"Das ist ein Plagiat. Daran gibt es nichts zu rütteln", sagte Weber, der bereits mehrfach bei Gerichtsverfahren um Doktorarbeiten als Sachverständiger auftrat, am Mittwoch in Wien. Die Fakten seien erdrückend, sagte der Experte nach Durchsicht der Doktorarbeit.
Beweise eindeutig
Es gebe "ein eindeutiges Muster der suggerierten eigenständigen Auseinandersetzung mit Literaturquellen, Studien und Forschungsergebnissen - wobei aber durchweg andere, nicht genannte Literatur dieser Auseinandersetzung zugrunde lag", schreibt Weber in einem Blog-Eintrag. Alle vorgebrachten Vorwürfe seien belegbar. Nun sei die wissenschaftliche Prüfung der zuständigen Ruhr-Universität Bochum am Zug: "Wenn die Wahrheit gewinnt, wird das mit dem Entzug des Doktortitels und dem Rücktritt enden", sagte Weber.
Die Unterstützung anderer Wissenschaftler für Lammert sei für Weber vorschnell gewesen. Nur auf den ersten Blick sei kein Plagiat erkennbar. Wenn man sich aber "Wort für Wort" mit dem Text beschäftigt, sei klar ersichtlich, dass die "Bagatellgrenze" deutlich überschritten wurde.
Plagiatsjäger Weber gefürchtet
Der als Plagiatsjäger bekanntgewordene Salzburger Medientheoretiker Weber hatte sich bei mehreren ähnlichen Vorwürfen in Österreich bereits in den vergangenen Jahren geäußert. So hatte er 2011 die Stellungnahme der Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI) infrage gestellt, wonach die Dissertation von EU-Kommissar Johannes Hahn (V) kein Plagiat sei. Er nannte diese Behauptung "wissenschaftlich skandalös".
Doktorarbeit wird überprüft
Im Fall Lammert hat die Ruhr-Universität Bochum eine Überprüfung eingeleitet. Lammert habe die Hochschule vor zwei Tagen über die Vorwürfe informiert und um eine entsprechende Prüfung gebeten. In Deutschland warnten unterdessen Politiker von Regierungsfraktionen und Opposition vor einer Vorverurteilung des Parlamentspräsidenten.
(Quelle: salzburg24)