Verständlichkeit als Ziel

PH Salzburg diskutiert über "Leichte Sprache" im Unterricht

Veröffentlicht: 10. April 2024 11:15 Uhr
85.000 Salzburgerinnen und Salzburger können nicht oder unzureichend sinnerfassend lesen. Die Leichte und Einfache Sprache soll diese Barrieren aus dem Weg schaffen. Während es in vielen Bereichen bereits entsprechende Angebote gibt, wird der Ruf in der Schule immer größer. Auf einer Tagung in Salzburg soll nun darüber diskutiert werden, wie Leichte Sprache in den Unterricht integriert werden kann.

15 Prozent der Erwachsenen in Österreich können nicht oder nur unzureichend sinnerfassend lesen, in Salzburg sind rund 85.000 Menschen betroffen. Für sie stellen komplexe Texte eine meist unüberwindbare Hürde dar, ganz zu schweigen von Anträgen und Formularen im Behörden-Sprech, die auch für viele Akademiker:innen eine Herausforderung darstellen.

Leichte und Einfache Sprache sind Sprachformen, die die Verständlichkeit von Texten für Menschen mit Lese- und Rechtschreibproblemen sowie für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen erhöhen sollen. Das betrifft etwa Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderung oder Legasthenie. Die Leichte Sprache dient ihnen als Brücke zum barrierefreien Zugang zu Information, Bildung und Kultur.

 

„Die Einfache und Leichte Sprache sollte immer als Zwischenschritt gesehen werden, auf dem Weg, die Standardsprache sinnerfassend zu verstehen“, sagt Elfriede Windischbauer, Hochschulprofessorin an der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg Stefan Zweig, im SALZBURG24-Gespräch. Windischbauer hat erstmalig eine Tagung (18. und 19. April in der PH Salzburg) zum Thema organisiert, bei der Vortragende aus Österreich und Deutschland aus verschiedenen Disziplinen sprechen und Workshops abhalten. Das Interesse sei groß, sagt sie. 70 Lehrerinnen und Lehrer aus Österreich, Deutschland und Südtirol hätten sich bereits angemeldet.

Unterrichtsbücher in Leichter Sprache

Leichte Sprache sei noch ein ganz junges Thema und im Bildungsbereich und erst 2009 mit der Formulierung von Regeln richtig angekommen. Doch gerade in der Schule müsse man ansetzen und noch mehr tun, sagt Windischbauer, die dazu auch forscht. Zwar stünden erste Unterrichtsmaterialien für einen differenzierten Unterricht in Leichter oder Einfacher Sprache zur Verfügung, viele Lehrerinnen und Lehrer würden aber auf Eigeninitiative Texte in den Schulbüchern vereinfachen, da betroffene Schüler:innen dem Unterricht sonst nicht folgen könnten. So könnte etwa die Integration künstlicher Intelligenz (KI) in die Gestaltung von Texten in Leichter Sprache ein vielversprechender Weg für die nahe Zukunft sein. „Wir müssen alles tun, um unseren Kindern das Bestmögliche zu bieten und sie bestmöglich fördern."

Wo es Leichte und Einfache Sprache noch braucht

Das Thema der Einfachen und Leichten Sprache betrifft natürlich nicht nur den Bildungsbereich. In Österreich bieten mittlerweile das Parlament, Ministerien, Museen und Medien barrierefreie Information an. Das Angebot wird auf allen Ebenen kontinuierlich ausgebaut. Die inklusive Plattform "andererseits" hat etwa im März dieses Jahres erstmals ein Magazin in Leichter Sprache veröffentlicht, das sich an ca. 700.000 Menschen im Land richtet, die herkömmlichen Journalismus nicht verstehen, weil er zu komplex aufbereitet ist. Die 40.000 gedruckten Stück werden an soziale Einrichtungen wie Werkstätten verteilt, um die Zielgruppe zu erreichen.

Und auch das Land Salzburg verwendet auf seiner Homepage die Leichte und Einfache Sprache. Verbesserungsbedarf gebe es aber trotzdem, denn nicht davon erfasst sind eine Reihe an Formularen für Anträge, z.B. zur Wohnbeihilfe oder zu Unterstützungen bei Schulveranstaltungen. Auch bei Formularen von ÖGK, der PVA oder dem AMS bestünde dringender Handlungsbedarf, kritisiert die KPÖ Plus. „Viele Bürger scheitern am Beamtendeutsch, komplizierten Formularen und unübersichtlichen Websites. Das erleben wir auch immer wieder in unseren Sprechstunden, da besteht Handlungsbedarf“, sagt Klubobfrau Natalie Hangöbl. „Wir haben deshalb beantragt, dass auf der Homepage des Landes Salzburg Formulare in Einfacher Sprache zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollten Begriffserklärungen oder Ausfüllhilfen eingeführt werden, fordert Hangöbl.

Unterschied zwischen Einfacher und Leichter Sprache

Leichte Sprache ist eine spezielle Form der Sprache und wurde in den 1970er-Jahren in den USA für und mit Menschen mit geistiger Behinderung entwickelt. Sie zielt darauf ab, Informationen so klar und einfach wie möglich zu vermitteln, ohne dabei die Genauigkeit oder den Inhalt zu beeinträchtigen. Sie basiert auf klaren und kurzen Sätzen, einem begrenzten Wortschatz und der Verwendung von einfachen Grammatikstrukturen. Darüber hinaus wird in der Leichten Sprache oft auf metaphorische Ausdrücke, Fachbegriffe und abstrakte Konzepte verzichtet. Das Ziel ist es, komplexe Informationen so zu vereinfachen, dass sie für eine breitere Zielgruppe verständlich sind. Texte in Leichter Sprache sind optisch gut zu erkennen: Die Sätze sind sehr kurz (kürzer als eine Zeile), nach jedem Satz folgt ein Zeilenumbruch. Der Genitiv wird nicht genutzt, zusammengesetzte Wörter werden mit Bindestrichen geschrieben, zur Veranschaulichung des Texts werden Bilder und Illustrationen verwendet.

Einfache Sprache verfolgt ein ähnliches Ziel – die Verständlichkeit steht im Vordergrund – aber es gibt keine festen Regeln oder Strukturen dafür.

(Quelle: salzburg24)

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