Vor exakt 80 Jahren wurde das offizielle Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa verkündigt. Damit endete auch das nationalsozialistische Regime in Österreich. Im Gedenken daran wurde am heutigen Donnerstag eine neue Ausstellung im Salzburger Stadtarchiv eröffnet. Sie soll zeigen, wie „arm, karg und voller Herausforderungen das Leben unmittelbar nach Kriegsende war“, erklärt Stadträtin Andrea Brandner (SPÖ) bei einem Pressetermin.
Not in Salzburger Landeshauptstadt 1945 groß
Die Stadt Salzburg war bereits vier Tage vor Kriegsende am 4. Mai an die Alliierten kampflos übergeben worden. Die Not sei materiell, moralisch und menschlich riesengroß gewesen, schildert Dagmar Aigner, Leiterin der Kulturabteilung. Neben dem notwendigen Wiederaufbau der Landeshauptstadt habe man auch Demokratie wieder neu erlernen müssen. Manche Folgen der jahrelangen NS-Indoktrination spüre man noch heute. Aber: Es sei wichtig, „die Geschichte der Stadt als das zu sehen, was sie ist und nicht das, was man sich wünschen würde.“
Zeitzeugin Edith Matl war zwölf Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg endete. Sie erinnert sich noch deutlich an die Zeit des Nationalsozialismus: Heilkräuter sammeln und Socken stricken hätten die Mädchen müssen, schildert sie im Gespräch mit SALZBURG24. Alles für die Soldaten. Luftalarm sei eigentlich jeden Tag ausgelöst worden. Ihre Familie habe immer eine Wurst in den Bunker mitgenommen – die eiserne Reserve. Am Tag der Stadtübergabe an die „Amis“ habe der Vater dann gesagt: „Jetzt wird die Wurst verzehrt.“ Doch das lange zurückgehaltene Stück Fleisch sei unauffindbar gewesen. „Es wurde wohl gestohlen.“
Zeitzeugin: „Als Kind hatte man Angst“
Ob sie Angst hatte, als die Amerikaner kamen? „Als Kind hatte man schon Angst“, so Matl. „Und auch die Erwachsenen, vor allem die Nazis.“ In den Wohnblöcken der Weichselbaumsiedlung hätten einige NS-Anhänger gelebt. In den Bunkern hätten dann alle gewartet, bis die Durchsage kam, dass die Stadt übergeben wurde. „Uns Kinder haben die Amerikaner dann angelockt. Sie haben uns Süßigkeiten und Kekse gegeben“, schildert die 92-Jährige. Von da an habe sie regelmäßig Kontakt zu den US-Soldaten gehabt.
Bildergalerien
Matl hatte Glück: Weil ihr Vater durch seine Arbeit viel mit Bauern in Kontakt war, bekam die Familie regelmäßig Essen. „Uns ging es nicht so schlecht“, erinnert sich die Pensionistin. Selbstverständlich war das nicht. Die Armut in der Salzburger Landeshauptstadt war nach dem Kriegsende groß, wie Historikerin Silvia Panzl-Schmoller erzählt. Mit Essensmarken hätten die Menschen für ein Kilo Mehl angestanden, „in der Hoffnung, dass sie es auch bekommen, denn sicher war das nicht“. Lebensmittel seien rationiert worden und knapp gewesen.
Auch Wohnen sei ein Riesenthema gewesen: Zirka 80.000 Menschen lebten 1945 in der Stadt Salzburg. Dazu kamen noch einmal rund 66.000 Flüchtlinge, beispielsweise Kriegsgefangene, die auf dem Weg in ihre Heimat waren. Mit der Ausstellung wolle man vor allem die Lebensrealitäten der Menschen zeigen.
Die Ausstellung ist von 9. Mai bis 3. Juni im Haus der Stadtgeschichte zu sehen. Gezeigt werden Bilder, Dokumente, Lebensmittelmarken und andere Relikte der Zeit um 1945.
(Quelle: salzburg24)