Die Behandlung von SARS-CoV-2 stellt die Medizin vor Herausforderungen. Seit Beginn der Pandemie in Europa im März 2020 hat man allerdings viel über das Virus gelernt und Pharmafirmen entwickelten Impfstoffe und Medikamente. In der EU stehen nun Arzneimittel vor der Zulassung, welche sich stark auf die Hospitalisierungsrate der Corona-Patientinnen und -Patienten auswirken können.
Viele Schwerkranke zu Pandemiebeginn
Zuvor mussten Mediziner aber Erfahrungen im Umgang mit SARS-CoV-2 sammeln: "Im März 2020 hatten eine wir Situation, in der es sehr viele Schwerkranke gab, deren Zustand sich rasch verschlechterte und etwa Sauerstoff benötigt wurde. Infolge kam es zu einer hohen Inflammation (Entzündung, Anm.) mit Lungenbeeinträchtigungen", erklärt Primar Richard Greil am Donnerstag im Gespräch mit SALZBURG24.

Erste Behandlungen mit Remdesivir
Gerade in der Anfangszeit der Pandemie setzte man bei der Behandlung dieser Patienten auf das Ebola-Medikament Remdesivir. Dieses zeigte allerdings, wenn überhaupt, nur in einer sehr frühen Phase des Krankheitsverlaufs Wirkung. Ein später folgender Entzündungssturm wurde dann mit Kortison behandelt, weiß der Salzburger Infektiologe.
Antikörpermedikamente im Einsatz
Im weiteren Verlauf der Pandemie kamen dann sogenannte Antikörpermedikamente zum Einsatz, welche aus dem Blutserum von genesenen Covid-Patienten stammen. "Diese sind für die Allgemeinheit weniger geeignet, für immunsupprimierte Personen hingegen schon", so Greil. Mittlerweile werden diese Antikörper gentechnisch in Zellkulturen hergestellt. Auch in Salzburg verfüge man über solche Antikörpermedikamente.
Neue Corona-Pillen als Game Changer?
Mit Paxlovid und Molnupiravir stehen nun zwei vielversprechende neue Corona-Pillen in der EU vor der Zulassung. "Diese Medikamente verfügen über einen Mechanismus, der im Virus für Mutationen sorgt und so irgendwann die Vermehrung verhindert", erklärt der Salzburger Virus-Experte. Dies könne zu einer deutlichen Reduktion bei den Hospitalisierungen führen, vorausgesetzt, sie werden in den ersten drei bis fünf Tagen nach Auftreten von Symptomen eingenommen. Zu beachten sind dabei Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, bei Schwangerschaft dürfe Paxlovid etwa nicht eingenommen werden.
Österreich bestellt Medikamente
Paxlovid soll einer Zwischenanalyse des Herstellers Pfizer zufolge das Risiko von Hospitalisierungen oder Todesfällen um knapp 90 Prozent senken. Die österreichische Bundesregierung will von dem Medikament 270.000 Zyklen bestellen, von Molnupiravir vom Hersteller Merck & Co sollen 80.000 Therapiezyklen beschafft werden. Für Schwierigkeiten sorgt aktuell allerdings die geringe Produktionskapazität des Medikaments, eine Verbesserung der Lage soll im zweiten Quartal des Jahres eintreten.
Ivermectin "eindeutig negativ"
Und wie steht es um das antiparasitäre Mittel Ivermectin? "In manchen Teilen der Erde, beispielsweise in Indien, gibt es Erkrankungen, die den Entzündungssturm, der durch Covid-19 ausgelöst wird, zusätzlich verstärken. Diese können mit dem antiparasitären Mittel behandelt werden", erklärt Greil. Ivermectin als Mittel gegen SARS-CoV-2 sei jedoch "eindeutig negativ", es gebe keine Evidenz für die Wirksamkeit. Auch der Hersteller rät von der Verwendung des Mittels gegen Corona ab.
Keine Medikamente gegen Long Covid
Gegen die Folgen von Long Covid gebe es jedoch keine Medikamente, wie Greil ausführt: "Das liegt daran, dass hier andere Schädigungen, etwa der Organe oder auch psychische Beeinträchtigungen, Erschöpfung oder Gedächtnisstörungen ('Foggy Brain') vorliegen. Diese können nur mit der Zeit abklingen." Diesen schweren Folgen einer Corona-Erkrankung könne man nur Therapien und Trainingsprogrammen entgegenwirken, in Salzburg wurden dazu bereits im letzten Jahr Reha-Möglichkeiten eingerichtet.
Greil: Medikamente machen Impfung nicht obsolet
Mit dem Aufkommen neuer Medikamente werde die Impfung aber nicht obsolet. "Das eine ersetzt das andere nicht", so Greil. Die Impfstoffe seien hochwirksam, auch wenn die Effektivität mit Abstand zum Stich nachlasse. Die derzeitigen Impfstoffe in Verwendung wurden noch gegen den Wildtyp des Coronavirus entwickelt, die Hersteller Moderna und BioNTech arbeiten jedoch schon an einem Vakzin, das eine verstärkte Wirkung gegen die Omikron-Variante aufweise, teilt der Salzburger Infektiologe mit. Diese Impfstoffe seien in ihrer Wirkweise viel breiter aufgestellt, die Entwicklung dürfte bis März oder April dieses Jahres dauern.
Vorsichtig optimistischer Blick in die Zukunft
Wie wird sich angesichts neuer Medikamente der weitere Verlauf der Pandemie darstellen? "Das kann niemand genau voraussagen. Aber die Anzahl der uns zur Verfügung stehenden Instrumente wird mehr. Das kann sich positiv auf geltende Kontaktbeschränkungen auswirken", gibt Greil einen Ausblick. Das Tragen von Masken werde uns aber noch länger beschäftigen. Erschwerend hinzu komme zudem, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung noch nicht geimpft ist, was das Entstehen neuer Virus-Varianten begünstige. "Der Zustand einer Endemie (also eine regional begrenzte Häufung von Corona-Fällen, Anm.) scheint aber möglich", so Greil.
(Quelle: salzburg24)