So schön der Name auch klingen mag, bei der Gürtelrose (Herpes Zoster) handelt es sich nicht um eine blühende Blume. Es ist kein harmloser Hautausschlag, sondern eine hartnäckige Nervenentzündung, die extrem schmerzhaft sein und zu Seh- und Hörstörungen führen kann.
"Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (Windpocken-Virus, Anm.) verursacht", erklärt Oberarzt Alexander Egle von den Salzburger Landeskliniken (SALK) im S24-Gespräch. "Es handelt sich nicht um eine neue Infektion, sondern um eine Reaktivierung des Virus, das im Körper verbleibt." Das Windpocken-Virus kann Jahre später durch Faktoren wie ein geschwächtes Immunsystem, Stress oder Krankheiten wieder aktiv werden. Für Gürtelrose gibt es keine Saisonalität, sie kann jederzeit ausbrechen. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, steigt mit dem Alter. Und mit "alt" ist in diesem Zusammenhang bereits "ab 50 Jahre" gemeint.
Windpocken als Voraussetzung
"Das Virus schlummert in fast an allen von uns", bringt es Christof Bocksrucker, Primar am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach im Pongau gegenüber SALZBURG24 auf den Punkt. "Alle Menschen, die Windpocken hatten – das sind zwischen 85 und 95 Prozent der Bevölkerung – tragen das Varizella-Zoster-Virus in sich", erläutert Egle von den SALK. "Nur wer Windpocken hatte, kann Gürtelrose bekommen." In Österreich erkranken jährlich schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Menschen an Herpes Zoster.
Wo tritt Gürtelrose am Körper auf?
Am Rumpf tritt die Gürtelrose besonders häufig auf. Der juckende Ausschlag zeigt sich dort typischerweise einseitig in Form eines Streifens entlang der Brust- und Lendenwirbelsäule und breitet sich bis zur vorderen Körperseite aus. Es kommt zur Bläschenbildung, wobei die Bläschen nach einigen Tagen aufplatzen und abkrusten. Auch andere Körperteile wie Kopf, Hals oder die Gliedmaßen können betroffen sein. Besonders am Kopf sei wegen der Sinnesorgane Vorsicht geboten und ein rascher Facharzt-Kontakt zu empfehlen. Geschwollene Lymphknoten in den Achseln und am Hals können weitere Indikatoren sein. Zur Diagnostik können lokale Tests wie ein Abstrich von einem Bläschen herangezogen werden, meist genügt aber der ärztliche Blick. "Es ist ein typisches Bild auf der Haut", schildert Bocksrucker.
Heftige Komplikationen möglich
"Eine frühzeitige Diagnose kann die weitere Ausbreitung von Gürtelrose mithilfe von Medikamenten stoppen. Das kann auch helfen, langwierige Schmerzen zu limitieren", weiß Egle. Bis zur Heilung dauert es normalerweise bis zu vier Wochen. Immungeschwächte Menschen sind besonders von schweren Verläufen bedroht. "Sie haben ein höheres Risiko für wiederholte Ausbrüche, da ihr Immunsystem nicht stark genug ist, um das Virus dauerhaft in Schach zu halten." Bei akuter Gürtelrose entstehen Schmerzen hauptsächlich durch entzündliche Verletzungen der Nervenstrukturen.
Mögliche Komplikationen reichen von Augenentzündungen und in seltenen Fällen bis zur Erblindung oder zu Gesichtslähmungen. Das Risiko für Gehirn- und Lungenentzündungen sowie Schlaganfall ist ebenfalls erhöht. Die bekannteste und häufigste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie, die bei bis zu 30 Prozent der Patientinnen und Patienten nach einer Gürtelrose auftritt. Während Herpes Zoster akut starke Schmerzen verursachen kann, löst die Neuralgie chronische Schmerzen aus, die über Monate oder Jahre anhalten können.
Betroffene beschreiben den chronischen Schmerz laut Bocksrucker als "scharf und stark mit elektrisierendem Charakter". Mit speziellen Medikamenten kann so ein Nervenschmerz häufig gelindert werden, aber die Neuralgien sind oft hartnäckige Probleme, ergänzt Egle. Schwer ausgeprägte Fälle landen mitunter im Krankenhaus, wo antivirale und Schmerztherapien notwendig sind. "Chronische Schmerzen belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen und das gesamte Gesundheitssystem", wirbt Bocksrucker für mehr Sensibilität gegenüber der Viruserkrankung.
Im Schwarzacher Klinikum wurden im Vorjahr insgesamt 55 Menschen mit Gürtelrose behandelt, heuer waren es schon mehr als 30. Durch die älter werdende österreichische Bevölkerung wächst die Risikogruppe bis zum Jahr 2040 um 13,5 Prozent, rechnet eine Economica-Studie vor. Angesichts der Schwere der Erkrankung sei künftig mit deutlich mehr Hospitalisierungen zu rechnen. Andere, leichtere Fälle werden in der Regel in Hausarztpraxen oder bei Fachärzt:innen behandelt.
Ansteckung und Übertragung
Das Varizella-Zoster-Virus kann durch direkten Kontakt mit den Bläschen einer Gürtelrose-Infektion verbreitet werden. Allerdings würde dies bei einem nicht-immunen Menschen zunächst Windpocken und nicht Gürtelrose auslösen. Erst wenn die Bläschen verschorft sind, besteht keine Infektionsgefahr mehr.
Impfung für wen und ab wann?
Eine Impfung kann Abhilfe schaffen und den Ausbruch der Krankheit verhindern. Es gibt aber einen Unterschied zwischen Windpocken und Gürtelrose.
- Windpocken: Die Impfung wird ab dem ersten Lebensjahr empfohlen und bietet individuellen Schutz. Besteht bis zum neunten Lebensjahr keine Immunität durch durchgemachte Erkrankung oder Impfungen, sollte die Impfung Fachleuten zufolge nachgeholt werden. Eine Impfdosis ist nicht gratis und kostet etwa 10 Euro. "Eine Impfung kann durch die Immunität gegen Windpocken die primäre Infektion verhindern", betont Egle. "Wer keine Windpocken bekommt, kann auch später keine Gürtelrose bekommen."
- Gürtelrose: Die Impfung wird ab dem 60. Lebensjahr empfohlen, für Risikogruppen bereits ab 50 Jahren. Die Kosten für eine vollständige Immunisierung (zwei Dosen) betragen rund 500 Euro. "Aus medizinischer Sicht wäre eine Kostensenkung zu befürworten", sagt Schwarzachs Primar Bocksrucker. Die Volksanwaltschaft spricht sich für eine kostenfreie Gürtelrose-Impfung aus.
(Quelle: salzburg24)