Oberösterreicherin operiert

Neue Schädeldecke in SALK kommt aus 3D-Drucker


Vermessen, geplant und gedruckt - das 3D-Implantat passt perfekt in das Schädelloch der Patientin. 
Veröffentlicht: 19. September 2023 10:11 Uhr
Ein weltweites Novum an der SALK – erstmals wurde einer Patientin erfolgreich eine frisch gedruckte Schädeldecke aus dem 3D-Drucker eingepflanzt.
SALZBURG24 (StephKö)

Der medizinische 3D-Druck rettet Leben – und Salzburg ist vorne dabei bei dieser Entwicklung. Der erste weltweit dokumentierte Fall eines komplett eingesetzten 3D-gedruckten Implantats fand im September in den Landeskliniken Salzburg (SALK) statt.

Die betroffene Oststeirerin erlitt vor wenigen Monaten bei einem Unfall zu Hause ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die Ärztinnen und Ärzte im Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klink (CDK) sahen keinen anderen Weg, als der linken Schädelseite ein zwölf mal zehn Zentimeter großes Stück der Schädeldecke zu entfernen. Der fehlende Teil des Kopfes der 63-jährigen Frau wurde mit einem Implantat aus dem 3D-Drucker ersetzt – und das erstmals in der medizinischen Geschichte Salzburgs.

Entworfen und produziert wurde das Implantat im 3D-Drucklabor des Uniklinikums Salzburg von Christoph Griessenauer (Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie) sowie Oberarzt Johannes Pöppe. Das Team der beiden „hat ein Modell des Schädels und des Implantats geplant. Nachdem wir das Modell freigegeben haben, wurde das Implantat auf dem 3D-Drucker unter Reinraumbedingungen gedruckt“, so Pöppe am Dienstag in einer SALK-Aussendung.

Schädeldecke in SALK aus dem 3D-Drucker – wie geht das?

Das lebensrettende Implantat besteht aus dem Hochleistungskunststoff PEEK, das steht für Polyetheretherketon. Aus diesem Kunstsoff werden Bauteile hergestellt, die aufgrund ihrer hohen Festigkeit hochgradig belastbar sind. Sie sind zudem biokompatibel und somit ideal für den Einsatz in der Humanmedizin.

Das Material wird vor dem Druck zuerst aufgeschmolzen. Zur weiteren Verarbeitung sind Temperaturen über 200 °C im Bauraum des Druckers notwendig. Durch Stränge, die aufeinandergelegt werden, wird das Bauteil Schicht für Schicht gedruckt.

Auch Zahn- und Gehörprothesen aus dem 3D-Drucker

Der gesamte lebensrettende Eingriff fand am 12. September statt und dauerte 59 Minuten. „Wir führen im Jahr rund 40 solcher Operationen durch und setzen dann rund 25 Mal pro Jahr wieder Implantate ein. Im Fall der Steirerin haben wir aber den ersten weltweit dokumentierten Fall, bei dem ein im Haus gefertigtes Implantat aus dem 3D-Drucker eingesetzt wurde“, erklärt Griessenauer. Der Patientin hat alles gut überstanden. Bereits im Frühjahr 2023 wurde in Salzburg einem 55-jährigen Patienten eine 3D-gedruckte Hinterhauptprothese eingesetzt. Der Unterschied zum Fall der Patientin aus der Steiermark ist, dass die damalige Prothese die Knochenstruktur nur ergänzt, aber kein Implantat war, dass direkt die Knochenstruktur ersetzt.

Griessenauer_Poeppe.jpg SALK/Fürweger
Professor Christoph Griessenauer (l.) und Oberarzt Johannes Pöppe retteten der Patientin mit dem 3D-Implantat das Leben.

Der 3D-Druck eröffnet in der Medizin neue Wege. Durch den Druck können Implantate sowie ebenfalls Prothesen einfacher, kostengünstiger und maßgeschneidert hergestellt werden. Neben Schädeldecken werden auch Zahn- oder auch Gehörprothesen gedruckt. Für die kommenden Wochen planen die Neurochirurginnen und -chirurgen der SALK mehrere weitere Implantate aus dem 3D-Drucker.

(Quelle: salzburg24)

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