Der S-Link spaltet die Salzburgerinnen und Salzburger. Während Befürworter:innen sich Verkehrsberuhigung in und um die Landeshauptstadt sowie eine attraktive Anbindung aus dem Umland erwarten, üben andere Kritik. So auch die Initiative „Stopp U-Bahn“, die mittlerweile 2.000 Unterschriften für eine Bürgerbefragung in der Mozartstadt gesammelt hat. Die Kosten für das Projekt seien zu hoch, zu viele Informationen würden der Bevölkerung vorenthalten und der Aufwand für dieses Mammutprojekt würde den Nutzen übersteigen, so die Gegner:innen.
Am Mittwoch meldete sich Walter Hebsacker, der fast 30 Jahre lang Baudirektor der Stadt Salzburg war und nun die Initiative berät, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zu Wort. Er selbst sei während seiner Dienstzeit in die Arbeitsentwicklung zum Thema S-Link involviert gewesen und somit ein „Insider“.
S-Bahn als innerstädtisches Verkehrsmittel "ungeeignet"
Kritisch sieht der Ex-Baudirektor bereits die Herangehensweise an das "überdimensionierte" Vorhaben. Es fehle eine aktuelle Fahrgaststromanalyse bzw. seien zumindest keine Daten einer solchen öffentlich bekannt. Beim S-Link handle es sich nicht um eine U-Bahn, sondern es würden zwei Eisenbahntunnel gebaut, die quer durch die Stadt verlaufen sollen, merkt Hebsacker an. Der Querschnitt einer unterirdischen S-Bahn sei um 20 Prozent größer als von einer U-Bahn. Üblicherweise würde eine S-Bahn Menschen vom Umland oberirdisch an die jeweiligen Umsteigeknoten bringen und an den innerstädtischen Verkehr andocken. Eine S-Bahn als innerstädtisches Verkehrsmittel sei ungeeignet. „Die Leute wollen nicht jeden Kilometer aussteigen“, meint Hebsacker.
Einschränkungen während Bauphase befürchtet
Schon die Bauphase würden zu massiven Einschränkungen führen, etwa im Andräviertel. Der Verkehr müsse umgeleitet werden, Betriebe würden darunter leiden. Die angestrebte Deckelbauweise werde außerdem meist bei Arbeiten in geringer Tiefe angewandt und sei deshalb nicht an allen Abschnitten möglich.
Vorhaben technisch umsetzbar, aber teuer
In der Innenstadt würden zudem bis zu 700 Jahre alte Häuser unterfahren, schildert der Ex-Baudirektor. Diese müssten im Vorfeld durch eine Betonplatte abgesichert werden. Das sei zwar technisch möglich, jedoch sehr teuer. Außen vor gelassen werde der Hanuschplatz als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Weil die Tunnelbohrmaschine keine Kurven fahren könne, müsse die Salzach auf einer Länge von 170 Metern gequert werden. Das Gestein müsse verdichtet werden, „sonst rinnt die Salzach in den Tunnel“.

Offene Fragen gebe es zudem in der Alpenstraße. Zwei Spuren würden bei einer oberirdischen Lösung für den Verkehr wegfallen, das Abbiegen sei schwer möglich, der restliche Öffi-Verkehr müsse auf die Individualspur ausweichen, was erst recht zu Stau führen würde. Bei einer unterirdischen Lösung würden die Kosten „in keinem Verhältnis“ zum Nutzen stehen.
Lässt S-Link den Norden Salzburgs außen vor?
Hebsacker prangert ebenfalls an, dass der nördliche Teil Salzburgs bis ins angrenzende Oberösterreich beim S-Link außen vor gelassen werde. Man konzentriere sich auf den Süden, obwohl dort die Möglichkeiten bereits ausgeschöpft seien. So fahren etwa kleinere Busse bereits durch Rif und Rehhof, um die Leute zu den Bushaltestellen zu bringen. „Damit die Leute zur S-Bahn kommen, brauchen sie trotzdem diese Vorverkehrsmittel“, so der Experte. Zudem gibt es bereits eine S-Bahn, die über Hallein Richtung Golling fährt.
