Über 4.000 Freiwilligenstunden stehen für die Wasserrettung Zell am See heuer schon zu Buche, wie die Einsatzorganisation in einer Aussendung vermeldete. Und das, obwohl es bislang keine Veranstaltungen wie Seefeste oder Regatten zu überwachen gab. Aufgrund der Corona-Pandemie startete die Trainingssaison für die gesamte Mannschaft zudem später.
50 Prozent mehr Einsätze für Wasserretter
87-mal waren Wasserretter aus Zell am See heuer schon im Einsatz. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent zum Schnitt der letzten fünf Jahre (Durchschnitt 59, ohne 2020), oder eine Verdoppelung der Einsätze seit 2011. Alleine in den Monaten Juni und Juli war die Samariterbund Wasserrettung Zell am See 63-mal im Einsatz. Im Schnitt war also jeden Tag ein Auftrag durch die Freiwilligen abzuarbeiten.
Hochwasser- und Sucheinsätze
Das Hochwasser im Juli war für die Einsatzorganisationen fordernd. Auch Zeller Wasserretter waren in Mittersill bereitgestellt, um zu helfen. Am Zeller Flugplatz hieß es kräftig anpacken, um das Flughafengelände vor einer Überflutung zu schützen und damit auch eine Beeinträchtigung der Wohngebiete und eine Umweltkatastrophe zu verhindern.
Die Rettungsschwimmer aus Zell am See wurden auch zu Personenrettungen und -suchen in die Saalach und Salzach alarmiert und zur Unterstützung der österreichischen Wasserrettung in den Pongau gerufen.
Kinder im Wasser abgetrieben
In zwei Einsätzen bei Sturm, Hagel und Gewitter gelang es den alarmierten Einsatzkräften elf Personen zu retten. Einmal waren es vier Jugendliche, obwohl ein Verwandter vom Ufer aus zur Hilfe hinausgeschwommen war, die aufgrund des schnell aufziehenden Windes mit ihrem SUP auf den See getrieben wurden. Sie wurden bei daumendickem Hagel von den Bootsmannschaften der Wasserrettung gerettet und sicher ans Ufer gebracht. Das zweite Mal trieben zwei Erwachsene mit drei Kindern bei Starkwind und Gewitter auf ihren SUPs soweit ab, dass auch sie von den Einsatzkräften gerettet werden mussten.
Leere Bootsakkus führen zu Einsätzen
Es seien aber nicht die Großereignisse, die zu der enormen Steigerung der Einsätze und Stunden führen. Auch Gewitterstürme, bzw. Wetterereignisse innergebirg sind „normal“. Schmerzhaft seien für die Einsatzkräfte leere Bootsakkus, weil man auf die Kühlbox vergessen hat oder der Akku nicht geladen wurde, weil man nur eine kleine Runde drehen wollte. Ein Elektroboot ohne Antrieb ist auch mit Rudern nur schwer zu bewegen, weswegen dann oft ein Notruf abgesetzt wird. Gefährlich wird es für die Helfer, wenn den ganzen Tag schon vor Gewittern und Hagel gewarnt wird und sich „Freizeitkapitäne“ erst bei Aktivierung der Sturmwarnung über den gesamten See auf den Weg machen, um den „Heimathafen“ zu erreichen.
Es gebe auch Wassersportler, die gar erst dann ausfahren, weil man den Starkwind und sein Material im Griff hat. Die Wasserretter versuchen vor Eintreffen der Front oder bei Aktivierung der Sturmwarnung auszufahren und zu informieren. Dies seien keine Selbstverständlichkeit und keine gesetzliche Notwendigkeit, denn bei einer Lawinenwarnstufe wird zum Beispiel auch nicht der freie Skiraum abgesucht. Den Rettungsschwimmern sei aber bewusst, dass diese Art der Information Unfälle und Personenschäden im Sturm verhindern.
Wasserretter rufen zu Eigenverantwortung auf
Mehrmals konnten Retter heuer aus dem Einsatz am See nicht mehr rechtzeitig vor Eintreffen der Gewitterfront zurück in die Wasserrettungsstation einrücken und mussten selbst am Ufer festmachen, um draußen abzuwettern.
Der stellvertretende Obmann Michael Kling sagt: „Leider müssen wir immer mehr eine Vollkasko-Mentalität gepaart mit einem fehlerhaften Gefahrenbewusstsein feststellen. Es wird bei dem Wind schon nichts passieren, andere sind ja auch am See und wenn, dann wird man gewarnt werden oder es kommt jemand zur Hilfe! Am Zeller See sieht man aufgrund der Berge auch Gewitterwolken erst sehr spät, was aber in der heutigen Zeit von Wetter-Apps und Unwetterwarnungen keine Ausrede mehr sein kann.“
(Quelle: salzburg24)