Die Stadt Salzburg ist permanent im Wandel – mal im Kleinen, mal im Großen. In einer Studie der FH Salzburg wurde nun die Entwicklung im städtischen Wohnraum erstmals systematisch erfasst. Die Erkenntnisse wurden den Medien am heutigen Montag im Schloss Mirabell präsentiert. Grob zusammengefasst: Abgerissen werden vor allem kleine Gebäude und Altbestände, neuerrichtet werden solche mit fünf oder mehr Wohneinheiten. Und: Gebaut wird vor allem in Siedlungen. Unterm Strich weicht das klassische Ein- oder Zweifamilienhaus größeren Wohnanlagen.
Fast 600 Salzburger Wohngebäude in zehn Jahren abgerissen
Insgesamt wurden seit 2015 fast 600 Wohngebäude abgerissen oder für den Abbruch vorgemerkt, über 80 Prozent davon waren mit fünf oder weniger Wohneinheiten vergleichsweise klein. Im selben Zeitraum entstanden über 750 neue Wohnbauten, mehrheitlich (zu 55 Prozent) größere Mehrfamilienhäuser mit sechs oder mehr Wohnungen. Aktuell gibt es rund 22.000 Gebäude mit Wohneinheiten in der Salzburger Landeshauptstadt.
Regionaltypische Bauweisen verschwinden
Mehr Wohnraum auf weniger Platz – eine wünschenswerte Entwicklung aus KPÖ-Perspektive, würde man meinen. Doch Bürgermeister-Stellvertreter und Baustadtrat Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) ortet gleich drei Probleme. Zum einen seien die Kaufpreise für Nebauten vergleichsweise hoch. Regelmäßig würden die Kosten bei über 10.000 Euro pro Quadratmeter liegen. Kernsanierte Wohnungen seien mit Preisen ab 6.000 Euro pro Quadratmeter deutlich günstiger. Zudem würden durch die Abrisse regionaltypische Bauweisen verlorengehen – und damit ein Stück Stadtteilidentität, meint Dankl.
Auch auf die Mietpreise habe der Hang zum Neubau Auswirkungen, denn für modernisierte Wohnungen könne meist weniger verlangt werden als für den Erstbezug. Es brauche deshalb auch mehr Anreize zur Sanierung. Wünschenswert wäre eine Wiedereinführung des Förderprogramms des Landes, das Schwarz-Blau abgeschafft hat, so der Baustadtrat. Dabei seien Neubauten nicht per se etwas Schlechtes, betont der Vizebürgermeister. Es komme aber darauf an, wie der Wohnraum am Ende genutzt werde – als Hauptwohnsitz oder Sommerresidenz. Man wolle den gemeinnützigen Wohnbau in Zukunft auch bei kleineren Projekten ermöglichen, erklärt er gegenüber SALZBURG24.
Sanierung statt Neubau würde Ressourcen schonen
Die Forscher der FH Salzburg setzten indes keinen ökonomischen, sondern einen ökologischen Fokus in ihrer Untersuchung: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen wollte man näher betrachten, erklärt Lutz Dorsch. Dort sei Recycling nämlich eine „besondere Herausforderung“ – während Plastikflaschen etwa nach kurzer Zeit in die Wiedernutzung kommen, gehe es bei Baumaterial oft um mehrere Jahrzehnte – und nach dieser Zeit sei vieles nicht wiederverwendbar, sondern tauge maximal noch als Straßenbelag.
Insgesamt zehn Jahre an Baubewegungen haben sich Dorsch und sein Kollege Simon Kindelbacher angesehen – anhand von Luftbildern und Recherche. Anspruch auf Vollständigkeit erheben sie nicht. Aber ihre Untersuchungen zeigen ein Muster: Wohnraumentwicklung findet vor allem in Siedlungsräumen und in Gebieten mit sozioökonomischen Veränderungen statt – und Abriss und Neubau sind klar im Trend.
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Dabei schlummere in Leer- und Altbeständen oft großes Potenzial, betonen die Forscher. Mit einer Sanierung könne man viele Häuser wieder nutzbar machen und so Ressourcen und Treibhausgase einsparen. Laut Angaben der Europäischen Kommission ist der Gebäudesektor für etwa 36 Prozent der EU-Emissionen verantwortlich. Etwa ein Drittel davon entfällt auf die Errichtung. Inwieweit die abgerissenen Gebäude noch für eine Sanierung geeignet gewesen wären, wurde nicht erhoben.
(Quelle: salzburg24)