18 Personen sind heuer in Österreich bereits ertrunken, mehr als 600.000 Menschen ab fünf Jahren können nicht schwimmen. Sportministerium und Schwimmverband (OSV) wollen nun gegensteuern: Rund 10.000 zusätzliche Schwimmeinheiten in Bildungseinrichtungen soll es kommenden Schuljahr geben, kündigt Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ), gebürtige Salzburgerin, am Dienstag an. In Salzburg dürfte das eine Herausforderung werden, meint Daniela Kaltenegger von der Wasserrettung am Dienstag im Gespräch mit SALZBURG24. Denn: Schwimmflächen sind im ganzen Bundesland Mangelware.
Schwimmkurs-Nachfrage in Salzburg übersteigt Angebot
Um die Schwimmbad-Infrastruktur in Salzburg ist es schlecht bestellt. Das Paracelsusbad in der Landeshauptstadt – mal offen, dann wieder nicht – sei für Vereine kaum nutzbar, schildert Kaltenegger. Das Hallenbad in Golling (Tennengau) ist seit Juni ebenfalls dicht und sperre frühestens im September wieder auf. Damit bleibe im Ballungsraum Salzburg nur noch das AYA-Bad, ebenfalls in der Landeshauptstadt, mit seinen zwei Indoor-Becken.
Man hat eine Übergangslösung gefunden: Es wird ausgewichen – bei Schönwetter auf Freibäder und an Seen, bei Schlechtwetter auf Hotelpools und teilweise auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus bis nach Berchtesgaden oder Burghausen in Bayern, wie Kaltenegger erzählt. Zusätzliche Schwimmeinheiten seien angesichts dieser Lage ein ambitioniertes Vorhaben, meint sie. „Ich frage mich, auf welchen Flächen man das machen will.“ Sie sei sich auch nicht sicher, ob die Zahl der Schwimmtrainer:innen ausreichen würde. Es gebe schon jetzt zu wenige Plätze für die hohe Nachfrage. „Wir stoßen eigentlich an alle Kapazitätsgrenzen.“
Österreichweit können laut Staatssekretärin Schmidt rund zehn Prozent der Kinder zwischen fünf und 19 Jahren nicht schwimmen. Die Zahlen hätten sich aufgrund entfallener Schwimmstunden während der Corona-Pandemie verschlechtert. Kaltenegger sieht noch eine weitere Ursache für die wachsende Zahl an Nichtschwimmern: Der Eintritt in Bäder werde immer mehr zur Kostenfrage. „Auch Schwimmen wird zum Luxus“, stellt sie fest.
Mindestmaß an Schwimmfähigkeit: 15 Minuten „über Wasser halten“
Dennoch: Erklärtes Ziel ist es, dass jedes Kind in Österreich schwimmen lernt, wie Schmidt am Dienstag betont. Das findet auch Wasserretterin Kaltenegger sinnvoll: „Es wäre wichtig, dass man sich zumindest 15 Minuten über Wasser halten und fortbewegen kann“, definiert sie gegenüber S24 einen Mindeststandard. Außerdem sei wichtig, die eigenen Fähigkeiten gut einschätzen zu können – damit es nicht zu Unfällen kommt.
In den kommenden Monaten und Jahren wolle man „Schritt für Schritt“ Maßnahmen umgesetzt, so Schmidt. Von den österreichweit 10.000 zusätzlichen Schwimmeinheiten würden mehr als 1.000 Kindergärten und Volksschulen profitieren. Die Ausbildung der Schwimmlehrerinnen und -lehrer werde verbessert, unter anderem mit einem praxisorientierten Handbuch. Auch der freie Seezugang soll gestärkt und verankert werden, kündigte sie an.
Baustart für Hallenbad in Seekirchen im Sommer 2026
Die problematische Situation mit den Hallenbädern – nicht nur in Salzburg, sondern in ganz Österreich sind Indoor-Badeflächen knapp – hebt auch sie hervor. „Wir wissen, dass sich kein Hallenbad budgetär rechnet.“ Hier könnten sich mehrere Gemeinden zusammentun und vom Land unterstützt werden, wie Beispiele zeigen.
Im Bundesland Salzburg ist derzeit in Seekirchen ein neues Hallenbad in Planung. Über ein eigenes Schwimmbad im Flachgau war seit 2003 diskutiert worden. 2019 einigten sich die umliegenden Gemeinden schließlich auf die Bezirkshauptstadt als Standort. Der Baustart dürfte im Sommer 2026 erfolgen. Drei Schwimmbecken mit einer Gesamtwasserfläche von rund 670 Quadratmetern sollen entstehen – angesichts Kalteneggers Schilderungen wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
(Quelle: salzburg24)