezirkshauptmann-Stellvertreter wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bei der Übung kein radioaktives Material zum Einsatz komme, sondern nur durch einen Simulator auf "Funkbasis" dargestellt wird.

So realistisch wie möglich

Für die Feuerwehr, die mit 80 Einsatzkräften übt, wird ein anfänglich als Routineeinsatz eingestufter Unfall zu einem ortsübergreifenden Strahlenschutzereignis, sagte Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Johannes Pfeifenberger. Nach dem Sonderalarmplan werden, nachdem das Ausmaß des Unglücks bekannt wird, zusätzliche Feuerwehrkräfte alarmiert, sodass letztendlich 105 Einsatzkräfte der Feuerwehr an Ort und Stelle sein werden. Der Ernstfall soll so realistisch wie möglich geübt werden, damit die Einsatzkräfte auch für derartige Ereignisse bestens vorbereitet sind.

Das Bezirkspolizeikommando Tamsweg und die Landespolizeidirektion Salzburg nehmen mit 15 Beamten an der Übung teil. Diese bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, den Einsatz bei Gefahrgutunfällen zu proben, da nicht zuletzt auch die Strahlenspürer der Polizei voll in die Übung integriert sein werden, sagte Bezirkspolizeikommandant Major Felix Gautsch. Derartige Übungen dienen nicht nur der Abstimmung der Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen, sondern bieten auch die Möglichkeit zur Verbesserung der Kommunikation, eines Einblicks in die Tätigkeit anderer Einsatzorganisationen sowie des gegenseitigen Kennenlernens.

Rotes Kreuz übt Dekontamination

Das Rote Kreuz ist bei der Übung mit 30 Mitarbeiter/innen aus dem Lungau, die die Verletzten bergen und versorgen werden, im Einsatz. Dazu kommen noch acht Rot-Kreuz-Spezialisten in der von der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und der Polizei getragenen Dekontaminationseinheit, die mit insgesamt 31 Personen (zwei Polizisten und 21 Feuerwehrleute) besetzt ist. Das Besondere an dieser Übung ist, dass im Lungau zum ersten Mal die Zusammenarbeit zwischen der Sanitätshilfsstelle des Roten Kreuzes und der Dekontaminationseinheit geprobt wird. In der Rettungskette geht es daher nicht nur darum, die Verletzten aus dem Gefahrenbereich zu bergen, sondern sie auch im Deko-Zelt von der Verstrahlung zu reinigen und dann zur weiteren medizinischen Versorgung abzutransportieren, erläuterte der Bezirksrettungskommandant des Roten Kreuzes, ORR Anton Schilcher.

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(Quelle: salzburg24)

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