Mehr als nur Schwammerlsuppe

Pinzgauer Naturheilkunde über Pilze und Rinden erobert Salzburg

Veröffentlicht: 23. Juni 2023 12:49 Uhr
Traditionelle Naturheilkunde erfreut sich in Österreich immer größerer Beliebtheit. Auch die medizinische Forschung legt zunehmend Augenmerk auf natürliche Heilmittel. Dabei sind gerade heimische Pilze und Rinden überraschend vielseitig, wie die Pinzgauer Heilkunde beweist.
Selma Alic

In unseren Gärten und Wäldern sind sie zuhause: Pilze. Nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch in der Hausapotheke sowie in der Medizin machen sie sich nützlich. Gerade in Österreich versteckt sich eine reiche Volksheilkunde rund um Pilze sowie Rinden. Nun bestätigt auch die Medizin nach und nach, was unsere Vorfahren schon lange wussten. Daher erfreuen sich Naturgüter als Arzneien immer größerer Beliebtheit. Eine regelrechte Wiederentdeckung natürlicher Inhaltsstoffe gibt es im Heilbereich. Was es damit auf sich hat und wie vielfältig Pilze und Rinden eingesetzt werden können, hat uns Theresia Harrer-Vitzthum aus Unken, Obfrau des Vereins der Traditionellen Europäischen Heilkunde (TEH), im Vorfeld des Syposiums "Saalachtaler Heilsame Tage" erzählt.

Pilze als Arzneimittel

Schon vor einigen Jahrhunderten war der Pilz auch in unseren Breitengraden als gängiges Heilmittel bekannt. Warum er hier in der Heilkunde und modernen Medizin in Vergessenheit geraten ist, erklärt sich Harrer-Vitzthum dadurch, dass gerade in ländlichen Gegenden, wo Pilze gesammelt und verarbeitet wurden, früher wenig niedergeschrieben und dokumentiert wurde. „Man hat das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. Ab drei Generationen spricht man dann auch von Tradition“, so Harrer-Vitzthum im SALZBURG24-Interview.

Mykotherapie - Behandlung mit Pilzen 

Von den vielfältigen Anwendungsarten der Pilze ist die Pinzgauerin überzeugt. Sie sind reich an Antioxidantien, Spurenelementen, sowie Vitaminen und eignen sich daher wunderbar für Behandlungen sämtlicher Krankheitssymptome. Mithilfe der sogenannten Mykotherapie, einer Therapie-Art mit Großpilzen wie beispielsweise dem Shiitake, sollen Diabetes und Bluthochdruck behandelt werden können. Die Mykotherapie hat ihre Wurzeln in der traditionellen Chinesischen Medizin, wo Pilze im Gegensatz zur westlichen Medizin immer fester Bestandteil von Behandlungen waren und noch sind.

Rinden als "Rundumheilmittel" 

Doch nicht nur Pilze, sondern auch Baumrinden enthalten erstaunliche Heilkräfte. Das unscheinbare Baumharz etwa, in Österreich auch Pech genannt, wird oft zu Pechsalbe verarbeitet, die unter anderem antibakterielle und wundheilende Wirkungen hat. Die Salbe ist in der Volksheilkunde unverzichtbar: „Bei uns im Verein hat sie jeder im Haus“, erklärt Vitzthum. Besonders gut eignen sich Baumrinden zur Wundheilung, aber je nach Baumart unterscheiden sich die Rinden in ihrer Wirkung: „So wie jedes Kraut hat jeder Baum und somit jede Rinde ihre eigenen heilenden Eigenschaften.“ So wirke die Weidenrinde durch die in ihr enthaltene Salicylsäure beispielsweise entzündungshemmend. Eichenrinden würden wiederum in der Medizin vor allem in Sitzbädern eingesetzt.

Vegane Vielfalt durch Funghi

Natürlich kommt man gerade beim Thema Pilze nicht darum herum, auch ihre vielfältigen Einsatzgebiete in der Küche zu erwähnen. Obwohl Funghi bei uns nicht so oft auf den Teller kämen wie beispielsweise in Asien, würden sie auch hier immer beliebter. Durch den Veganismus etwa werden viele Menschen auf die Zubereitungsvielfalt des Pilzes aufmerksam. Aufgrund der fleischähnlichen Konsistenz bestimmter Pilzarten würden sie sich bei Veganer:innen immer häufiger in der Küche finden, so Harrer-Vitzthum. Auch auf industrieller Ebene werden Pilze als Fleischersatz hergenommen.

"Heilsame Tage" in Unken 

Im Zuge des Symposiums der „Saalachtaler Heilsamen Tage“ in den TEH Naturwerken in Unken, werden europäische Pilzarten und Rindensorten von Expert:innen aus verschiedensten Bereichen genauer beleuchtet. Unter anderem treffen Fachleute aus der Medizin, Pharmazeutik und Ernährungswissenschaft aufeinander. In Workshops, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion über Wildwuchs wird die Vielfalt von Pilzen und Rinden genauer beleuchtet: Von der Mykotherapie bis hin zur Ernährung und Pilzanbau wird eine breite Themenpalette abgedeckt. Die „Heilsamen Tage“ finden von Freitag bis einschließlich Samstag in Unken statt und bieten ein umfangreiches Programm zum Thema Pilze und Rinden.

„Der TEH verbindet traditionelles Wissen über Naturheilkunde mit Forschungen und Fakten aus der Medizin. Deswegen sind bei unserer Veranstaltung auch Expert:innen aus allen möglichen Bereichen da“, so Harrer-Vitzthum.

Raus in die Natur 

Da das Bewusstsein für Naturheilkunde in der Bevölkerung stetig wächst, betont Harrer-Vitzthum die Eigenverantwortung in der Gesunderhaltung: „Wir haben die Gesundheit eigentlich komplett an die Mediziner:innen abgegeben und dabei vergessen, dass wir auch selbst was dafür tun müssen.“ Das Einbeziehen der eigenen Befindlichkeiten würde dabei zu kurz kommen. Gerade in Stresssituationen würde es besonders guttun, sich natürlicher Mittel zu behelfen. Und nicht nur das – Einfach einmal hinaus in den Wald spazieren und selber Pilze sammeln, sie im Garten züchten und zubereiten ist nicht nur gut für die Gesundheit und das eigene Wohlbefinden, sondern bringt auch Genuss, solange man an keine giftigen Pilze gerät.

(Quelle: salzburg24)

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