Bei der heutigen Landtagsdiskussion ging es eigentlich um die gesetzliche Verankerung der Landeshymne "Land uns'rer Väter". Die ÖVP und FPÖ sprachen sich kürzlich genau dafür aus, stattdessen wurde nun aber beschlossen, die Hymne historisch aufzuarbeiten. Grund dafür ist die nationalsozialistische Belastung.
Neufassung der Salzburger Hymne gefordert
Zuvor richtete sich die Interessensgruppe Autorinnen und Autoren mit einem offenen Brief an den Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Darin forderten sie eine „komplette Neufassung von Text und Musik der Hymne“. Denn der Textautor, Anton Pichler, war ein „kriegsverherrlichender Priester", heißt es im Brief. Und auch der Komponist, Ernst Sompeks, sei ein illegales NS-Parteimitglied gewesen. Er soll 1938 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund beigetreten sein und den Massenmord an Juden unterstützt haben, melden die Grünen in einer Aussendung heute, Mittwoch, und berufen sich dabei auf die Ergebnisse des Literaturwissenschafters Ludwig Laher.
In Sompeks Korrespondenz mit dem radikalen Nationalsozialisten Josef Reiter, hieß es von letzterem wörtlich: „Wenn ich ein Zauberer wäre, würde ich morgen früh an der Spitze von 200.000 Mann in Wien stehen: mittags wären dann schon alle Ringstraßenbäume mit aufgehenkten Juden und deren Regierungssöldlingen geschmückt und für den Pöbel würde die Prügelstrafe eingeführt.“
Liedtext nicht nationalistisch
Die „neuen“ Erkenntnisse sind laut dem Archivleiter der Salzburger Volkskultur, Wolfgang Dreier-Andres, mit Vorsicht zu genießen. Im S24-Interview hält er fest: „Pichler hat zwar im Ersten Weltkrieg kriegsverherrlichende Texte geschrieben, während der NS-Zeit hatte er aber Publikationsverbot. Er war also kein Nazi.“ Der Liedtext der Salzburger Landeshymne habe somit nichts Nationalsozialistisches an sich.
Die Aufregung um die Hymne ist für Dreier-Andres nicht ganz nachvollziehbar. Einerseits scheint sie nicht besonders relevant zu sein, wenn man ins Liederbuch-Archiv der Salzburger Volkskultur blickt. In den 1.200 Büchern kommt die Hymne neunmal vor. Zum Vergleich: Das Lied „Stille Nacht“ findet sich über 100 Mal wieder. Andererseits müsse man bei den vielen Forschungen aufpassen. „Vieles ist zwar aus der NS-Zeit bekannt, wird aber häufig vermischt.
Die weitere Aufarbeitung ist dennoch begrüßenswert. Immerhin wurde das Lied vor fast 100 Jahren vom Salzburger Landtag zur offiziellen Hymne erklärt.
Heilig Hofbauer: „Kein schlampiger Umgang mit NS-Vergangenheit“
Landtagsabgeordneter Simon Heilig-Hofbauer (Grüne) meint jedenfalls: „Salzburg darf sich keinen schlampigen Umgang mit seiner NS-Vergangenheit leisten. Die erdrückende Faktenlage zur NS-Belastung von Hymne und Komponisten habe die Regierungsparteien zum Einlenken gebracht.“ Die Fakten seien in den offiziellen Publikationen des Landes nicht auffindbar, eine „gründliche Aufarbeitung“ ist für Heilig-Hofbauer demnach endgültig unabdingbar.
Wann die historische Aufarbeitung beginnt, kann Christian Pucher, Pressesprecher des Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP), am Mittwoch auf SALZBURG24-Anfrage noch nicht sagen. In den kommenden Tagen trete man mit dem Landesarchiv in Verbindung und warte auf die Mitteilung der Wissenschafter:innen und Expert:innen, wann und wie viele Kapazitäten verfügbar sind.
(Quelle: salzburg24)