Plötzlich fallen die Augen zu

Sekundenschlaf unter häufigsten Unfallursachen in Salzburg

Veröffentlicht: 28. Februar 2025 10:47 Uhr
Nur noch schnell mit dem Auto nach Hause fahren und dann ab ins Bett – das kann im schlimmsten Fall in einem Crash enden. Jährlich kommt es in Salzburg zu rund 2.800 Verkehrsunfällen mit Verletzten, bei 26 davon wurde Übermüdung als Auslöser festgestellt. Sekundenschlaf zählt somit zu den Top-10-Ursachen bei Verkehrsunfällen.

Welche:r Autofahrer:in kennt die Situation nicht, wenn der Kopf schwer wird, das Gähnen einen nicht mehr loslässt und man vom Schlaf übermannt wird.

Übermüdung zählt zu den zehn häufigsten Unfallursachen in Österreich. Laut Statistik Austria kam es im Jahr 2023 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) zu 444 Unfällen mit Verletzten, bei denen Übermüdung die Unfallursache war. 14 davon endeten gar tödlich. Von diesen 444 österreichweiten Unfällen waren es in Salzburg 26.

Häufigste Unfallursachen in Österreich:

  1. Unachtsamkeit/Ablenkung
  2. Vorrangverletzung
  3. Nicht angepasste Geschwindigkeit
  4. Mangelnder Sicherheitsabstand
  5. Alkohol, Drogen oder Medikamente
  6. Missachtung von Geboten und Verboten
  7. Fehlverhalten von Fußgänger:innen
  8. Überholen
  9. Gesundheitliche Beeinträchtigung
  10. Übermüdung

Übermüdete Autolenker meist männlich und zwischen 20 und 29 Jahre alt

Übermüdete Unfalllenker sind zu drei Viertel männlich, wie der ÖAMTC aufzeigt. Große Unterschiede gibt es auch in den Altersgruppen. So sind es mit großem Abstand die jungen Lenker:innen, die als Hauptunfallverursacher bei Unfällen mit Personenschaden durch Übermüdung angeführt werden. "Eine Erklärung könnte unser chronobiologischer Rhythmus sein, der ein absolutes Leistungstief etwa zwischen 2 Uhr und 4 Uhr zeigt – also jene Zeitspanne, die oftmals in Heimwegfahrten von jungen Nachtschwärmen fällt", erklärt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Ein Blick in die Unfallstatistik der letzten fünf Jahre zeigt, dass junge Pkw-Lenker:innen im Alter von 20 bis 29 Jahren in diesem Zeitraum durchgehend am häufigsten Unfälle durch Übermüdung verursachten. Es waren mit 96 Unfällen im Schnitt doppelt so viele wie in anderen Altersklassen.

Auswirkungen von Müdigkeit mit Alkoholkonsum vergleichbar

Konzentrationsstörungen, häufiges Augenzwinkern, längere Reaktionszeiten, Gedächtnisprobleme oder vermehrte Reizbarkeit sind Anzeichen, die keinesfalls ignoriert werden dürfen. Die Konsequenzen von Müdigkeit werden vielfach unterschätzt, können aber gravierende Auswirkungen haben.

Der Begriff "Schlaftrunkenheit" kommt dabei nicht von ungefähr: Ab zwölf Stunden andauernder Wachheit sind bereits deutliche Leistungseinbußen feststellbar, nach mehr als 17 Stunden ist das Lenken eines Kraftfahrzeuges vergleichbar mit 0,5 Promille Alkohol im Blut. Nach 24 Stunden ohne Schlaf ist die Leistung vergleichbar mit einer Alkoholisierung von 0,8 Promille – zu diesen Ergebnissen kam eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zum Thema Ermüdung.

So gefährlich ist Sekundenschlaf

In der Fahrpraxis zeigen sich Müdigkeitserscheinungen hinter dem Steuer etwa durch Schwierigkeiten beim Spurhalten oder dem häufigen Überqueren von Seitenlinien. Vermehrt notwendige, abrupte Lenkanpassungen stellen eine massive Gefährdung auch für die anderen Verkehrsteilnehmer dar. Wer die Warnsignale nicht ernst nimmt, steuert auf einen gefährlichen "Sekundenschlaf" zu.

