Mit der Aussicht auf eine bessere medizinische Versorgung ist Familie L. vor sieben Jahren aus Georgien in den Salzburger Pinzgau, nach Bruck an der Glocknerstraße, gekommen. Maia, die Mutter der beiden Kinder, leidet seit Jahren unter einer schweren Krebserkrankung, Tochter Nini ist körperlich und geistig schwer behindert und braucht umfassende Betreuung. Der Vater der vierköpfigen Familie kämpfte nunmehr seit 2017 darum, arbeiten zu dürfen, um seine Frau und seine Kinder in Österreich versorgen zu können – vergebens, wie sich am Montag gezeigt hatte.
Der Fußballtrainer des neunjährigen Andria schildert im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch das Schicksal der Familie: „Mamuka hat alles getan, um sich und seine Familie zu integrieren, hat immer nach Arbeit gesucht, obwohl er seine Frau und seine Tochter gepflegt hat. Leider bis zum Schluss vergeblich.“ Schon vor ein paar Jahren sei ihnen die „weiße Karte“ plötzlich entzogen worden. Bleiben konnten sie trotzdem, wenn auch mit regelmäßigen Strafzahlungen, erzählt Lager.
„Er war Teil unseres Teams, Teil unserer Mannschaft“
Der Start in Österreich sei für die Vier alles andere als einfach gewesen, erzählt Lager, aber von Lehrer:innen, Bekannten, Mitschüler:innen und dem Fußballverein hätten alle „zusammengeholfen, wenn es nötig war.“ Mittlerweile sei die Familie in der Gemeinde bestens integriert gewesen: „Wir haben für sie alle an einem Strang gezogen, vor allem auch für Andria in dieser ganzen schwierigen Situation. Er war einfach ein Teil unseres Teams, ein Teil unserer Mannschaft“, berichtet der Fußballtrainer des Buben.
Bürgermeisterin von Bruck : „Menschlich extrem tragisch“
Auch die Bürgermeisterin von Bruck, Barbara Huber (ÖVP), zeigt sich im S24-Gespräch betroffen vom Schicksal der Familie: „Das Ganze ist menschlich einfach extrem tragisch“. Gerade der neunjährige Andria hätte sich eingelebt und mittlerweile auch gut Deutsch sprechen können. „Es ist einfach unverständlich, die Vier waren nach all den Schwierigkeiten ein fester Teil der Gemeinde und plötzlich werden sie da herausgerissen. Sind das wirklich die Werte, die unser Land vertreten will?“
Familie von Bruck aus abgeschoben
Noch am Sonntag durfte sich Andria mit einer Mannschaft über den dritten Platz bei einem Fußballturnier freuen. Am Montag sei dann alles anders gewesen: Per Mitteilung wurde die Familie verständigt, dass die Abschiebung auf heute, Mittwoch, vorgezogen werde. Noch am selben Tag wurden sie von der Fremdenpolizei abgeholt und in einem Abschiebebus sowie einem Rettungswagen – wegen des Rollstuhls der Tochter – nach Wien in Schubhaft gebracht. „Wir haben sofort alles ins Rollen gebracht, was möglich war, mit allen möglichen Stellen telefoniert und versucht, zumindest ein bisschen Zeit zu gewinnen“, erzählt der Trainer.
Hintergründe der vorgezogenen Abschiebung unklar
Dafür seien viele Hebel in Bewegung gesetzt worden. Eine Anwältin unterstütze die Familie, außerdem werde der Fall im Sinne von Asyl-, Menschen- und Kinderrechten umfassend geprüft, betont die Bürgermeisterin. Die Hintergründe der plötzlichen Abschiebung seien dennoch unklar: „Wir verstehen alle nicht, warum das so plötzlich jetzt vonstattengegangen ist. Die Familie hat sich nichts zuschulden kommen lassen, das haben wir alles überprüft. Und trotzdem wurden sie von einem Moment auf den anderen aus ihrem Umfeld gerissen“, beschreibt Lager.
Das Innenministerium teilt auf S24-Anfrage mit, dass jede einzelne Abschiebung genauestens geprüft werde. Auch der Gesundheitszustand der abzuschiebenden Personen sowie die Gewährleistung der medizinischen Versorgung im Herkunftsstaat werde vorab beurteilt. Zudem seien Abschiebungen nur möglich, wenn die Flugtauglichkeit per ärztlichem Attest bestätigt wird.
Petition soll Familie nach Bruck zurückbringen
Derzeit sei die Familie bei einem Freund in Georgien untergekommen, andernfalls würden Eltern und Kinder auf der Straße sitzen. Die Hoffnung, dass die Familie nach Bruck zurückkehren kann, ist noch nicht gestorben, wie Lager schildert. Eine Bekannte der Familie aus Bruck hat auch eine Petition ins Leben gerufen, um die Familie hoffentlich nach Bruck zurückholen zu können. „Wir machen weiterhin Druck bei sämtlichen Stellen, die zuständig sein könnten. Von den ausbleibenden Antworten lassen wir uns noch nicht entmutigen.“
(Quelle: salzburg24)