Die Causa Antheringer Au ist um ein weiteres Kapitel reicher. Das Areal nördlich der Stadt Salzburg wurde bekanntlich im Jahr 2022 von der schwarz-grünen Landesregierung um 37,3 Millionen Euro von Grundeigentümer Maximilian Mayr-Melnhof gekauft, was zu umfassender Kritik seitens der Opposition führte. Der Landesrechnungshof hat den Ankauf außerdem zerpflückt, denn die in Aussicht gestellte Wiederherstellung der Salzachauen würde die Höhe des Kaufpreises nicht rechtfertigen.
Müll lagert in Antheringer Au
Im Herbst 2024 äußerte die SPÖ erstmals den Verdacht, dass Müll-Altlasten in der Antheringer Au vergraben sein könnten. Vor mehreren Jahrzehnten wurde im Süden der Antheringer Au auf einer Fläche von 1,5 Hektar Deponiemüll zwischengelagert, der später in Siggerwiesen entsorgt wurde. Allerdings sind Reste in der Au verblieben, bestätigte unlängst ein Gutachten. Es handele sich dabei um Restmüll aus den 1970er- und 80er- Jahren. Landesrat Sepp Schwaiger (ÖVP) bestätigte das grundsätzlich, nennt die Müllmengen aber "unproblematisch". Ein halber Meter Erdreich müsste deshalb abgetragen werden, vermutet Karin Dollinger (SPÖ) im SALZBURG24-Gespräch. Die Entsorgungs- bzw. Sanierungskosten schätzt sie auf rund 3 Millionen Euro. Ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Sichtweise ist übrigens der frühere Grundeigentümer Maximilian Mayr-Melnhof: Der Müll sei vielmehr durch Hochwasser-Ereignisse in die Antheringer Au geschwemmt und dort abgelagert worden.
Außerdem wurde davor jahrelang nachweislich Schotter in der Antheringer Au abgebaut. Die dadurch entstandenen Gruben sind unter anderem mit Bauschutt aufgefüllt worden. Die Wassergenossenschaft habe schon vor Jahrzehnten Spraydosen, Silikondichtungsmaterial und Kunststoffsäcke entdeckt. Die Altlasten sollten nun entfernt und der Boden anschließend analysiert werden, empfiehlt ein vom Land Salzburg in Auftrag gegebenes Gutachten. "Quecksilber-Reste wurden auch gefunden", ergänzt Dollinger. "Das ist eine tickende Zeitbombe, wenn die Giftstoffe in die Salzach fließen." Eine Renaturierung sei daher nicht einfach so möglich. „Es handelt sich um ein Drittel der gesamten Fläche“, ist Dollinger überzeugt. Fahrlässig findet die Landtagsabgeordnete die Tatsache, dass die Gutachter, die von der Landesregierung vor dem Ankauf der Antheringer Au beauftragt wurden, keine Informationen über das Vorkommen von Altlasten hatten.
SPÖ fordert Akteneinsicht von Landesregierung
In der Causa Müll in der Antheringer Au forderte die SPÖ zuletzt die Akteneinsicht von Landeshauptmann-Stv. Marlene Svazek (FPÖ), die jedoch auf die Zuständigkeit des Bundes verwies. Die Sozialdemokraten verlangen daher von Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf (ÖVP), sich dafür einzusetzen, dass die Opposition die Akteneinsicht erhält. Dollinger bezieht sich dafür auf das Geschäftsordnungsgesetz: "Zu allen Themen, die im Landtag behandelt wurden, kann Akteneinsicht beantragt werden." Ein Prüfbericht des Landesrechnungshofs zum Kauf der Au wird heute im Landtag diskutiert. Der Tagesordnungspunkt wird im Laufe des Nachmittags im Chiemseehof behandelt.
Die SPÖ hat unterdessen einen weiteren Prüfbericht beim Landesrechnungshof in Auftrag gegeben, "denn der Müll wurde bislang nicht thematisiert", so Dollinger. Mit den Ergebnissen sei aber erst in frühestens anderthalb Jahren zu rechnen.
Land kauft Auengebiet von Mayr-Melnhof
Das Land hatte im Oktober 2022 unter Federführung der ÖVP die 520 Hektar große Fläche um 37,3 Mio. Euro vom Unternehmer und Landesjägermeister Mayr-Melnhof gekauft – Nebenkosten inklusive. Der Verkäufer selbst erhielt 35,6 Mio. Euro. Die Absicht dahinter: Das Gebiet soll bis spätestens 2029 renaturiert und gemeinsam mit der Weitwörther Au zum "Naturpark Salzachauen" werden. Damit käme man nicht nur der Verpflichtung der EU nach, auch im Land Salzburg Natura-2000-Gebiete auszuweisen. Eine renaturierte Au ist auch gegen die Sohleintiefung der Salzach und als Retentionsraum im Hochwasserfall von entscheidender Bedeutung. Außerdem sind über 500 Hektar Naturwald vorgesehen. Der im Sommer scheidende Landeshauptmann Wilfried Haslauer und die 2022 zuständige Naturschutz- und heutige Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (beide ÖVP) hatten den Ankauf bis zuletzt vehement verteidigt.
(Quelle: salzburg24)