Das anfangs rein meteorologische Observatorium ist heute ein gefragter Forschungsstandort bei nationalen und internationalen wissenschaftlichen Einrichtungen unterschiedlichster Disziplinen, von der Klimaforschung bis zu Medizin. Ein visionärer Wissenschaftler und ein an der Natur interessierter, durchsetzungsstarker Geschäftsmann legten die Basis, dass aus einer scheinbar absurden Idee eine wissenschaftliche Erfolgsgeschichte mit weltweiter Bedeutung wurde.
Der eine war Julius Hann. Er war von 1877 bis 1897 Direktor der ZAMG und forcierte den Ausbau von Gebirgswetterstationen zur Erforschung der höheren Luftschichten. Der andere war Ignaz Rojacher, Besitzer eines Goldbergwerkes in Rauris. Nach einigen Besteigungen von Gipfeln in seiner Region kam er zum Schluss, einen optimalen Ort für eine meteorologische Messtation gefunden zu haben: den frei stehenden Gipfel des Hohen Sonnblicks, in 3106 Meter Seehöhe.
Die Sonnblick-Betreuer heute
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Arbeitsbild am Sonnblick massiv gewandelt. Heute sind jeweils zwei Techniker der ZAMG durchgehend 15 Tage am Observatorium im Dienst. Sie garantieren, dass hier alle Messgeräte der nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen korrekt messen und nicht etwa durch Vereisung oder Reif funktionslos werden. Weiters nehmen die Techniker Proben für Forschungsprojekte (Luft, Schnee, etc.) und liefern Informationen, die messtechnisch unter diesen extremen Bedingungen nicht oder nur unzureichend automatisch gemessen werden können (Wolkenart, Sichtweite, Reifansatz, etc.). Wie extrem und vielfältig die Aufgaben sind, zeigt ein Auszug aus den Themen der regelmäßigen Trainings: Betrieb der Seilbahn, Höhen- und Absturztraining, Rettung aus Gletscherspalten, Einweisungen in die Messgeräte der jeweiligen Forschungsprojekte.
Jährlich nationale und internationale Forschungsprojekte
Die ganzjährige Betreuung und die einzigartige Lage sowie der unermüdliche Einsatz vieler Menschen machten das Sonnblick-Observatorium zu einem nationalen und internationalen Kompetenzzentrum zur Erforschung von Atmosphäre, Eis und Biosphäre. Jedes Jahr ist das Observatorium Teil von rund 40 Forschungsprojekten. Aus dem anfangs rein meteorologischen Observatorium ist ein bei nationalen und internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen gefragter Standort geworden. Das bringt zahlreiche Synergien. So werden zum Beispiel die Messungen der UV-Strahlungen auch in Projekten der Biologie und Medizin verwendet. Das Sonnblick-Observatorium schlägt auch eine Brücke von der Grundlagenforschung zu anwendungsorientierter Forschung. Beispielsweise gehen die hier erhobenen Daten und Ergebnisse in das Erstellen von Klimaszenarien für die nächsten Jahrzehnte in Österreich und Europa ein. Daraus können konkrete Anpassungsmaßnahmen für die Folgen des Klimawandels entwickelt werden.
Sonnblick: Gipfel der Wetterrekorde
Wie extrem das Wetter am Sonnblick sein kann, zeigt ein Blick in die Aufzeichnungen der letzten 130 Jahre. Die tiefste jemals am Sonnblick gemessene Temperatur ist auch der österreichweite Kälterekord: Am 2. Jänner 1905 wurden hier minus 37,4 °C gemessen. Der Wetterbeobachter schrieb damals „...Thermometer zu kurz...Hygrometer erkrankt vor Kälte...". Auch viele Schneerekorde hält die Wetterstation am Sonnblick, zum Beispiel die höchste jemals in Österreich gemessene Schneehöhe: 11,90 Meter am 9. Mai 1944. Außerdem ist der Sonnblick jene Messstation, an der pro Jahr der meiste Neuschnee zusammenkommt: Die durchschnittliche Neuschneesumme pro Jahr liegt hier bei 21,03 Meter.
Der Sonnblick gehört auch zu den stürmischsten Regionen Österreichs. So wurden hier zum Beispiel am 20. Dezember 1993 Windspitzen bis 202 km/h gemessen.
(Quelle: salzburg24)