Der Vollmond fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten. Kaum ein Himmelsphänomen ist so stark von Mythen und Legenden umgeben wie der bevorstehende Supermond in der Nacht auf Donnerstag. Das Wetter spielt mit, der Himmel über Salzburg dürfte sternenklar bleiben. Jedoch ranken sich viele Geschichten um unseren Erdtrabanten. Doch was davon ist wirklich wahr?
Eines ist unstrittig: Der Mond beeinflusst die Erde auf physikalischer Ebene, etwa durch die Gezeitenkräfte, die in den Meeren Ebbe und Flut verursachen. Mit seiner Helligkeit hat das jedoch nichts zu tun: "Ob der Mond voll oder neu ist, ändert nichts an seiner Anziehungskraft", betont der Salzburger Astronom Helmut Windhager von der VEGA-Sternwarte in Nußdorf am Haunsberg (Flachgau) am Mittwoch im SALZBURG24-Gespräch. Was stimmt, ist die Wirkung des Mondlichts auf den Menschen: "Ein Vollmond kann sehr hell sein, darauf reagieren Menschen, aber auch Tiere und Pflanzen. Abseits des Lichts gibt es aber keine weiteren Gründe, die Gravitation etwa ist immer dieselbe."
Supermond-Mythen im Faktencheck
Verursacht der Vollmond Schlafstörungen?
Viele Menschen glauben, dass sie bei Vollmond nicht schlafen können. Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat mit diesem Mythos aufgeräumt. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen konnten die Forschenden am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München keinen Zusammenhang zwischen Schlaf und Mondphasen finden. Dafür analysierten die Wissenschafter:innen Datensätze über den Schlaf von insgesamt 1.265 Teilnehmenden aus 2.097 Nächten.
Aber: Andere Studien mit weniger Teilnehmer:innen hatten einen Einfluss des Mondes gesehen. So zum Beispiel Forschende der Uni Basel. Sie stellten 2013 fest, dass die Tiefschlafphasen bei Vollmond um 30 Prozent verkürzt waren. Kritiker:innen bemängeln allerdings, dass dies auch an der fremden Umgebung des Schlaflabors gelegen haben könnte.
Überdurchschnittlich viele Geburten bei Vollmond
Hat der Mond einen Einfluss auf die Geburtenrate? Dieser Frage sind in der Vergangenheit eine Reihe von Untersuchungen – auch aus dem parawissenschaftlichen Bereich – nachgegangen. Unter anderem wurde das auch in Österreich untersucht und 2,76 Millionen Geburten in einem Zeitraum von 1970 bis 1999 – das sind 371 Mondzyklen – gemessen. Das Ergebnis: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Mondphase und Geburtenhäufigkeit. Zu diesem Schluss kam auch Windhager: "Wir haben das einmal gemeinsam mit Salzburger Krankenhäusern überprüft – natürlich anonymisiert. Es gab keinerlei Häufung von Geburten bei Vollmond."
Aggressionen, Angstzustände und Depressionen
Die weitläufige These, dass bei Vollmond Gewalttaten ansteigen und psychisch labile Menschen während dieser Mondphase auffallend häufig zu Aggressionen neigen, ist in mehreren Studien widerlegt worden. Viele glauben zudem, dass die Mondphasen Einfluss auf die Stimmung der Menschen haben bzw. dass Vollmond Angstzustände oder auch Depressionen auslösen können. Diese Annahme konnte die Psychiatrieforschung klar widerlegen. Angstzustände und Depressionen werden nicht vom Mond beeinflusst.
Mehr Arbeitsunfälle
Den Mythos, dass sich zu Vollmond Unfälle häufen, haben zwei Physiker im Jahr 2007 untersucht. Nach der Auswertung von rund 500.000 Arbeitsunfällen steht fest: Alles Humbug. Die Forscher untersuchten auch andere mögliche Einflüsse des Mondes. "Wenn die Schwerkraft für die vermuteten Einflüsse verantwortlich ist, so wäre der Effekt im erdnächsten Punkt der Umlaufbahn am größten", erklärte ein an der Studie beteiligter Physiker. Doch die statistische Auswertung erbrachte auch hier keine Unterschiede bezüglich des Unfallgeschehens.
Mehr Autounfälle
Bei einer großangelegten Untersuchung rund um Autounfälle wurde kein Zusammenhang mit dem Mondzyklus festgestellt. Deutlich wurde aber eine jahreszeitliche und kalendarische Häufung.
Mond und Wetter
Sehr hartnäckig hält sich die Annahme, dass sich mit dem Mondwechsel zwischen Neumond und Vollmond auch das Wetter ändert. Einen Zusammenhang zwischen Mond und Wetter konnte die Wissenschaft aber nicht finden. Für den Wetterwechsel sind Hoch- und Tiefdruckgebiete verantwortlich. Wetterphänomene, die über die Gezeiten indirekt mit dem Mond zusammenhängen – wie etwa, wenn starke Gezeitenströme zu Wind werden – gibt es.
Operationen
Viele Patient:innen wollen nur bei einer bestimmten Mondphase operiert werden. Sie glauben, das Risiko für Komplikationen sei dann geringer. Wie immer wieder in Mondbüchern zu lesen ist, soll dabei der Vollmondtag die negativsten Auswirkungen haben. Stimmt nicht, sagt die Grazer Uni-Klinik. Auch eine Studie an 782 Patient:innen in Bayern bestätigt: Der Mond ist für den Operationserfolg irrelevant.
Aussaaten und Mondholz
Vor allem Hobbygärnter:innen vertrauen auf Mond- oder Aussaatkalender. Es gibt Belege dafür, dass gewisse Aussaaten vor dem Vollmond im Allgemeinen zu höheren Erträgen und besserer Pflanzenqualität führten. Anders ist es beim sogenannten Mondholz: Diese Überzeugung hat ihre Wurzeln in alten Traditionen, bei denen die Zeit der Ernte anhand des Mondzyklus bestimmt wurde, um die Qualität des Holzes zu verbessern. Ein Zusammenhang zwischen den Eigenschaften des Holzes und dem Zeitpunkt des Fällens im Mondkalender wurde mit objektiven wissenschaftlichen Untersuchungen jedoch bereits wiederholt widerlegt.
Unterschiedliche Namen für den Vollmond
Besonders in den dunklen Wintermonaten schafft das Licht des Vollmonds eine besondere Atmosphäre über Salzburg. Manche Vollmonde tragen traditionelle Namen, wie jetzt im November etwa Biber- oder Nebelmond, abhängig von historischen oder klimatischen Beobachtungen. Darüber hinaus gibt noch weitere Namen für jeden Vollmond. Ein Überblick:
Jänner: Hartmond, Wolfsmond, Eismond
Februar: Hornung, Schneemond
März: Zuckermond, Lenzmond, Wurmmond, Sirupmond
April: Ostermond, Grasmond, Rosa Mond, Pink Moon
Mai: Blumenmond, Wonnemond, Milchmond
Juni: Erdbeermond, Honigmond, Rosenmond, Brachmond
Juli: Heumond, Donnermond, Bockmond, Sonnenmond
August: Erntemond, Fruchtmond, Roter Mond
September: Herbstmond, Engelmond, Maismond, Jagdmond
Oktober: Weinmond, Blutmond, Reisemond, Sterbender Mond, Jägermond
November: Nebelmond, Bibermond, Frostmond, Trauermond
Dezember: Kalter Mond, Julmond, Heilmond
(Quelle: salzburg24)





