Queere Hoffnung

Wie das kleine Dorf Unken schon seit zwei Jahren Zeichen der Akzeptanz setzt

Veröffentlicht: 22. Dezember 2023 12:09 Uhr
Seit Jahren wurde sie gefordert, endlich ist sie da: Der Vatikan erlaubt die Segnung homosexueller Paare. Mit dem Hissen der Regenbogenfahne am Kirchturm vor zwei Jahren ist die LGBTQIA+-Gemeinschaft in Unken schon länger aktiv. Der queere Verein Heublume erzählt, wie wichtig diese Schritte sind.
Moni Gaudreau

Kürzlich ebnete der Papst den Weg zur Segnung homosexueller Paare. Für Sebastian Brandstätter, dem Pressesprecher der Heublumen LGBTQIA+ Initiative, war diese Erklärung zwar längst überfällig, aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Der Verein setzt sich für queere Sichtbarkeit am Land ein. „Wenn man bedenkt, dass die Segnung bislang ein absolutes No-Go war, können wir das jetzt als Erfolg feiern“, erzählt Brandstätter im SALZBURG24-Interview am Mittwoch.

Unken als bunter Vorreiter im Innergebirg

Vor zwei Jahren hisste Unken schon die Regenbogenfahne, und das ausgerechnet vom Kirchturm. Initiiert hat das Florian Niederseer. „Die Fahne musste an einen sichtbaren Ort. Also habe ich mit unserem damaligen Pfarrer Ernst Mühlbacher gesprochen und er hat zugestimmt, die Fahne vom Kirchturm hängen zu lassen.“, erzählt der lokale Aktivist. "Damit ist Unken offener als der Vatikan", seien damals die Worte des Pfarrers gewesen. „Wenn dich in einem kleinen Dorf wie Unken (Pinzgau) so eine Autorität unterstützt, bedeutet das viel. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen“, erinnert sich Niederseer an sein Erfolgsgefühl vor zwei Jahren.

Verein Heublume war geboren

Nach der Aktion mit der Regenbogenfahne und der Pride Parade in Unken rief Florian Niederseer den Verein Heublumen ins Leben. Die Mitglieder setzten sich mittlerweile in ganz Österreich für queere Sichtbarkeit am Land ein. Mit der HOSI (Homosexuellen-Initiative) hat die LGBTQIA+-Gemeinschaft vor allem in Städten einen starken Verein, an den sie sich wenden kann. Im ländlichen Raum bestehe aber noch Aufholbedarf, so Niederseer. Die Heublumen LGBTQIA+ Initiative soll dabei helfen.

Seit 2022 hat Unken mit Goran Dabić einen neuen Pfarrer. Ob mit ihm eine ähnliche Aktion wie damals im Juni 2021 möglich ist, traut sich Brandstätter noch nicht sagen. „Ein neuer Pfarrer muss sich ja in einer Gemeinde auch erst einfinden und vielleicht ein bisschen vorsichtig sein“, erklärt Brandstätter. Schließlich wollen sie keinen „Backlash“ (Anm. zu Deutsch Gegenreaktion) erzeugen.

„Queere Menschen sind auch gläubig“

Persönlich ist dem Heublumen-Mitglied die katholische Ehetrauung sehr wichtig. Brandstätter ist in einem sehr christlichen Haushalt aufgewachsen und kennt die Situation. „Queere Menschen sind auch gläubig“, hält er fest. Bislang schien das eher als kontrovers, wenn man die Einstellung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen bedenkt. Die ermöglichte Segnung sei aber ein guter Beweis, dass zwei Herzen problemlos in einer Brust schlagen können. „Die queere Gemeinschaft wird so der katholischen gegenüber offener und umgekehrt genauso“, so Brandstätter.

Segnung hat bittersüßen Beigeschmack

Sebastian Brandstätters persönlicher Wunsch an die katholische Kirche ist die „Nicht-Unterscheidung“. Denn einen bittersüßen Beigeschmack hat die Erklärung der Segnung. In der Erklärung redet der Vatikan von „der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren“. Das klingt für das Heublumen-Mitglied erst recht wieder nach einer Unterteilung der Menschen, wobei doch alle gleich sein sollten. Deshalb ist ihm auch der Begriff „Ehe für Alle“ so wichtig.

Dass die Erweiterung des Segens ausgerechnet kurz vor Weihnachten kommt, zeigt für Brandstätter aber den positiven Willen der katholischen Kirche. Gerade jetzt rücken schließlich alle näher. Für die queeren, katholischen Menschen sei das die Bestätigung vom Vatikan, auf die sie lange gehofft haben.

Queertalks in ganz Österreich

Die Heublume-Mitglieder werden jedenfalls weiterhin aufklären, um die Ehe für alle zu ermöglichen. Im nächsten Jahr plant Niederseer dazu wieder vier „Queertalks“ in ganz Österreich. Die Daten dazu werden noch bekannt gegeben.

(Quelle: salzburg24)

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