Vom Jagdunfall zur Tradition

Tamsweger Preberschießen nun UNESCO-Erbe: Wo der Brauch seinen Ursprung hat

Preberschießen am Prebersee bei Tamsweg. (ARCHIVBILD)
Preberschießen am Prebersee bei Tamsweg. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 10. November 2025 15:32 Uhr
Das Tamsweger Preberschießen ist in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Seit fast zwei Jahrhunderten treffen sich Schützinnen und Schützen am Prebersee, um auf das Spiegelbild der Zielscheibe im Wasser zu schießen. Im Vorjahr war eine Bewerbung noch abgelehnt worden.
SALZBURG24 (alb)

Das Tamsweger Preberschießen aus dem Lungau ist vergangene Woche in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Seit 1834 findet das traditionsreiche Wasserscheibenschießen jährlich statt. Dann treffen sich die Schützen am Ufer des Moorsees, um mit Kleinkalibergewehren auf die 120 Meter entfernten Zielscheiben zu schießen. Das Besondere: Sie zielen nicht direkt auf die Scheiben, sondern auf deren Spiegelbild im Wasser. An der Oberfläche soll die Kugel abprallen und erst dann ihr Ziel erreichen. 

Tamsweger Preberschießen mit Ursprung im Zufall

Seinen Ursprung soll das Tamsweger Preberschießen in einem Zufall haben: Ein Jäger dürfte bei der üblichen Entenjagd am Prebersee auf sein Opfer angelegt, stattdessen aber das Wasser getroffen haben. Der Effekt des Querschlags der Kugel habe den Jäger beeindruckt und neugierig gemacht, so die Vermutung. Schließlich wurde aus dem anfänglichen Herumexperimentieren das Preberschießen, das man heute kennt, schildet SalzburgerLand Tourismus.

Getragen wird die Tradition vom „Verein der Schützengesellschaft an der priv. Schießstätte Tamsweg-Prebersee“, dessen etwa 260 Mitglieder – darunter 80 Frauen – die Vorbereitung, Durchführung und Weitergabe der Praxis sichern.

Der Schützenverein hatte sich bereits 2024 um eine Anerkennung des Preberschießens als immaterielles UNESCO-Kulturerbe bemüht. Der Antrag wurde wegen der Figur der Hexe – beim Preberschießen gibt es die Bezeichnung des „Hexenblattls“ für einen mittigen Treffer und einen Anstecker in Hexen-Form – abgelehnt. Seit 2025 gibt es statt der Hexe das Preberblattl und eine Medaille. Ein erneuter Antrag nach den Änderungen wurde angenommen.

Anerkennung und Schutz durch Listeneintrag

Die Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes soll kulturellen Praktiken, Traditionen oder Handwerkskünsten internationale Anerkennung verleihen. Sie verpflichtet Staaten außerdem, die Ausdrucksformen aktiv zu fördern, etwa durch Bildungsprogramme oder Dokumentation. Gleichzeitig eröffnet die Eintragung Zugang zu Fördermitteln und kann touristische oder wirtschaftliche Impulse auslösen. Sie bietet aber keinen rechtlichen Schutz im Sinne eines Eigentumsrechts.

Immaterielles Kulturerbe in Salzburg

Aberseer Schleuniger: Vermutlich die im Salzkammergut älteste bekannte Spiel- und Tanzform. Er wird als Kreis- und Kettentanz bei Hochzeiten sowie bei Schützengesellschaften und Tanzveranstaltungen getanzt. 

Aperschnalzen im historischen Rupertiwinkel: 200 Jahre alter Brauch zu beiden Seiten der Grenzflüsse Saalach und Salzach – also in Bayern und Salzburg. Zwischen Stephanitag und Faschingsdienstag schnalzen Gruppen von neun Personen bei ihren Treffen mit ihren Peitschen so oft hintereinander, bis sie einen bestimmten Takt hervorbringen.

Dürrnberger Schwerttanz: Ein bergmännischer Tanz aus dem Salzburger Dürrnberg, der an die historische Bedeutung des Salzabbaus und den Zusammenhalt der Knappen erinnert.

Festschützenwesen: Die Salzburger Festschützen pflegen alte Schießtraditionen und begleiten kirchliche wie weltliche Feste mit Ehrensalven.

Garnierspenzer, Hut und Steppmieder: Gehören seit ca. 1850 zu den Festtrachten der Salzburger Gebirgsgaue.

Gasteiner Perchten: In der Gasteiner Region (Pongau) ziehen während der Rauhnächte furchteinflößende und schöne Perchten durch die Straßen.

Das Heilwissen der Pinzgauer:innen: Über Generationen weitergegebenes Wissen über Heilpflanzen, Hausmittel und traditionelle Pflegepraktiken.

Hundstoa-Ranggeln: Ein alpines Ringkampfturnier auf dem Hundstein im Pinzgau, bei dem Männer nach alten Regeln im Freien ringen.

Klöppelei in Salzburg: Die handwerkliche Kunst des Klöppelns – das Anfertigen feiner Spitzen mit Klöppeln und Fäden.

Pinzgauer Festtagstracht: Die Festtagstracht des Pinzgaus zeichnet sich durch ihre reiche Stickerei und Farbigkeit aus.

Pinzgauer Tresterertanz: Eine regionale Sonderform des Schönperchtenlaufens, bei dem Maskierte, die „Tresterer“, mit Peitschenknallen und Tanzschritten Fruchtbarkeit und Glück beschwören.

Salzburger Marionettentheater: Seit 1913 prägt das Salzburger Marionettentheater die Puppenspielkunst.

Samsontragen im Lungau: Riesige, bis zu acht Meter hohe Samsonfiguren werden bei Prozessionen durch die Orte getragen.

Stille Nacht – das Lied zur Weihnacht: Das weltberühmte Weihnachtslied wurde 1818 in Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt.

Viehumtragen in Salzburg zu Ehren des Hl. Georg: Ein alter bäuerlicher Segensbrauch, bei dem am Georgitag (23. April) um Schutz des Viehs vor Krankheiten und Unheil gebeten wird.

Vereinigte zu Tamsweg: Die älteste Bruderschaft Österreichs.

(Quelle: salzburg24)

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