Kosten für Ex-Baudirektor nicht abschätzbar
Und letztlich sind die Kosten bzw. deren Errechnung und die Kommunikation an die Öffentlichkeit dem Ex-Baudirektor ein Dorn im Auge. Es stehe etwa nicht fest, wie hoch die Grundstücksablösen seien und wer dafür aufkommen wird. Und aufgrund der Valorisierung rechnet er schon vor Baubeginn mit einer Kostensteigerung von rund 20 Prozent.
Auch wenn es heißt, dass alle oberirdischen Varianten bereits geprüft worden seien: In den vergangenen Jahren habe sich in Sachen Fahrzeugtechnik viel getan. So könnten etwa elektrische Busse eingesetzt und bei Bedarf Richtung Süden verlängert werden. Es gebe bereits Gelenkbusse mit einer Reichweite von 400 Kilometern. Zum Vergleich: Ein Obus in der Stadt lege täglich rund 250 Kilometer zurück.
S-Link wehrt sich gegen Kritik
S-Link bezieht zu den Kritikpunkten gegenüber SALZBURG24 Stellung. Es würden selbstverständlich Daten der öffentlichen Verkehrsmittel den Planungen zu Grunde liegen. Viele Studien und Analysen würden zeigen, dass die "stark belastete Nord-Süd-Hauptverkehrsachse durch die Stadt ausgebaut werden muss, um eine Verbesserung der Gesamtsituation zu erreichen", erklärt Pressesprecher Robert Mosser. Außer Frage stehe dennoch, dass auch alle Zubringer in der Gesamtplanung "zukunftsfit" gemacht werden müssten. Für Messebahn und Stieglbahn gebe es bereits Erweiterungspläne, auch eine Einbindung der ÖBB-Strecken sei angedacht.
Nun zu den Kosten: Die Projektgesellschaft habe im Jänner 2023 eine Gesamtkostenermittlung für die Strecke vom Salzburger Bahnhof bis Hallein für drei Varianten vorgelegt:
- Die kürzeste Tunnelvariante komme auf Höhe der Akademiestraße an die Oberfläche. Sie sei 3,5 Kilometer lang, habe vier Stationen unter der Erde und koste 1,985 Mrd. Euro.
- Variante zwei verlaufe unterirdisch auf einer Länge von 4,5 Kilometern bis zur Friedensstraße, fünf Haltestellen inklusive. Das würde 2,171 Mrd. Euro kosten.
- Variante drei beinhalte sieben Kilometer Tunnel, neun Haltestellen unter der Erde und koste 2,838 Mrd. Euro. "Bei den Gesamtsummen handelt es sich um Kostenschätzungen. Für die Finanzierung gibt es einer Rahmenvereinbarung mit dem Bund über eine zumindest 50-prozentige Kostenbeteiligung." Es seien prozentuelle Zuschläge für bestimmte Unsicherheiten oder Reserven angesetzt worden.
Es seien außerdem alle oberirdischen, unterirdischen oder Alternativlösungen geprüft worden. Die Gesamtanalyse habe gezeigt, dass für die erforderliche Zahl von Bussen die Verkehrsflächen nicht ausreichen würden. Dies sei besonders zwischen Mirabellplatz und Staatsbrücke der Fall, "wo bereits heute in der Spitzenstunde 90 Busse fahren." Auch der Hanuschplatz sei "integraler Bestandteil" des Gesamtkonzepts. So sei eine Dreiecksvermaschung der zukünftigen Station Altstadt mit oberirdischem Busverkehr in beide Richtungen, dem Mirabellplatz und dem Hanuschplatz vorgesehen. Für die "letzte Meile" im Salzburger Umland seien "On-Demand-Systeme" denkbar, um etwaige Öffi-Haltestellen leichter zu erreichen.
Das letzte Wort in dieser Causa scheint also noch lange nicht gesprochen zu sein. Wie steht ihr zu diesem Projekt? Schreibt uns eure Meinung über den S-Link gerne in die Kommentare!
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(Quelle: salzburg24)