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Grippe: So gefährlich können Medikamente im Straßenverkehr sein

Unter Medikamenteneinfluss kann die Sicht auch mal verschwimmen.
Veröffentlicht: 24. Jänner 2017 16:40 Uhr
Medikamente sind zur Zeit der Grippewelle die „Rettung in der Not“. Deren Einnahme kann jedoch zur Gefahr werden: Experten des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) warnen vor einer verminderten Fahrtüchtigkeit. Welche Gefahren das birgt und was man beachten sollte, lest ihr hier.
SALZBURG24 (Florian Gann)

Die Erkältungs- und Grippewelle hat die Österreicher derzeit voll im Griff. Rezeptfreie oder rezeptpflichtige Arznei, sicher ist: Viele  Präparate beeinträchtigen die subjektive Wahrnehmung und ebenso die Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr. Durch die Einnahme von diversen Medikamenten wird die Fahrsicherheit beeinflusst.

Viele Unfälle unter Medikamenteneinfluss

Experten schätzen, dass zwischen 8 Prozent und 25 Prozent aller Verkehrsunfälle direkt oder indirekt auf Medikamenteneinnahme zurückzuführen sind: Dies würde bedeuten, dass durchschnittlich pro Jahr etwa 3.000 bis 9.000 aller Verkehrsunfälle auf Österreichs Straßen auf direkten oder indirekten Medikamentenkonsum zurückzuführen sind, berichtete das KFV in einer Aussendung.

5-Punkte-Checkliste vorm Losfahren

Damit auf der Straße nichts schief geht, solltet ihr folgende Punkte beachten:

  • Fühle ich mich fit?
  • Habe ich Medikamente genommen?
  • Bin ich mir sicher, dass diese die Fahrtüchtigkeit nicht beeinflussen?
  • Gibt es heute ausnahmsweise eine Alternative zum Auto?
  • Sollte ich noch einen Arzt oder Apotheker um Rat bitten?

20 bis 30 Prozent haben Einfluss auf Wahrnehmung

Rund ein Drittel aller in Österreich zugelassenen Medikamente haben Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit. „Manche Medikamente könnten Einfluss auf das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung haben. Fahruntüchtigkeit kann typischerweise durch die dämpfenden Wirkungen von Medikamenten auf das zentrale Nervensystem verursacht werden. Dies kann zu Fehleinschätzungen von Gefahrensituationen, wie beispielsweise durch vermindertes Reaktionsvermögen, führen“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.

Mythen über Medikamente und Verkehrstüchtigkeit

450 face-to-face Interviews, die das KFV mit Österreichischen Pkw-Lenkern geführt hat, zeigen die Wissenslücken auf:  Fast 3 von 10 Befragten (29 Prozent) denken, dass rezeptfreie Arzneimittel, beim Lenken eines Fahrzeuges bedenkenlos eingenommen werden können. 38 Prozent der Befragten gaben an, den Beipackzettel selten (24 Prozent) oder nie (14 Prozent) bewusst zu lesen, um über die Nebenwirkungen und möglichen Beeinträchtigungen des Medikaments auf die Verkehrstüchtigkeit Bescheid zu wissen. Dabei fühlte sich bereits mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) selbst schon einmal beim Lenken eines Fahrzeuges nach der Einnahme von Heilmitteln in seiner Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigt.

Warndreieck auf Verpackung weist auf Beeinträchtigung hin

Das auf der Medikamentenschachtel aufgedruckte Warndreieck mit Rufzeichen ist nur 22 Prozent der Befragten bekannt. Immerhin fast die Hälfte der Befragten (43 Prozent) lenkt ein Auto auch bei Erkrankung.

Welche Medikamente beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit?

Sogar gewöhnliche Schmerzmittel oder Mittel gegen Fieber oder Entzündungen können schnell müde machen, stärkere Präparate machen fahruntüchtig. Auch auf Beruhigungs- und Allergiemittel reagiert der Körper mit Müdigkeit. Diese niemals mit Aufputschmittel bekämpfen - sie wirken enthemmend und fördern die Gleichgültigkeit. Manche Präparate gegen Bluthochdruck oder Brechreiz, Augentropfen mit Wirkung auf die Pupille wirken sich ebenfalls negativ auf die Fahrtüchtigkeit aus. Vor allem Psychopharmaka wie Beruhigungsmittel, Schlafmittel oder starke Präparate gegen Schmerzen und Fieber können die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinflussen.

Achtung: Schlafmittel wirken lange nach

Besonders kritisch sind die Auswirkungen von Präparaten mit einer mehrstündigen Wirkdauer auf die Fahrtauglichkeit. Dazu zählen vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, die seit einigen Jahren immer häufiger bei Schlafstörungen verordnet werden. Tückisch ist hier der sogenannte Hangover-Effekt: Manche Präparate haben noch 16 Stunden nach der Einnahme eine Wirkung, die 0,5 bis 0,8 Promille Blutalkohol entspricht. Laut einer Studie des deutschen TÜV steigt das Unfallrisiko nach Einnahme eines Schlaf- oder Beruhigungsmittels um das 3,5-fache. Bei rezeptpflichtigen Schmerztabletten beträgt der Risikofaktor "nur" 2,5.

Der Lenker trägt die Verantwortung

Autofahren unter dem Einfluss von Medikamenten stellt eine vielfach unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr dar. „Lesen Sie deshalb unbedingt immer den Beipackzettel, bevor Sie Auto oder Fahrrad fahren“, empfiehlt Thann. „Achten Sie auf den Gefahrenhinweis auf den Medikamentenpackungen. Jeder Autofahrer ist selber verantwortlich zu entscheiden ob er fahrtauglich ist.“ Wer sich nicht sicher ist, ob sein Medikament die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt, kann jederzeit in einer der 1360 Apotheken in Österreich nachfragen. Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Apo-App der der Österreichischen Apothekerkammer. Dort sind alle Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit beeinflussen können, mit einem Symbol versehen. Über genaue Wirkungen und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen informieren im konkreten Einzelfall dann jederzeit gerne die Apothekerinnen und Apotheker.

(Quelle: salzburg24)

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