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"Lenker:innen, die bereits erste Anzeichen von Müdigkeit ignorieren, um ein geplantes Ziel ohne Zeitverlust erreichen zu können oder sich allfällige Übernachtungskosten zu sparen, begeben sich und andere Verkehrsteilnehmer:innen in Gefahr. Das Risiko von Sekundenschlaf wird dabei unterschätzt – im schlimmsten Fall kommt man dann nicht zu spät, sondern gar nicht an", warnt Seidenberger vom ÖAMTC eindringlich. Es sei daher wichtig, bereits auf die ersten Anzeichen einer Ermüdung zu reagieren und nicht "durchhalten" zu wollen. Bereits bei den ersten Warnsignalen des Körpers sollte sofort eine sichere Stelle gesucht und ein 20- bis 30-minütiger "Powernap" eingelegt werden. Ein offenes Fenster oder starker Kaffee allein würden nur scheinbar helfen, heißt es von Seiten des ÖAMTC weiter. Auch die Beifahrenden seien gefragt. Wem auffalle, dass der Lenker bzw. die Lenkerin übermüdet sei, solle diesen darauf hinweisen und zur Pause drängen. Auf keinen Fall reiche es aus, sich auf die Fahrassistenzsysteme wie Müdigkeitswarner oder Spurassistent zu verlassen.

Rechtliche Folgen bei Übermüdung am Steuer

Auch rechtlich kann der Sekundenschlaf folgen haben, wie ÖAMTC-Verkehrsjuristin Christina Holzer-Weiß aufklärt. Man darf sich nur hinter das Lenkrad eines Fahrzeuges setzen, wenn man auch körperlich dazu in der Lage ist. Wenn man übermüdet ist, ist das nicht der Fall. Wird dagegen verstoßen, kann es bei einer Verkehrskontrolle oder einem Unfall zu einer Verwaltungsstrafe bis zu 726 Euro kommen. War bei einem Unfall mit Personenschaden Sekundenschlaf die Unfallursache, kann dies strafrechtlich als Verschulden relevant werden. Aber auch bei einem reinen Sachschaden, bei dem „nur“ das eigene Auto beschädigt wird, ist Leistungsfreiheit einer allfälligen Kaskoversicherung möglich.

Zehn Tipps gegen Sekundenschlaf am Steuer

Vor Sekundenschlaf ist niemand gefeit. Wir haben für euch daher die zehn wichtigsten Tipps gegen Sekundenschlaf KFV und ÖAMTC zusammengestellt.

  1. Sensibilisieren und Selbstbeobachtung: "Wie wach bin ich wirklich? Wenn die Gedanken abdriften, Tagträume auftreten und man sich nicht an die Strecke erinnern kann, die man kurz zuvor zurückgelegt hat: Das sind Alarmzeichen.
  2. Weitere Vorboten des Sekundenschlafs sind: Unruhiges Sitzen, häufiges Herumdrehen des Oberkörpers, rastlose Hände und Kopfbewegungen, gefolgt von einer längeren Starre.
  3. Wenn man sich stimmungsmäßig nicht mehr gut fühlt, Antrieb und gute Laune fehlen, man schlapp und müde ist: Das sind Alarmzeichen.
  4. Sich aktiv beschäftigen (durch Reden mit dem Beifahrer, Singen oder Radiohören) verhindert, dass man vor Müdigkeit erstarrt. Aber, Achtung: Das funktioniert nicht unbegrenzt lange, sondern kann nur eine Überbrückung für eine kürzere Wegstrecke sein.
  5. Ausreichend Schlaf vor einer längeren Fahrt. Vor allem bei Nachtfahrten gilt: Eine Nachtfahrt nur ausgeruht starten. Das heißt für ausreichenden Schlaf sorgen und nicht bereits zu lange wach sein. Mehr als 17 Stunden Wachzeit vor Fahrtbeginn ist ein zusätzliches Risiko: Für eine lange Reisefahrt empfiehlt sich ein "Vorschlafen". Beispielsweise eine Woche lang eine halbe Stunde früher schlafen legen, sodass man vor der geplanten Nachtfahrt möglichst viel Schlaf erhält.
  6. Personen, die wenig schlafen/schlecht einschlafen sind besonders gefährdet: Schlafstörungen abklären & auf Schlafgewohnheiten achten.
  7. Planung und Einhaltung von mehreren Pausen bei längeren Fahrtstrecken, in den Pausen Bewegung machen.
  8. Fahrerwechsel bei längeren Fahrten.
  9. Leichtes Essen und ausreichend Flüssigkeit (Wasser) zu sich nehmen.
  10. Eine vorausschauende und defensive Fahrweise.

(Quelle: salzburg24)

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