"Leute bekommen Angst"

Messerangriffe sorgen für Verunsicherung: Wie verhält man sich im Ernstfall?

Kurse, in denen die Abwehr von Messerangriffen trainiert wird, seien in Salzburg regelmäßig gefragt, wie Inhalber Kalter Bajrami berichtet. 
Veröffentlicht: 29. August 2024 14:59 Uhr
Stichwaffen werden bei Gewalttaten in Salzburg nach wie vor am häufigsten eingesetzt. Aber wie verhält man sich im Ernstfall richtig?

Bei 164 Gewaltdelikten, die in Salzburg im Vorjahr verübt worden sind, wurden Stichwaffen verwendet. Das zeigt ein Blick in die Kriminalstatistik. Damit werden Messer und Co wie in den Jahren zuvor weiterhin am häufigsten verwendet, obwohl im Vergleich zum Jahr 2022 (187 Fälle) ein Rückgang verzeichnet wurde. Österreichweit gab es allerdings einen Anstieg von 2.393 auf 2.479 Fälle. Bei einigen Salzburgerinnen und Salzburgern dürfte das in Kombination mit aktuellen Vorfällen wie einem Messerangriff im deutschen Solingen vergangenen Freitag, bei dem drei Menschen getötet wurden, für Verunsicherung sorgen.

Messerabwehrkurse in Salzburg gefragt

Beim Defence Lab im Salzburger Stadtteil Liefering werden neben Box- auch Selbstverteidigungskurse angeboten. Spezielle Messerabwehrkurse seien regelmäßig gefragt, wie Inhaber Kalter Bajrami im SALZBURG24-Gespräch am Donnerstag berichtet. „Die Angst war sicher immer vorhanden. Aber die letzten Jahre und Monate – wir lesen auch selber in den Nachrichten oft von den verschiedenen Situationen, die passieren – werden im Training immer angesprochen. Die Leute bekommen schon Angst“, führt der 26-Jährige aus.

Flucht als eine Möglichkeit

Um potenzielle Gefahren womöglich schon frühzeitig zu erkennen, empfiehlt er zunächst, aufmerksam durch den Alltag zu gehen, indem man zum Beispiel auf Kopfhörer verzichtet und nicht ständig mit dem Handy beschäftigt ist. Für den Fall, dass man aber tatsächlich einmal einem Messerangriff ausgesetzt ist, gebe es keine 100-prozentige Lösung, stellt der Kampfsportler klar. Er nennt jedoch einige Möglichkeiten, die je nach Situation und vorhandenen Gegebenheiten hilfreich sein können. Eine davon ist die Flucht zu ergreifen und einen sicheren Bereich anzuvisieren. Wichtig sei, nicht ziellos durch die Straßen zu laufen, sagt Bajrami. „Wenn man Glück hat, sind vielleicht Einsatzkräfte in der Nähe, zu denen man hinrennen kann.“

"Realistische Abwehr fast unmöglich"

Was aber, wenn eine Flucht nicht möglich ist? „Wenn es zu einem Angriff kommt und man sieht das Messer, dann ist eine realistische Abwehr fast unmöglich. Auch mit jahrelangem Training ist das fast unmachbar.“ Das liege unter anderem daran, dass Messer schwer zu erkennen sind. „Niemand kommt daher und sagt: ‚Hallo, ich habe ein Messer und greife dich an.‘“ Die meisten Täter würden die Waffe verdeckt tragen – etwa am Hosenbund, am Gürtel oder in der Hosentasche – und eben erst preisgeben, wenn es tatsächlich zum Angriff kommt. Zudem sind Messer überall erhältlich und somit leicht zugänglich.

Distanz zum Angreifer schaffen

Einen Leitsatz könnte man für den Ernstfall im Hinterkopf behalten: Distanzgewinnend reagieren. Das heißt, ein Hindernis zwischen sich selbst und dem Angreifer zu finden. Das könne zum Beispiel mithilfe eines Stocks oder eines Sessels gelingen. Auf der Straße könnte man auch um ein Auto herumlaufen, um Abstand zu schaffen. Ein stabiler Regenschirm, eine größere Tasche oder ein Rucksack, den man vom Rücken nach vorne dreht, sind weitere Gegenstände, die zur Abwehr dienen könnten.

Dem im Moment etwas kurios erscheinenden Vorschlag der Berliner Polizei, in solchen Situationen etwas Unerwartetes zu tun, wie etwa laut zu singen, kann Bajrami nicht allzu viel abgewinnen. „Es wird den Angreifer nicht abschrecken, wenn er mit einem Messer auf dich zugeht. Wenn du anfängst zu singen, nimmt es deine Aufmerksamkeit und Konzentration“, begründet er seine Ansicht. Zudem sei das Singen eine „komplett unnatürliche“ Reaktion. Stattdessen rät er das zu tun, was in der Natur des Menschen liegt – also weglaufen oder im schlimmsten Fall kämpfen. Auch Täter zu siezen breche den Angriff nicht ab. „Wenn der Angreifer entschlossen ist und mit dem Messer auf einen zugeht, bringt das nichts.“

Wer vorsorglich selbst Waffen wie einen Pfefferspray – dessen Einsatz in Österreich nur für Erwachsene in Notwehrsituationen erlaubt ist – dabei hat, sollte unbedingt regelmäßig den Umgang damit trainieren, sagt der 26-Jährige. Man müsse sich damit auseinandersetzen und das Zielen lernen – gerade in Stresssituationen. Und: Auch Pfefferspray wirke nicht stoppend. „Du sprühst es dem Angreifer ja nicht ins Gesicht und auf einmal liegt er auf dem Boden. Es dauert auch seine Zeit, bis es wirklich wirkt. In diesen paar Sekunden kann er wieder Angriffe setzen, die lebensbedrohlich sein können.“

Wichtig ist dem Kampfsportler festzuhalten, dass er keine Angst verbreiten wolle. Regelmäßiges Training – mit oder ohne Waffen – erhöhe jedenfalls die Chance, für den Ernstfall gewappnet zu sein.

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Kurse, in denen die Abwehr von Messerangriffen trainiert wird, seien in Salzburg regelmäßig gefragt, wie Inhalber Kalter Bajrami berichtet. 
Kurse, in denen die Abwehr von Messerangriffen trainiert wird, seien in Salzburg regelmäßig gefragt, wie Inhalber Kalter Bajrami berichtet. 
Kurse, in denen die Abwehr von Messerangriffen trainiert wird, seien in Salzburg regelmäßig gefragt, wie Inhalber Kalter Bajrami berichtet. 

(Quelle: salzburg24)

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