Sobald die Natur im Frühling wieder erwacht, heißt es für Hobbygärtner in ganz Österreich: Ärmel hochkrempeln und raus in den Garten. Hecken schneiden, Äste stutzen, Rasenmähen – auch bei diesen vermeintlich gefahrlosen Tätigkeiten ist Vorsicht geboten. Denn durchschnittlich verletzten sich rund 2.000 Personen im Bundesland Salzburg, österreichweit sogar rund 23.000 Personen, bei der Gartenarbeit so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Männer sind mit 65 Prozent häufiger betroffen als Frauen, 49 Prozent der verletzten Hobbygärtner sind über 60 Jahre alt. "Viele unterschätzen die Anforderungen scheinbar ungefährlicher Gartenarbeiten, denn fast die Hälfte der Unfälle (45 Prozent) ist auf Unachtsamkeit und jeder achte Unfall auf Überforderung, mangelnde Übung oder Selbstüberschätzung zurückzuführen", weiß Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Forschung und Wissenschaft im KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).
Einfache präventive Schutzmaßnahmen
Jeder zehnte Gartenunfall passiert durch Stress bzw. Eile, deshalb kommt der gründlichen Vorbereitung eine besondere Bedeutung zu. Mit kleinen aber wirksamen Maßnahmen kann das Unfallrisiko schon im Vorfeld verringert werden. Das fängt bereits mit der richtigen Kleidung an: Für die Gartenarbeit gehören lange, anliegende Hosen, Handschuhe und festes Schuhwerk mit griffigem Profil sowie eine Schutzbrille beim Flug von Funken oder Holzspan zur Grundausstattung. "Bei großer Hitze macht sich so mancher Hobbygärtner barfuß oder mit offenen Schuhen und Badehose ans Werk und vergisst dabei die Verletzungsgefahr", warnt Robatsch. "Ein bisschen Schwitzen steht jedoch in keinem Verhältnis zu den schmerzhaften Blessuren, die durch angemessene Kleidung verhindert werden können."
Häufigste Unfallursache sind Leiterstürze
Anders als in der Werkstatt fehlt bei der Arbeit im Freien oft der sichere Halt bzw. Stand. Insbesondere der Sturz aus großer Höhe, etwa von Leitern oder Bäumen, ist mit einer Inzidenz von 15 Prozent die häufigste Unfallursache. Er führt auch meist zu der häufigsten Verletzungsart bei Gartenarbeiten, dem Knochenbruch mit 40 Prozent.
Um derartige Unfälle zu vermeiden, sind zweierlei Maßnahmen entscheidend: Ausreichende Vorbereitung und eine sicherheitsgeprüfte Leiter. Besonders bei älteren Modellen sind Stürze durch seitliches Umkippen, Abrutschen oder Durchbrechen morscher Holzsprossen häufige Verletzungsursachen. "Leitern, die der ÖNORM entsprechen, sind nach erfolgter Registrierung durch das Österreichische Normungsinstitut mit dem Kennwort ‚ÖNORM EN 131 geprüft‘ gekennzeichnet. Sie entsprechen europäischen Sicherheitsstandards", erklärt Robatsch. Kunststoff- oder Metall-Leitern sollten mit rutschhemmenden Sprossen versehen sein und Holzleitern nicht deckend lackiert sein, um Holzschäden gleich erkennen zu können. Worauf beim Leiterkauf ebenfalls geachtet werden sollte, sind Gummifüße zur Absicherung gegen Abrutschen auf glatten Böden, sowie mindestens sieben Zentimeter lange Stahlspitzen für Arbeiten auf Gras oder erdigem Grund. Anstellleitern sind gegen das seitliche Wegrutschen zu sichern. Auf akrobatische Verrenkungen sollte verzichtet werden – lieber Absteigen und die Leiter umstellen. Dann steht auch der Gartenarbeit in luftigen Höhen nichts mehr im Wege.
Damit der Rasenmäher auch wirklich nur Gras mäht
Bei 14 Prozent der Gartenunfälle sind motorisierte bzw. elektrisch angetriebene Geräte wie Rasenmäher, Motorsäge, Hecken- und Baumscheren oder Holzspalter involviert. Die Schwere der Verletzungen ist hier besonders groß. "Die sehr schmerzhaften Verletzungen betreffen überwiegend die oberen und unteren Extremitäten mit kumuliert 89 Prozent. Sie können zu offenen Wunden (28 Prozent), Sehnen- und Muskelverletzungen (14 Prozent) oder im schlimmsten Fall zu Amputationen (vier Prozent) führen und können durch einfache Sicherheitsvorkehrungen verhindert werden", so Robatsch.
Die wichtigsten Tipps: Bevor beispielsweise der Grasfangkorb geleert oder die scharfen Messer gereinigt werden, muss das Gerät ausgeschalten sein. Wartungsarbeiten sollen ebenfalls nie bei laufendem Motor durchgeführt werden. Am besten ist es, Reparaturen und die regelmäßige Überprüfung einem Fachmann zu überlassen. In Schräglagen muss der Rasenmäher immer parallel zum Hang geführt werden und nicht hinauf oder hinunter. Sonst kann es passieren, dass man beim Mähen ausrutscht und über die eigenen Zehen fährt statt über den Rasen. Für nahezu alle Gartenarbeit mit schneidenden oder motorisierten Geräten gilt: Kinder nur unter Aufsicht und nicht in unmittelbarer Nähe der Gartengeräte spielen lassen!
(Quelle: salzburg24)