Der klare Sieg der FPÖ bei der Nationalratswahl am Sonntag wurde in manchen Kreisen der heimischen Kunst- und Kulturszene für Aufregung. Eine mögliche Koalition mit der FPÖ oder gar ein Bundeskanzler Herbert Kickl bedeute für Österreich und die Kulturszene "einen Wandel mit ungewissem Ausgang – für alle Bereiche unseres Landes", gab die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, gegenüber der APA an. Sie befürchte eine "Orbanisierung Österreichs" und damit eine illiberale Demokratie mit autokratischen Tendenzen.
Weniger dramatisch sieht man die Situation in Salzburg. "Es ist ganz einfach ein demokratisch zustande gekommenes Wahlergebnis. Das nimmt man so, wie es ist", erzählt Rockhouse-Geschäftsführer Wolfgang Descho im Interview mit SALZBURG24 am Dienstag. Bedenken habe es in der Kulturszene anfangs auch bei der schwarz-blauen Salzburger Landesregierung im vergangenen Jahr gegeben. "Mit Stefan Schnöll ist aber ein Kulturverantwortlicher auf uns zugekommen und ein ganz normales Weiterarbeiten war möglich", so Descho weiter.
Rockhouse-Geschäftsführer wünscht sich Kulturministerium
Von größerer Bedeutung sei, welchen Stellenwert die künftige Regierung der Kultur einräumt. "Österreich ist ein Kulturland. Das ist inhaltlich sehr wichtig, aber was viele nicht wissen, es ist ein unheimlicher Wirtschaftsfaktor – locker mit der Bauwirtschaft zu vergleichen." Descho wünscht sich, dass es wieder einen eigenen Kulturminister oder eine Kulturministerin gibt, wie das früher bereits der Fall war und dieses Ministerium mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet ist.
ARGEkultur befürchtet finanzielle Einschnitte
Anders hingegen sieht die Situation Sebastian Linz, künstlerischer Geschäftsführer der ARGEkultur in Salzburg. Angesichts des Wahlergebnisses gebe es Bedenken, aber noch keine faktischen Sorgen. Mit dem Bund habe man aktuell gute Beziehungen und mehrjährige Förderverträge, Linz befürchtet allerdings, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Lage zu Einsparungen kommt, was sich wiederum auf Unterstützung für Kultureinrichtungen auswirken kann. "Das betrachten wir mit größter Sorge, egal von welchen politischen Kräften das ausgeht. Wir müssen uns alle auf engere Zeiten einstellen."
Er sieht hier vor allem Fair-Pay der Kulturarbeiter:innen in Gefahr. Über diese Regelung wird sichergestellt, dass Angestellte im Kultur-Bereich, wo es keine Kollektivverträge oder Mindestlohn gibt, entsprechend bezahlt werden. "Wir setzen Fair-Pay zum größten Teil bei uns um, da bekommen wir auch Unterstützung vom Land. Wenn das wegfällt, ist das schon ein deutlicher Einschnitt."
Salzburger Kulturmanager pocht auf langfristige Strategien
Das Wahlergebnis nimmt der Kulturmanager und Mitglied des Salzburger Landeskulturbeirats, Johannes Schwaninger, zum Anlass daraufhin zu weisen, wie wichtig langfristig entwickelte kulturpolitische Strategien sind. Wichtig sei zudem, dass sie von Koalitionsverhandlungen und dem politischen Tagesgeschäft weitgehend entkoppelt sind. Schwaninger verweist hier auf den Kulturentwicklungsplan (KEP), der in Salzburg im Jahr 2018 in Kraft gesetzt wurde und bis ins Jahr 2028 gilt. "Mittlerweile sind wir in der dritten unterschiedlichen Regierungskoalition, und der KEP bildet nach wie vor die Kulturstrategie des Landes."
Einschnitte durch eine mögliche Regierung mit FPÖ-Beteiligung erwartet der Kulturmanager nicht. "Es wurde, wie befürchtet, eine Denkzettelwahl. Das ist aber kein Grund, unser Vertrauen in die Demokratie und ihre Säulen in Zweifel zu ziehen. Ganz im Gegenteil."
Land Salzburg erhöht Kulturbudget
Das Kulturbudget des Landes wurde im Jahr 2024 um 18 Prozent auf rund 33 Millionen Euro erhöht. Damit soll Kultureinrichtungen bei der Bewältigung der Inflation unter die Arme gegriffen werden. Der KEP habe sich als Richtschnur bewährt und soll laufend ergänzt werden, auch über das Jahr 2028 hinaus, heißt es im Kulturbericht 2023. Zumindest seitens des Landes Salzburg dürfte die Finanzierung damit für die nächsten Jahre gesichert sein.
(Quelle: salzburg24)